Story: Kathryn und Chakotay gehen eine Wette ein, die beiden das Leben ein wenig schwerer macht und für einige schwierige Situationen sorgt. Warning: Diese Geschichte beinhaltet keine moralische Botschaft, noch fundamentale Weisheiten aus meinem reichen Erfahrungsschatz. Sie soll niemanden beleidigen sondern nur (auf einfache und unschuldige Art) unterhalten. Disclaimer: Star Trek gehört Paramount/ Viacom. Ich hatte mir die Charaktere nur ein weiteres Mal für meine kranken Szenarien ausgeliehen. Feedback: RGustavus@aol.com

 

Kein Indianer in meinem Bett

By Susan

 

Montag, 7.55 Uhr

Der Captain der Voyager trat aus seinem Quartier, pünktlich zur nächsten Schichtablösung und bereit einen neuen Tag im Delta-Quadranten zu bestreiten. Sie war etwas überrascht Chakotay vor seinem Quartier zu sehen, der mit einem weiblichen Fähnrich aus dem Maschinenraum sprach. Als er sie erblickte, bemühte er sich das Gespräch so schnell wie möglich zu beenden, verabschiedete sich und eilte Kathryn entgegen. Er lächelte sie offen an und Kathryn verbannte das leise Gefühl von Eifersucht sofort aus ihrem Bewußtsein.

"Guten Morgen, Kathy!"

Sie lächelte ihn an und sie machten sich auf dem Weg zum Turbolift. "Was gab es denn so früh am morgen schon zu klären?" fragte Kathryn neugierig und wies in die Richtung, in die die junge Frau verschwunden war.

"Oh, Carrie Simmons. Sie fragte, ob es nicht möglich sei ein neues Quartier für sie zu finden. Bisher lebte sie mit Peter McDougel zusammen. Aber wie es scheint sind die beiden an einem Punkt in ihrer Beziehung angekommen, an dem es besser ist in getrennten Quartieren zu leben. Was ich über die beiden gehört habe, wären getrennte Schiffe noch optimaler. Etwas, das leider außerhalb unserer Optionen liegt. Ich sagte ihr, ich würde mit dir darüber sprechen."

Die beiden Führungsoffiziere betraten den Turbolift. Kathryn schien bestürzt. Sie starrte gedankenverloren auf den Boden, als sie zu sprechen begann. "Ich hoffe wir können wenigstens einen Kleinkrieg vermeiden." Chakotay lächelte amüsiert. "Ich glaube kaum, das wir den beiden in dieser Sache irgend etwas vorschreiben können, solange es keine Toten gibt, meine ich. Das müssen sie selbst klären." Kathryn sah in ernst an.

"Ich hoffe uns bleibt so etwas erspart. Ich meine, ich habe schon einige Beziehungen hinter mir und sie waren auch keine permanente Existenz in purer Euphorie und Ekstase. Andererseits waren diese Männer auch nicht du..." Sie blickte ihn schelmisch an.

Er legte seine Arme um sie, sah sie einen Moment an, um das Grinsen zu erwidern und sagte: "Du machst mich auch verrückt, Kathryn Janeway!", bevor er sie küßte.

Plötzlich wurde Kathryn bewußt, daß der Turbolift noch immer da war, wo sie ihn betreten hatten. Sie errötete etwas. Chakotay lenkte sie einfach zu sehr ab. Das mußte sie in den Griff bekommen. "Brücke!" sagte sie laut und die Transportkapsel setzte sich in Bewegung. Einen Moment lang herrschte Stille, bis Chakotay - versunken in Gedanken wieder in die Gegenwart zurückkehrend - sagte: "Ich denke, daß - abgesehen davon, daß man normalerweise eine ganze Menge für seinen Partner empfindet, ihn respektiert und schätzt, und einen gemeinsame Erinnerungen verbinden - es die kleinen Dinge sind, die eine Beziehung am Laufen halten."

Kathryn lächelte und gerade, als sie überzeugt war, den romantischsten Indianer des Universums zu lieben, fügte Chakotay hinzu: "Und der Sex!"

Kathryn betrachte ihren Ersten Offizier mit einer Mischung aus Überraschung, Entsetzen und Amüsement, wobei sie es gerade noch verhindern konnte, daß ihre Kinnlade herunterklappte. Alles was sie sagte war: "Computer: Turbolift stoppen."

Chakotay blickte sie fragend und lächelnd an, mit diesem unschuldigen und gleichzeitig vertrauenerweckenden Grinsen, von dem er genau wußte, daß sie ihm nicht widerstehen konnte. Was sollte sie darauf nun antworten. Sie lächelte.

"Das ist aber eine sehr interessante Einstellung, Commander. Bedeutet das auch, das sie Dingen wie Liebe und romantische Vorstellungen, vertraute Gespräche und wundervolle Verabredungen als überflüssig für eine Beziehung befinden?"

Chakotay verzog das Gesicht.

Falsches Statemant zur falschen Zeit! dachte er reuevoll, als er begann sich der Inquisition zu stellen.

"Oh nein, Captain. Ganz und gar nicht. Aber romantische Vorstellungen verblassen schnell und sie allein reichen einfach nicht für eine Beziehung." Er machte eine Pause, um die Bedeutung seiner Worte zu unterstreichen. "Warum wohl geben wir uns immer so schrecklich viel Mühe romantische Abende zu verbringen, uns in aufregende Sachen zu stecken und gut auszusehen. Diese vertrauten Gespräche sind voller Andeutungen und Versprechungen und am Ende läuft doch alles auf eins hinaus: Sex!"

Kathryns Gesicht verzog sich, als sie dieser gänzlich unromantischen Ausführung folgte.

Chakotay hob abwehrend die Hände, als er merkte welche Gedanken sich hinter Kathryns Stirn bildeten und in welchem Licht sie ihn jetzt sah. Hätten Chakotay und sie ein gemeinsames Quartier, sie hätte wahrscheinlich jetzt in Gedanken schon nach einer neuen Unterkunft für ihren ehemaligen Ersten Offizier gesucht.

Hastig sprach der Indianer deshalb weiter. "Ich will diese ganzen Faktoren nicht abwerten, denn das ist es wonach wir so verrückt sind: Liebe, Geborgenheit, Vertrauen und jede Menge Spaß. Und das alles entlädt sich in Sex. Es findet quasi seinen...Höhepunkt darin..." Er sah sie mit einem entschuldigenden 'So-ist-das-nun-mal'-Blick an, während Kathryn ihn nur sprachlos anstarrte. In gewisser Weise ergaben seine Worte einen Sinn. Aber man konnte es unmöglich auf Sex reduzieren. Es gefiel ihr nicht.

Plötzlich bildete sich ein gemeines Grinsen auf ihren Lippen und Chakotay wußte augenblicklich, daß sie etwas vorhatte. Kathryn kniff die Augen zusammen und sagte herausfordernd:

"Ich glaube du hältst es keine Woche ohne aus!"

Sie grinste. Chakotay lachte laut auf.

"Vielmehr glaube ich, Captain Janeway, Sie hätten ihre Schwierigkeiten damit mir eine volle Woche zu widerstehen."

"Gut, Commander. Laß uns doch eine Wette abschließen. Ich beweise dir, daß eine gute Beziehung ihre Erfüllung auch ohne Sex findet - zumindest für eine Woche." fügte sie bei einem kurzzeitigen Anflug von Zweifel hinzu. Dem stets aufmerksamen Ersten Offizier der Voyager war die kleine Unsicherheit seines Captains nicht entgangen. Ein triumphierendes Lächeln zierte sein Gesicht. "Ich habe schon gewonnen!...Computer: Turbolift weiterfahren!"

 

Dienstag, 21.00 Uhr

Kathryn stand vor dem Spiegel im Badezimmer ihres Quartiers und betrachtete das Ergebnis der einstündigen Vorbereitung auf diesen Abend eingehend. Normalerweise brauchte sie nicht lange, um sich fertig zu machen und sich unter die Leute zu wagen (vielleicht hatte das auch mit der Tatsache zu tun, daß sämtliche Crewmitglieder rangniedriger waren - Kathryn war sich da nicht sicher). Aber heute Abend legte sie besonders viel Wert auf ihr Erscheinungsbild. Chakotay durfte jeden Moment hier eintreffen - zu einem "Fernsehabend". Woher diese plötzliche Obsession für Filme des 20. Jahrhunderts kam, wußte Kathryn nicht. Und eigentlich war sie auch nicht besonders an den "bewegten Bildern" interessiert. Aber Chakotay zuliebe... Und dann war da noch diese Wette. Bedingung war es, alle Verabredungen einzuhalten. Das sollte es schwerer machen - und interessanter. Kathryn jedenfalls tat einiges, um diese Wette zu gewinnen. Ein Hauch mehr Make-Up als sonst, Parfum an den richtigen Stellen und das knappste, engste Spaghetti-Träger-Kleid, daß ihr nicht das Gefühl gab, sich zu prostituieren (und es war nicht einfach ein solches Kleid zu finden), gehörten zu ihrer heutigen Ausstattung.

Sie musterte ihr Spiegelbild zufrieden und gerade, als sie anfangen wollte ihren Wimpernaufschlag und den Schmollmund vorm Spiegel zu perfektionieren, unterbrach sie der Türmelder. Ein letzter prüfender Blick, ob alles an den richtigen Stellen saß, und Kathryn ging in Richtung Tür, als sie rief: "Herein!"

Ein - in eine dunkelbraune Hose, ein helles Shirt und ein lässiges Jacket gehüllter und extrem gut aussehender - Chakotay betrat das Quartier des Captains. Beiden stockte vor Bewunderung des anderen etwa eine Millisekunde der Atem, und sie taten ihr bestes, um es sich nicht anmerken zu lassen.

Chakotay brach das Schweigen zuerst. "Du siehst... extrem... feminin aus." Er kämpfte dabei krampfhaft gegen den Drang auf eine bestimmte Stelle ihres Oberkörpers zu starren.

Vergebens.

Kathryn lächelte triumphierend. Das Kleid war eine vortreffliche Wahl gewesen. "Danke!" erwiderte sie und ging auf ihn zu. "Du siehst auch sehr gut aus. Ist das Shirt neu? Ich kann mich nicht erinnern jemals ein Shirt gesehen zu haben, das diesen Einblick auf deinen muskulös... ähm..."

Kathryn stoppte, als sie bemerkte, daß sich das gleiche triumphierende Lächeln auf Chakotays Gesicht ausbreitete. Sie wollte diese Wette gewinnen. Dann trat sie einen Schritt zurück, als ihr bewußt wurde, wie nahe sie ihrem gutaussehenden, muskulösen, attraktiven, greifbar nahen Ersten Offizier war.

Oh, denk gefälligst etwas anderes. Du wirst doch wohl diese lächerliche Woche durchstehen! Kathryn zwang sich zu einem Lächeln und beendete ihren Satz, allerdings ohne das es ihr gelang nicht ziemlich verwirrt zu wirken. "...auf deinen Oberkörper... ähm... gewährleistet... hat.

Oh, wisch dir dieses verfluchte Grinsen aus dem Gesicht, Mister!

Ein paar Minuten später, nachdem sie es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht und den synthetisierten Wein vom Replikator geordert hatten ( und sich Chakotay dabei unentwegt und fasziniert zugleich fragte, wie Kathryn es schaffte in diesem engen Kleid überhaupt zu sitzen) entbrannte die Diskussion, um den Film des heutigen Abends.

Nach einigen Vorschlägen von Chakotay, die allesamt durch bizarre Argumente von Kathryn abgeschmettert wurden, fragte Kathryn: "Wie wäre es mit 'Winnetou' oder 'Der mit dem Wolf tanzt'. Ich bin mir sicher, du könntest jede Menge Anregung für ein paar weitere 'alte indianische Legenden' bekommen."

Sie grinste ihn unschuldig an und setzte den Wimpernaufschlag ein.

Chakotay entschied sich nicht beleidigt zu sein. Statt dessen fixierte er ihren Blick, beugte sich zu ihr und sagte, in einer rauhen, leisen Tonlage: "Gib es zu. Du mochtest meine alte Kriegerlegende. Du konntest mir nur mit Mühe widerstehen. Und es tut dir heute noch leid, diesen Gefühlen damals nicht nachgegeben zu haben!" Chakotays Gesicht kam immer näher. Jetzt fixierte er ihre Lippen.

"Ganz und gar nicht!" flüsterte Kathryn, bevor sie seine warmen Lippen spürte. Ein sanfter Kuß, der bald leidenschaftlicher wurde.

Und noch leidenschaftlicher.

Chakotays Hände begannen über den weichen Stoff ihres Kleides zu wandern - bis er den Kuß abrupt unterbrach und sich eine Armeslänge weiter weg von Kathryn setzte.

Er wollte diese Wette gewinnen, und ihr nicht gleich am ersten Abend zeigen, wie unwiderstehlich er sie fand.

Du hast fünf Jahre gewartet. Da schaffst du diese Woche locker!

Er setzte ein selbstsicheres Lächeln auf, als er sich wieder an sie wandte. "Wie wäre es statt dessen mit 'Titanic'?"

Kathryns Lächeln verschwand. "Bitte keine Filme über sinkende Schiffe!" Sie lachte gequält.

"Du hast recht. Das wäre unpassend."

Chakotay überlegte einen Augenblick, dann sah er sie an. Kathryn bemerkte sein schelmisches Grinsen mißtrauisch. Er hatte definitiv etwas vor.

"Computer!" begann er. "Zugriff zu Filmarchiv - 20. Jahrhundert. Videodatei auf den Schirm ins Quartier des Captains legen. Titel der Datei: Casablanca!"

Sein Grinsen wurde breiter.

Einer der romantischsten Filme der Erde. Kathryn wird ihre Probleme haben mir zu widerstehen!

Und obwohl Chakotay recht behalten sollte, so stellte sich doch heraus, daß auch er seine Schwierigkeiten hatte, als sie im Verlauf des Films immer enger zusammenrutschten und gegen Ende doch sehr umschlungen, dem tragischen Ausgang der Story folgten.

An diesem Abend verließ Chakotay Kathryn mit einem schnellen Gute-Nacht-Kuß und verfluchte auf dem Weg in sein Quartier die Ultraschalldusche, die ihm eine dringend nötige "kalte Dusche" verwehrte. Es sollte nicht das letzte mal in dieser Woche sein.

 

Mittwoch, 19.35 Uhr

"Torres an Paris!"

"Es wird Zeit das du dich meldest B'Elanna. In gut vier Stunden ist mein Geburtstag vorbei und ich warte immer noch sehnsüchtig auf das gemeinsame Essen, das du mir versprochen hast!" Tom klang etwas ungehalten.

Wie ein quengelndes Kind! dachte B'Elanna, als sie fortfuhr.

"Genau deswegen wollte ich mit dir sprechen Tom. Aus unserem gemeinsamen Abend wird wohl nichts. Ich habe hier unten ein Problem mit den Plasmainjektoren und Captain Janeway bat mich noch den Bericht über die Reparatur an dem Shuttle abzugeben. Es tut mir leid, aber es sieht wohl so aus, als würde ich hier noch eine Weile festsitzen."

B'Elanna sah das enttäuschte Gesicht des Piloten praktisch vor sich. Eine Weile herrschte Ruhe. "Dann komme ich einfach runter zu dir und helfe dir bei den Reparaturen. So verbringen wir wenigstens..."

"Commander Chakotay an Lieutenant Paris!"

"Warte eine Sekunde B'Elanna! Paris hier, Commander."

"Tom, es tut mir leid Sie in Ihrer Freizeit zu stören, aber wir haben Schwierigkeiten mit Holodeck eins. Fähnrich Wildman läßt gerade ein Programm laufen und kann es nicht wieder deaktivieren. Harry ist schon unterwegs, aber er sagte, er könnte ihre Hilfe gebrauchen." Tom verzog das Gesicht zu einer selbstmitleidigen Grimasse. Heute klappte aber auch gar nichts. "In Ordnung, Commander. Harry und ich werden das in 10 Minuten erledigt haben."

"Wunderbar. Chakotay, Ende!"

"B'Elanna?"

"Ja?"

"Ich werde in 10 Minuten bei dir sein. Es gibt mal wieder eine Fehlfunktion auf dem Holodeck. Paris, Ende!"

Tom machte sich nicht die Mühe seine Jeans und das überraschend einfarbige Hemd wieder gegen seine Uniform zu tauschen. Diese Sache würde schließlich nicht lange dauern. Er vermutete vor Holodeck eins Harry anzutreffen, aber Tom mußte feststellen, daß dem nicht so war. Überrascht schritt er auf die Konsole neben dem Schott zu und mußte einmal mehr stirnrunzelnd feststellen, daß keinerlei Fehlfunktionen angezeigt wurden. Er schritt wieder auf das Schott zu und wartete darauf, daß es sich unter dem typischen Geräusch öffnete. Er wußte nicht, was hier gespielt wurde - obwohl er eine gewisse Ahnung hatte - aber ein Notfall lag hier garantiert nicht vor...

"Das war sehr überzeugend, Chakotay!" B'Elanna stand - in ein schlichtes dunkelrotes Kleid gehüllt - inmitten sämtlicher Führungsoffiziere (außer dem Doctor), die ihre Uniformen ebenfalls durch Freizeitbekleidung ersetzt hatten, und strahlte den Ersten Offizier zufrieden an. "Ich denke Tom hat es geschluckt." Chakotay schmunzelte und die Führungsoffiziere tauschten verschwörerische Blicke aus. "Computer, lokalisiere Lt. Paris!" Harry reckte den Kopf etwas in die Luft, eine nicht seltene Angewohnheit von Offizieren, wenn man den Computer befragte. "Lieutenant Tom Paris befindet sich vor Holodeck eins und ist in Begriff einzutreten." Die Offiziere lächelten.

Als sich das Schott öffnete erkannte Tom im ersten Moment nur allgemeine Dunkelheit in dem Raum vor sich. Dann ging das Licht an und eine Horde von Crewmitgliedern - Harry, Chakotay, Fähnrich Wildman und B'Elanna! - brüllte aus Leibeskräften 'Happy Birthday' und gleich danach ertönte ziemlich laute Musik und eine Lichtshow. Er hatte sich in ein seltsames Disco-Verschnitt-Programm verirrt und es gefiel ihm!

Noch unter Schock stehend ließ er sich von B'Elanna umarmen und nahm Glückwünsche von breit grinsenden Vorgesetzten und Kollegen entgegen. Er mußte zugeben, diesmal hatten sie ihn tatsächlich überrascht.

B'Elanna war glücklich, das alles so gut geklappt hatte. Sie hatte dieses Programm so gut sie konnte - mit Harrys Hilfe - nach den begeisterten Schilderungen Toms über "Freizeitgestaltungen des 20.Jahrhunderts", kreiert. Sie hielt die Musik für etwas verschroben - sie hatte keine Ahnung, wer zum Teufel 'John Travolta' und 'Elvis the Pelvis' eigentlich waren, aber Tom schien es trotzdem zu gefallen. Er begann jedenfalls sich mit kindlicher Überschwenglichkeit und Begeisterung zu bedanken.

"Tom, als zusätzliche Überraschung für dich, schaust du jetzt da hinüber!"

Das würde ihm den Rest geben.

Wie auf Kommando wurde die kleine Erhöhung in grelles Licht getaucht und eine blonde Frau, in ein weißes Cocktailkleid - mit einem großzügigen Ausschnitt, soviel konnte Tom aus dieser Entfernung erkennen - gehüllt, begann auf verführerische Art und Weise - und in einer äußerst seltsamen Tonart- 'Happy Birthday' zu singen, während sie dabei langsam auf Paris zuging.

"Meine persönliche Marilyn Monroe?" fragte Tom beeindruckt, es war eher eine Feststellung als eine Frage. Dann verzog er das Gesicht. Der Text war etwas abgewandelt.

"...happy birthday...little helmboy...happy birthday to you!"

Dann riß sich die vermeintliche Diva die blonde Perücke vom Kopf und ein nur allzu bekanntes Gesicht lachte Tom direkt ins Gesicht.

"Doc!" rief Tom entsetzt. "Das ist geschmacklos. Sie haben soeben eine meiner schönsten Phantasien zerstört!" Allgemeines Gelächter folgte - außer natürlich von Seven, die wie immer beobachtend und unbeteiligt herumstand.

"Es tut mir sehr leid Mr. Paris, aber nachdem Sie meine Hoffnung auf kompetente Hilfe und Ordnung in meiner Krankenstation zerstört haben, mußte ich diese kleine Performance machen. Alles Gute zum Geburtstag!" Eine Sekunde später zierte ein fetter Lippenstiftabdruck die Stelle, an der der Doctor Tom auf die Wange geküßt hatte. Janeway und Chakotay schüttelten - wie die restlichen Anwesenden - lachend die Köpfe.

Den Rest des Abends verbrachten Tom und B'Elanna eng umschlungen auf der Tanzfläche, während Chakotay hoffte, daß die beiden sich endlich in ihr Quartier zurückzogen, damit er endlich von diesem Ort wegkam, an dem sich plötzlich lauter Paare gebildet hatten und er seit einer Stunde versuchte Kathryn aus dem Weg zu gehen, um nicht mit ihr tanzen zu müssen.

Wahrscheinlich bildete er sich das ganze nur ein, aber es fiel ihm immer schwerer Kathryns Anziehung zu ignorieren und er hatte einfach keine Lust mehr noch länger mit Neelix über die Aversion der Crew gegen Leolawurzeln zu diskutieren.

Er stand auf und wandte sich um, um zu gehen, als der Doctor plötzlich vor ihm stand - wieder in gewohntem Erscheinungsbild. "Commander, wollen Sie etwa schon gehen?" Chakotay fühlte sich genervt. Er wollte in sein Quartier und sich damit beschäftigen das Bild von Kathryn in einem weiteren atemberaubenden Kleid, welches sie heute trug, aus seinem Bewußtsein zu verbannen. Natürlich würde ihm das nicht gelingen und er würde sich, nachdem er sich zum millionsten mal gefragt hatte, wie er sich nur auf so eine idiotische Wette hatte einlassen können, darin versuchen zu meditieren und ein weiteres mal scheitern, weil ihm plötzlich nur allzu bewußt würde, das nur eine einzige dünne Wand sein Quartier von Kathryns trennte.

Chakotay war genervt, als er diese Prognose aufstellte und warf - in das Hier und Jetzt zurückkehrend - dem Doctor nur einen gereizten Blick zu. Doch der ließ sich nicht abschütteln.

"Sie wirken unausgeglichen, Commander! Darf ich fragen was der Grund dafür ist?" Chakotay zwang sich zu einem diplomatischen Lächeln - und scheiterte wieder. "Sicher - aber Sie werden keine Antwort erhalten, Doctor!"

"Ah, Sarkasmus und Feindseligkeit - Eigenschaften, die ich von Captain Janeway gewohnt bin. Aber wenn sie bei Ihnen auftreten, deutet dies auf erhöhten Streß hin. Morgen früh, 8.00 Uhr auf der Krankenstation. Und seien Sie pünktlich!" Damit war der Doctor auch schon wieder verschwunden, noch ehe der Erste Offizier protestieren konnte. Er seufzte - und sah Kathryn auf sich zukommen. Großartig!

Kathryn war gut gelaunt und hatte ein Lächeln auf den Lippen, als sie auf ihren Liebhaber zusteuerte. Denk nicht an solche Wörter wie 'Liebhaber'. Das macht diesen Abend nur noch schwerer! rügte sie sich selbst. Sie seufzte unmerklich.

"Gehen Sie mir etwa aus dem Weg, Commander? Du kennst die Vereinbarung. Sich verstecken und aus dem Weg gehen, gilt nicht!"

Sie legte eine Hand auf seinen Brustkorb und blickte ihn unschuldig an. Chakotay räusperte sich. "Glaub mir, ich kann mich noch hundertprozentig an diese idiotische Wette erinnern."

Kathryn schmunzelte. Er hasste die Wette. Es fiel ihm schwer. Gut! Je eher er nachgab, desto eher, würde auch sie aus dieser verdammten Wette rauskommen...

"Außerdem gehe ich dir nicht aus dem Weg. Ich habe nur...ein Problem mit Neelix besprochen. Und jetzt wollte ich gerade gehen. Es ist spät und ich muß mich morgen früh auf der Krankenstation melden." Kathryn machte ein ungläubiges Gesicht.

"Auf der Krankenstation, was?" Sie zog ihn Richtung Tanzfläche.

"Was tust du da?" Chakotay wirkte erschrocken. "Du wirst dich nicht davonstehlen ohne einmal mit deinem Captain getanzt zu haben, Chakotay!" Sie grinste süffisant. Chakotay realisierte, daß sein Widerstand Aufmerksamkeit bei den restlichen Tanzpaaren erregte. Was würde das wieder für Gerüchte geben. 'Der Commander hat eine wilde Affaire mit einem anderen Crewmitglied und wollte wegen seiner Schuldgefühle nicht mit dem Captain tanzen. Ne ne ne ne ne... '

Chakotay entschied, daß es tatsächlich besser war nachzugeben und er schloß Kathryn in seine Arme, wobei er versuchte, das gute Gefühl, welches sich dabei ergab, konsequent zu ignorieren.

Es bestand sicher keinerlei Gefahr, daß sie beide hier übereinander herfallen würden - obwohl das sicherlich noch viel interessanteren Gesprächsstoff für die Crew geliefert hätte - aber schließlich mußte er noch fünf Tage durchhalten, ehe er das tun konnte, woran er in den letzten zwei Tagen ununterbrochen dachte. Es war paradox. Die Wette hatte diese Gefühle auf eine beträchtliche Art und Weise intensiviert...

Kathryn lehnte ihren Kopf an seinen Brustkorb. Ein langsames Lied. Das war genau das, was sie jetzt brauchte. Naja, es war genau das was sich ermöglichen ließ, von den Dingen, die sie jetzt brauchte. Sie sprach lauter, als sie sagte: "Computer: Liedwunsch: Frank Sinatra, 'Strangers in the night'."

Chakotay sah sich seinem Schicksal unabdingbar ausgeliefert. Diese Frau würde ihm den Verstand rauben. Sie hatte vor Jahren damit begonnen und jetzt trat sie ihren Siegeszug an.

'Strangers in the night!' Langsam und romantisch.

Eine ganze Woche! seufzte er wehmütig, als sich die beiden Führungsoffiziere der Voyager langsam zur Musik bewegten und einer weiteren schlaflosen Nacht entgegen blickten.

 

Donnerstag, 10.00 Uhr

"Scheint als wären wir die ersten. Ihre Senioroffiziere werden langsam nachlässig, Captain."

Kathryn reagierte auf Chakotays Neckerei mit einem verunglückten Grinsen, schürzte dann die Lippen und sagte: "Wahrscheinlich wird es wieder mal Zeit ein Exempel zu statuieren. Wen also, schlagen Sie vor, sollen wir als nächstes öffentlich auspeitschen?"

Sie sah ihn verschwörerisch an.

"Ich weiß nicht, Captain. Ich glaube mir ist heute eher nach einer sauberen Pulverisierung per Phaserstufe 16. Und vielleicht wäre Harry der ideale Kandidat. Er hat in letzter Zeit viel von seiner Kadettennaivität eingebüßt... "

Kathryn brach in schallendes Gelächter aus, während Chakotays Gesicht todernst blieb.

Die Tür zum Briefing Room öffnete sich und Harry - eine Entschuldigung murmelnd -, Seven, Tuvok, der Doctor, Neelix, Tom und B'Elanna traten ein.

"Ohh gut," sagte Chakotay, als er den Fähnrich erblickte. "Wir haben gerade von Ihnen gesprochen, Harry!"

Kathryn hatte sich gerade gefangen gehabt, aber bei diesem Kommentar brach sie wieder in lautes Lachen aus.

Das hatte zur Folge, daß Harry - peinlich berührt im Rampenlicht zu stehen - rot anlief, während der Rest der Senioroffiziere ihren Captain nur überrascht und neugierig (eine hochgezogene Augenbraue zeigte sich) musterten. In den 5 Jahren im Delta-Quadranten hatten sie Kathryn Janeway von einigen Seiten kennengelernt, aber es war noch nie passiert, daß sie während ihrer Schicht so amüsiert war.

Kathryn bemerkte die Reaktionen und ihre rechte Hand schnellte zu ihrem Mund, wo sie einige Augenblicke verweilte. Sie versuchte Chakotay - immer noch gegen das Lachen ankämpfend - einen verärgerten Blick zuzuwerfen, während der Indianer sich köstlich amüsierte, es geschafft zu haben seinen Captain in diese Situation zu bringen.

Er heuchelte einen entschuldigenden Blick, der aufgrund seines Kicherns von niemandem ernst genommen wurde.

Kathryn schaffte es sich zu beruhigen und die Offiziere nahmen am Konferenztisch Platz.

"...Langstreckensensoren einen Klasse M Planeten entdeckt. Wir sind uns sicher, daß wir dort unsere Vorräte aufstocken - sowie eventuell ein paar Tage Landurlaub machen - könnten. Die Koordinaten des Planeten erfordern nur eine geringe Kurskorrektur. Er liegt sozusagen auf unserem Weg."

Harry fühlte sich noch immer unwohl unter den Blicken der restlichen Offiziere, während er die Neuigkeit verkündete. Chakotay hörte ihm aufmerksam zu. "Gibt es irgendwelche Anzeichen auf Raumfahrt oder Defensivsysteme des Planeten?"

Harry antwortete, glücklich kompetente Auskunft geben zu können.

Kathryn schenkte dem Gespräch keine Beachtung.

Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit war ausschließlich auf ihren Ersten Offizier gerichtet.

Das stark ausgeprägte Kinn, die dunklen Augen, die vollen, weichen Lippen, die sie schon so oft geküßt und verwöhnt hatten... Das geheimnisvoll wirkende Tattoo, das Kathryn schon so oft fasziniert betrachtet und dessen Linien sie sanft mit ihren Fingerspitzen nachgezeichnet hatte, während Chakotay noch geschlafen hatte.

Das Bild eines, im Bett des Captains liegenden, Chakotays entstand in ihrem Geist und genau das war auch der Zeitpunkt, an dem sie realisierte, daß sie Chakotay die ganze Zeit über - nicht unbemerkt von den anderen - angestarrt hatte. Kathryn rutschte ein Stück in ihrem Stuhl zurück und räusperte sich etwas zu laut, was wiederum die Aufmerksamkeit ihrer Offiziere weckte.

Oh, ganz toll Kathryn! Das war wirklich unauffällig!

Chakotay zog andeutungsweise eine Augenbraue hoch, als er Kathryn ansah, grinste gefährlich und fragte dann: "Nun, was halten Sie davon, Captain?"

Oh, schön, verdammter Bastard. Als ob ich auch nur ein Wort wüßte, von dem ihr geredet habt.

Sie zögerte und sah den Indianer aus zugekniffenen Augen böse an. Dafür würde er zahlen müssen. "Ich denke die Vor - und Nachteile wurden eindeutig abgewägt. Tun Sie es!" Der letzte Satz war an alle gerichtet, woraufhin die Offiziere aufstanden und den Raum verließen, um wieder an ihre Stationen zurückzukehren. Janeway und Chakotay ließen sich etwas mehr Zeit, und als sie allein in dem Raum waren, ging Kathryn auf ihren Ersten Offizier zu. "Dafür wirst du mir büßen!" Ein teuflisches Grinsen huschte über das Gesicht des Commanders, als er sich zu ihr herunter beugte und sagte: "Ich kann es kaum erwarten!" Dann küßte er sie.

15 Minuten nachdem Chakotay und Janeway die Brücke wieder betreten hatten, hielt es Kathryn nicht mehr aus. Sie spürte eindeutig die Blicke ihres Ersten Offiziers im Rücken - inzwischen hatte sie sich von ihrem Sessel erhoben und wanderte unruhig im Kontrollraum auf und ab - und er versuchte noch nicht einmal es zu verstecken. Immer wenn sie sich umdrehte, erblickte sie dieses durchtriebene Grinsen. Er wollte sie in den Wahnsinn treiben. Ja, genau. Er zog sie so lange mit seinen Blicken aus, bis sie selbst glaubte nackt zu sein.

Bis sie aufgab und die Wette verlor.

Vergiß es, Darling!

"Commander, Sie haben die Brücke. Ich bin in meinem Bereitschaftsraum!"

Sein Grinsen verschwand nicht.

Die Wände des Bereitschaftsraums waren nicht die symbolisch sicheren Mauern, die sie erwartet hatte. Als Kathryn ihren Raum betrat, fiel ihr Blick auf ein kleines schwarzes Objekt auf ihrem Schreibtisch. Überrascht musterte sie es und erkannte den flachen, kreisförmigen Kasten als eine Speichereinheit für holografische Bilder. Sie erinnerte sich gelesen zu haben, daß Data, der einzige Android in der Sternenflotte, so eine Einheit mit dem Bild von einer verstorbenen Freundin besaß. Neugierig aktivierte sie die Überraschung.

Kathryns Augen vergrößerten sich, als sie erkannte, was für ein Bild gezeigt wurde.

Ein grinsender Miniatur-Chakotay, der nichts weiter trug als eine Badehose und sich in Pose warf, um seine Muskeln zu zeigen (die Kathryn in der Zwischenzeit schon in Natura bewundern durfte).

Kathryn lachte laut auf.

Es war lächerlich - und süß.

Es sind die kleinen Dinge, die eine Beziehung interessant machen.

Nun, das war ihm wieder einmal eindrucksvoll gelungen.

Kathryn spielte kurz mit dem Gedanken das Hologramm während der nächsten Besprechung im Briefing Room zu präsentieren. Er hätte es verdient. Aus irgendeinem Grund verwarf sie die Idee allerdings wieder und aktivierte statt dessen das Interkom.

"Janeway an Chakotay. Bitte melden Sie sich im Bereitschaftsraum!"

Circa 4 Sekunden später stand er in der Tür.

"Sie wollten mich sprechen, Captain?"

Ein wissendes Grinsen auf seinen Lippen. Seinen Lippen... Ehe sie sich versah, fand sie sich in seinen Armen wieder und ein erwartungsvoller, hungriger Kuß folgte. Kathryn presste sich so nah wie möglich an ihn und genoß dabei das überwältigende Gefühl von Wärme, Geborgenheit und... knisternder Erotik. Eine gefährliche Spannung begann sich zu bilden. Chakotay hatte den Reißverschluß ihres Uniformoberteils gefunden.

Jetzt wäre wirklich ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören, um sie davon abzuhalten die Kontrolle zu verlieren. Andererseits schien dies unmöglich

Ihr Verstand hatte keine Macht mehr über ihren Körper.

Ein Komruf nahm Kathryn die Entscheidung letztendlich ab.

"Doctor an Commander Chakotay! Ich warte bereits seit über zwei Stunden darauf, daß sie sich in der Krankenstation melden!" Der Doctor klang ungehalten.

Kathryn seufzte - teilweise dankbar für die Unterbrechung - und lehnte ihren Kopf an Chakotays Brust. Chakotay strich seinem Captain bedauernd über den Rücken und berührte dann seinen Kommunikator. "Ich bin schon unterwegs, Doctor!"

Freitag, 17.00 Uhr

Kathryn saß in ihrem Bereitschaftsraum - obwohl ihre Schicht eigentlich schon seit 2 Stunden vorbei war, aber sie war schließlich der Captain - und versuchte sich auf den Wochenbericht vom Maschinenraum zu konzentrieren.

Allerdings hatte sie ihre Schwierigkeiten damit. Ihre Gedanken schweiften immer wieder ab. Chakotay war- zusammen mit einigen anderen Offizieren - auf den Planeten gebeamt, den sie vor ca. 6 Stunden erreicht hatten - eine unbewohnte, einladende Welt - und Kathryn fühlte sich irgendwie... einsam.

Sie konnte es schon ertragen 6 Stunden von ihm getrennt zu sein, aber in Anbetracht der Regeln dieser selbst auferlegten Wette, hatte sie in den letzten Tagen nicht so viel von ihm gesehen.

Es war seltsam und lächerlich.

Schließlich hatte sie ihm beweisen wollen, daß seine Ansichten total verquer waren und jetzt verfluchte sie sich selbst, eine derart dämliche Wette überhaupt vorgeschlagen zu haben.

Sie war wütend auf sich, ständig an Chakotay zu denken.

Das hieß, sich ihn kaum bekleidet in ihrem Bett vorzustellen, oder auf diesem verdammten Planeten, in dessen Orbit sich die Voyager befand.

Sie war wütend auf sich, Sehnsucht nach ihm zu haben.

Sie war wütend auf sich, weil sie an Sex dachte.

Sie war wütend auf sich, weil er recht gehabt hatte. Die physische Komponente spielte eine große Rolle in einer Beziehung - zumindest in ihrer - aber nicht die größte.

Kathryn seufzte, diesmal verärgert, weil sie sich nicht auf ihre Arbeit konzentrieren konnte, und begann denselben Abschnitt zum fünften Mal zu lesen. Bis ihr Kommunikator piepte.

"Chakotay an Janeway!"

Na großartig!

"Janeway hier. Was gibt es Chakotay. Willst du mir erzählen, wie schön die Landschaft ist?" antwortete sie nicht ohne Sarkasmus.

"In der Tat." Chakotay grinste, als er merkte in welcher verbitterten Stimmung sie war.

"Ich habe einen wunderschönen See gefunden, fernab jeglichen Crewmitgliedern, wilden Tieren oder freundlich oder unfreundlichen Aliens. Das Wetter ist einfach herrlich. Ich komme gerade aus dem Wasser und die Sonne scheint auf meinen Bauch, während ich faulenzend auf einer Wiesenähnlichen Fläche liege."

Kathryn stellte sich einen lebensgroßen Chakotay in Badehose vor. Wasserperlen, die das warme Sonnenlicht reflektierten, glitten sanft über seinen muskulösen Oberkörper, oder rannen aus seinem tropfnassen Haar über seine Stirn und er würde sie mit einer fließenden Handbewegung fortwischen, um zu verhindern, daß sie in die Augen gelangten. Seine dunkle Haut würde noch eine Spur gebräunter... Verdammt, er könnte für irgendein verdammtes Magazin posieren. Oder Werbung machen... für Holosuite-Programme. Kathryn lächelte bei dem Gedanken daran und zitterte gleichzeitig innerlich.

"Alles was mir jetzt noch fehlt bist du, Kathryn - naja, und ein guter Zimmerservice." Er lachte.

Kathryns Knie wurden weich. Sie war in einer... sensiblen Stimmung. Und es war wahrscheinlich besser den Komkontakt zu unterbrechen.

"Es tut mir leid." sagte sie fest und hoffte, daß Chakotay nichts bemerkte. "Ich habe hier noch einiges zu erledigen. Wochenberichte. Ich denke nicht, daß ich die Zeit finde runterzubeamen."

Eine Pause folgte, bis Chakotay sagte: "Na schön, aber ich möchte dich daran erinnern, daß hier in gut 3 Stunden die Sonne untergeht. Wie lange hast du keinen Sonnenuntergang mehr gesehen, Kathy? Überleg es dir! Chakotay, Ende!"

Er unterbrach die Verbindung und Kathryn war wieder allein mit den Routine-Berichten.

Eine halbe Stunde später fand sie sich im Kasino wieder - sie wußte auch nicht, warum sie hierher gekommen war, wahrscheinlich brauchte sie eine Ablenkung - wo Neelix eifrig darum bemüht war das Abendessen zuzubereiten.

Überschwenglich wurde sie von dem Talaxianer begrüßt, als sie durch die Tür trat. Sie hatte kein wirkliches Interesse an einem Gespräch mit ihm - oder mit irgend jemandem.

Aber um von erotischen Gedanken abgelenkt zu werden, war ein Gespräch mit Neelix genau das richtige.

"Diese gelben Früchte, die das Außenteam auf dem Planeten gesammelt hat, schmecken fast wie die Kajii-Früchte von Talax. Ich bereite heute also ein traditionell talaxianisches Gericht vor. Auf meiner Heimatwelt, wurde Kajii-Eintopf immer zum Fest der Familie serviert. Wir feierten es jedes Jahr, der ganze Planet. Jedes Kind, jeder Erwachsene, Großeltern, alle liebten dieses Fest. Es wurde eine ganze Woche gefeiert..."

"Eine ganze Woche. Ich stelle es mir ziemlich stressig vor 7 Tage lang eine ganze Familie zu bewirten."

Neelix gluckste freudig.

"Nun es war etwas anstrengend, aber es war für die Familie, die höchste Priorität in der talaxianischen Gemeinschaft. Und außerdem, mein lieber Captain, umfaßt eine talaxianische Woche nur gut vier-einhalb der Terratage..."

Das erregte ihre Aufmerksamkeit.

"Eine talaxianische Woche? Nur vier Tage?"

Kathryns Augen starrten ins Leere. Ihre Gedanken rasten.

Neelix begann wieder zu glucksen und setzte zu einer Erklärung an. Aber Kathryn hörte bereits nicht mehr zu. Sie sprang von ihrem Sitz auf, murmelte eine Entschuldigung und verließ das Kasino mit eiligen Schritten, in dem sie einen beleidigten Neelix zurückließ.

Chakotay lag auf der Wiese und blickte zum Himmel hinauf. Fasziniert beobachtete er die Wolkenbildungen und die daraus resultierenden Farbspiele des Himmels. Dieser Planet war wirklich schön. Die Natur, die angenehme Wärme und die Sonnenstrahlen... Die Sonnenstrahlen, die jetzt nicht mehr auf seinen Körper fielen. Statt dessen hatte sich ein Schatten auf ihn gelegt. Verwirrt blickte er hinter sich.

Es war Kathryn - in einem Badeanzug. In einem knappen Badeanzug.

Sein Herz begann schneller zu schlagen.

"Ich bin überrascht dich hier zu sehen. Was nicht heißen soll, daß ich mich nicht unheimlich freue, dich zu sehen."

Chakotay stand langsam auf und stellte sich vor sie. Er achtete darauf sie nicht zu berühren. In Urlaubsstimmung und in Anbetracht der Abgeschiedenheit dieses Ortes und nicht zuletzt wegen dem Fehlen der Uniformen (die durch Kleidungsstücke ersetzt wurden, die ein wenig mehr nackte Haut zeigten), glaubte er, nicht genug Disziplin zu haben, aufhören zu können, wenn er einmal angefangen hatte.

Kathryn spürte seine Ablenkung und sie grinste selbstzufrieden, gab aber keine Antwort.

Chakotay hob überrascht eine Augenbraue, als er den Mangel an Kommunikation ihrerseits bemerkte. "Hm, bist du vielleicht gekommen, um dir den Sonnenuntergang anzusehen?"

Er lächelte und hoffte diesmal eine Antwort aus ihr heraus kitzeln zu können.

Ein durchtriebenes Grinsen formte sich auf Kathryns Gesicht, als sie die Lücke zwischen ihnen mit zwei kurzen Schritten schloß und eine Hand auf Chakotays Oberkörper legte.

"Ich hatte vor meine Aufmerksamkeit anderen Dingen zu widmen, als dem Sonnenuntergang!" Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Chakotay einen langen, versprechenden Kuß.

Es fühlte sich gut an, als sich seine Arme um die Zierlichkeit ihres Körpers schlossen und sie sich an ihn schmiegte. Chakotay stöhnte innerlich, faßte dann ihre Schultern und streckte seine Arme aus. "Oh nein, Kathryn. Ich habe es fast geschafft. Ich habe es 5 Tage geschafft dir zu widerstehen. Du wirst mich jetzt nicht dazu kriegen aufzugeben."

Chakotay lächelte und meinte seinen Captain durchschaut zu haben.

Kathryn fixierte ihn mit einem eindeutigen Blick und sagte dann langsam: "Wer hat jemals etwas von 7 Tagen gesagt? Es ging um eine Woche!"

Chakotay neigte den Kopf ungläubig zur Seite.

Willst du mich auf den Arm nehmen, Kathryn Janeway?

"Ich weiß nicht, ob das ein Rechenspielchen oder derartiges sein soll. Aber meiner Ansicht nach hat eine Woche sieben Tage!"

Kathryn befreite sich von seinem Griff und ging wieder auf ihn zu, ohne daß er sich wehrte. Sie stellte sich wieder auf die Zehenspitzen. Chakotay konnte ihren warmen Atem auf seiner Wange spüren. Er kämpfte vergebens dagegen an eine Gänsehaut zu bekommen. Sie flüsterte: "Eine talaxianische Woche umfaßt nur vier Erd-Tage!"

Und dann verstand Chakotay.

Das gleiche durchtriebene und vorfreudige Grinsen formte sich auch auf seinem Gesicht. Er fühlte Kathryns Hände erwartungsvoll über seinen Rücken streichen.

Er beugte sich - quälend langsam - zu ihr hinunter. Kathryn spürte wie Hitze und Aufregung in ihr aufstiegen, als seine Lippen ihren Mund vorsichtig berührten. Kathryn schloß die Augen...

Der Sonnenuntergang ging an diesem Abend unbemerkt an den beiden kommandierenden Offizieren der Voyager vorbei.

 

ENDE