[zurück zur Hauptseite]

 

Disclaimer: Leider ist die Idee des Highlander Universums nicht auf meinen Mist gewachsen. Und alle Charaktere außer Evlyn und Sandra ebenfalls nicht. Aber sie haben mir so gut gefallen, dass ich sie mir ausgeborgt habe. Dies ist der 5. Teil des FOREVER-Zyklus ("Veränderungen", "Zweifel", "Entdeckungen", "Vereinigung", "Wahrheit", "Vendetta"). Viel Spaß beim Lesen!

 

Feedback! Feedback! Feedback! Biiiiiiiiiiittttttttteeeeeee!!!!!!!! c.pierson@gmx.net

 

Wahrheit


Written and translated by  Christine Pierson
   

Nervös ging ich vor Adam Piersons Wohnungstür auf und ab. Von drinnen konnte ich aifgeregte Stimmen hören.

"Du willst WAS von mir?"

"Komm schon, Adam! Sie braucht einen Lehrer und die bist der Richtige für diesen Job. Ich kann es nicht machen. Ich habe die Sache mir Richie noch nicht überwunden. Es ist nicht leicht für einen Lehrer seinen Schüler zu verlieren." Das war Duncan.

"Aber es ist auch nicht leicht seine Frau zu verlieren. Richie starb vor mehr als 10 Jahren, Cassandra wurde vor drei Wochen getötet." Cassandra! Ich zitterte bei dem Klang dieses Wortes. Ich kannte den Namen. Sie war in einem meiner Träume vorgekommen. Nein, das musste aufhören. Diese Träume waren nicht real. Das war eine andere Cassandra.

"Ich muss auf diese Reise! Du weißt, ich brauche die Antiquitäten für mein Geschäft. Bitte, unterrichte sie zumindest für einen Monat, bis ich wieder zurückkomme."

"Nein!"

"Adam, du schuldest es mir! Erinnerst du dich? Ich habe dir das Leben gerettet!"

Der andere Mann stöhnte. "Du denkst nicht an Crowley, oder?"

"Natürlich, an wen denn sonst? Ich habe ihn getötet, als er hinter deinem Kopf her gewesen ist."

"Das ist nicht fair MacLeod!"

"Ich weiß. Aber du bist es auch nicht, wenn du etwas willst."

"Okay, ich werde es machen. Für ein Monat. Keinen einzigen Tag länger. Und nun schuldest du mir etwas."

"Klare Sache. Danke vielmals. Ich habe gewusst, ich kann auf dich zählen." Jemand seufzte.

"Ich kann einfach deinem schottischen Highland-Charm nicht widerstehen."

Ich hörte Fußschritte, die näher kamen. Dann öffnete sich die Tür und ein strahlender MacLeod ließ mich herein. Er stellte mich vor: "Adam, das ist Evlyn Parker. Evlyn, das ist Adam Pierson." Er sah schnell auf seine Armbanduhr, bevor er fortfuhr: "Oh, ich muss euch leider jetzt verlassen. Der Flug nach Paris wartet. Tschau!" Schon war er verschwunden und die Wohnungstür fiel hinter ihm ins Schloss.

Dieser Bastard! Wie konnte er mich einfach so alleine lassen? Was sollte ich nun tun? Adam schien auch nicht gerade begeistert von den Geschehnissen der letzten Minuten. Er saß auf einer Couch, die voller Bücher war wie der Rest des Wohnzimmers, und wusste nicht, wie er das Gespräch anfangen sollte.

"Ahm, hm. Willst du dich niedersetzen?" fragte er mich und schob einige Bücher zur Seite, so dass auch für mich genug Platz war. Das Ganze schien ihm etwas peinlich zu sein. Ich bewegte mich schließlich auf ihn zu und setzte mich neben ihn. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen könnte. Von den tausenden Fragen, die ich ihm stellen wollte, fiel mir keine einzige mehr ein. Alles was ich tun konnte, war den Mann anzustarren. Er war nicht ausgesprochen schön, seine Nase vielleicht eine Spur zu groß, aber seine Augen strahlten Intelligenz und so vieles mehr aus, dass ich mich zu ihm hingezogen fühlte. Schließlich murmelte ich: "Es tut mir leid, dass ich dir weh getan habe, als wir uns zum letzten Mal getroffen haben."

Er schien etwas überrascht. "Macht nichts. Ich denke, ich hätte das Gleiche getan, wenn ich du gewesen wäre. Aber es war ein ordentlicher Tritt. Gratuliere."

Ich fühlte, wie sich mein Kopf ganz langsam rot färbte. Aber er schien es nicht zu bemerken. Plötzlich fragte er mich: "Wie viel hat dir MacLeod eigentlich erzält?"

"Ich weiß, dass ich unsterblich bin und was das bedeutet. Ich kenne auch die Regeln."

"Das ist gut. Diesen Teil hasse ich nämlich am meisten." Er machte eine kleine Pause und ein schmerzlicher Ausdruck schlich sich in sein Gesicht. "Aber da ist etwas, das dir der Pfandfinder sicher nicht gesagt hat. Es ist immer besser einen Kampf zu vermeiden. Das bedeutet sich zu verstecken und wegzulaufen, wenn es notwendig ist. Auf diese Weise wirst du viel länger leben. Trotzdem ist es notwendig, dass du lernst ein Schwert zu gebrauchen. Ich denke wir können eines von MacLeod borgen, bis er ein eigenes für dich findet." Wieder schweig er für einen Moment. "Dann gibt es da noch ein Problem. Du musst umziehen."

"Was meinst du?" fragte ich ihn mit Schrecken.

"Du bist nicht mehr sicher in deiner Wohnung. Dort kann man dich leicht finden und töten. Aber du hast die Wahl. Du kannst hier bei mir einziehen oder in ein Kloster."

Ein Kloster? Für nichts auf der Welt! "Wohin soll ich meine Sachen bringen?"

Als Adam den schockierten Ausdruck in meinem Gesicht las, lächelte er zum ersten Mal. "Ich habe ein Gästezimmer. Ist es dir recht, wenn wir deine Sachen heute abholen? Du brauchst deine Wohnung auch nicht für immer aufgeben, nur so lange wie den Training dauert."

"Gut zu wissen."

"Dann lass uns gehen."

Wir standen auf, verließen das Apartment und fuhren mit seinem Volvo zu mir. Dort sammelte ich meine wichtigsten Sachen zusammen und stopfte sie in zwei Koffer. Adam bot sich an einen zu tragen, was er bald bereute.

"Gott, was ist da drinnen? Die große Bibliothek von Alexandria?"

"Nein, aber ich kann es dir sagen: fünf Leibchen, sechs Hosen..."

"Danke, ich brauche es nicht zu wissen."

Eine Stunde später waren wir zurück. Adam sperrte auf und zeigte mir den Weg zum Gästezimmer. Ich stellte meinen Koffer nieder und Adam ließ den anderen daneben fallen. "Es ist nicht sehr eindrucksvoll. Aber du hast ein Bett, einen Kasten und einen Schreibtisch."

"Es ist ganz in Ordnung. Ich mag es. Außerdem wollte ich schon immer gelbe Wände und Vorhänge haben. Die Räume sehen dann viel freundlicher aus."

"Du kannst jetzt auspacken. In der Zwischenzeit werde ich ein Schwert für dich von MacLeod holen. Das Badezimmer ist nebenan, falls du es brauchst. Du kannst deine Sachen dort lassen, weil ich ein eigenes oben habe." Dann drehte er sich um und ging hinaus. Ich öffnete meine Koffer, legte die Kleider in den Schrank und die Kosmetiker ins Badezimmer. Eine halbe Stunde später war ich fertig und fing an mich zu langweilen. So entschied ich mich den oberen Stock zu erforschen. Da war eine Küche, Adams Schlafzimmer (mit einem Doppelbett), ein Studier- und Badezimmer, wie er gesagt hatte. Plötzlich fühlte ich die jetzt schon gewohnte Präsenz eines Unsterblichen. Schnell lief ich die Treppe hinunter und versuchte so unschuldig wie möglich zu lächeln, als Adam mir entgegenkam. Er sah mich von oben nach unten an und fragte schließlich: "Du bist neugierig, nicht wahr?"

"Ich?? Wie kommst du darauf?" Ich wollte meiner Stimme einen möglichst neutralen Klang geben, was mir jedoch nicht besonders gut gelang. Den einzigen Effekt, den es hatte, war dass Adam in Gelächter ausbrach. "Du bist eine schlechte Lügnerin. Sogar MacLoed ist besser als du!" sagte er, nachdem er sich beruhigt hatte. Dann bemerkte ich das schwarze Bündel unter seinem Arm. Er reichte es mir. "Mach' auf."

Es war in ein Stück Tuch eingewickelt, aber ich konnte etwas Hartes darin fühlen. Das musste das Schwert sein. Vorsichtig öffnete ich das Bündel und schließlich hielt ich ein Rapier in meinen Händen. Es war wunderschön. Scharf, mit einem goldenen Griff. "Danke..."

 

***

 

Es war Nacht, doch es war nicht dunkel. Brennende Häuser verbreiteten unheimliches Licht. Zu Tode erschrckte Leute rannten umher und schrien, als wäre der Teufel persönlich hinter ihnen her. Ich saß auf einem Pferd und beobachtete sie. Drei andere berittene Männer, die ihre Schwerter gezogen hatten, schlachteten jeden ab, der in ihre Nähe kam. In ihren Gesichtern war nicht die Spur von Mitleid. Ihre Gesichter waren mit dunklen Farben angemalt. Ich wollte wegsehen, aber ich konnte nicht. Einer der Männer wendete sein Pferd und kam auf mich zu. Kronos! Er lächelte wild. "Methos, komm! Die "Vier Reiter der Apokalypse" können nicht ohne Tod reiten!"

Ich fühlte, wie sich meine Schenkel gegen die Flanken meines Pferdes pressten...

 

Ich fuhr auf, mein Körper bedeckt mit Schweiß. Mein Herz raste und ich schnappte nach Luft. Nicht schon wieder! Ich konnte nicht mehr ohne diese Träume schlafen. Ich zwang mich selbst die Eindrücke, die meinen Kopf anfüllten, zu vergessen und versuchte an etwas anderes zu denken. Meine Gedanken wanderten zurück zu dem letzten Abend. Adam und ich waren eine lange Zeit zusammen gesessen und hatten geredet. Das bedeutete er hatte mir Fragen über mein Leben gestellt und ich hatte ihm geandwortet. Über sich hatte er fast nichte erzählt. Bevor wir zu Bett gegangen waren, hatte noch auf das Rapier gezeigt und gesagt: "Mach es zu einem Teil von dir und du wirst überleben."

Ich schüttelte meinen Kopf. Er war ein eigenartiger Mann. Ich würde niemals alles über ihn erfahren.

Plötzlich hörte ich ein Geräusch. Ich stand auf, zog mir einen Morgenmantel an und nahm das Rapier. Wer war das? In der nächsten Sekunde lachte ich fast über mich selbst. Das konnte nur Adam sein. Das ganze Gerede über Köpfen machte mich wirklich paranoid. Ich legte das Schwert zur Seite und öffnete die Tür. Von oben sah ich einen schwachen Lichtschein und ich entschied hinaufzugehen. Adam saß an dem runden Tisch mit dem Rücken zu mir, eine Dose Bier neben sich. Ich konnte mir nicht helfen und musste ihn einfach aufziehen: "Zu dieser Zeit des Tages? Bist du ein Alkoholiker?"

Er fuhr herum, sein Schwert in der rechten Hand. Als er mich erkannte, seufzte er und ließ seine Waffe sinken. "Du hast mich erschreckt! Warum schläfst du nicht?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Schlechte Träume."

"Und ich habe immer gedacht, die seinen für mich reserviert."

Ich setzt mich neben ihn. Nach fünf Minuten Schweigen fragte er mich: "Warum gehst du nicht wieder hinunter und versuchst noch etwas Schlaf zu bekommen?"

"Ach, es ist schon vier Uhr. Und ich kann so und so nicht mehr einschlafen. Die Träume würden zurückkommen."
Verständnisvoll nickte er. "Wie wär's, wenn wir mit dem Training beginnen würden? Das ist besser als hier zu sitzen und nichts zu tun."

"Ich denke du hast recht. Aber ich weiß nicht, ob mir das gefällt."

"Zieh' dir irgendetwas an, was nicht zu eng ist. Ein Jogginganzug wäre gut. Wir werden zu meinem Lagerhaus fahren. Dort ist genug Platz und niemand kann uns beobachten. Und vergiss dein Rapier nicht!"

 

***

 

Uff. Mein Rapier landete einen ganzen Meter entfernt von mir auf dem Boden und ich fühlte den kalten Stahl der Spitze von Adams Klinge an meinem Hals. Das 10. Mal innerhalb einer Stunde.

"Komm schon! Heb deine Waffe auf. Wir versuchen es gleich noch einmal. Zuerst parieren, dann zuschlagen und danach einen Schritt zurück. Du wirst es so lange üben, bis du denkst, du hättest das schon immer getan."

Ich seufzte und tat, wie mir geheißen. In meinen Träumen schien das alles so leicht zu sein. Ich reagierte einfach. Mein Körper wusste, was zu tun war. Mit einem harten Schlag landete Adams Schwert auf meinem Rapier. Ich war völlig unvorbereitet, sodass der Zusammenprall mir fast die Waffe aus den Händen gerissen hätte. Aber plötzlich überschwemmte mich eine Welle des Wissens und ließ mich einen Schritt nach vorne treten. Ich duckte mich, parierte und attackierte . . . Ich hörte auf zu denken. Die Realität verschwand hinter einem Vorhang aus schimmerndem Metall. Die Klingen waren das einzige, das ich noch wahrnahm. Ich kämpfte einfach. Und dann war kein anderes Schwert mehr da, nur mein Rapier, das einen Millimeter vor Adams Hals zum Stillstand kam. Der schockierte Ausdruck auf seinem Gesickt und besonders die Überraschung in seinen Augen brachten mich wieder zu Sinnen. Ich öffnete meine Hand, die sich zu einer Faust zusammengeballt hatte und die Waffe fiel zu Boden. Oh Gott! Was hatte ich getan?

"Was war das? Du hast gesagt, dass du noch nie zuvor mit einem Schwert gekämpft hast!" Adams Stimme klang aufgeregt und er atmete schwer, als er aufstand.

"Ich . . . ich weiß nicht. Und es ist wahr. Das ist das erste Mal für mich."

Adam schien zu bemerken, wie irritiert ich war, denn er beruhigte sich wieder. "Vielleicht war es nur Glück. Oder Instinkt. Wir Unsterbliche sind die besten Kämpfer."

Ja, das musste es sein, dachte ich. Trotzdem, so etwas durfte sich nicht wiederholen. Es war gefährlich, die Kontrolle zu verlieren. Ich hätte Adam fast getötet!

"Das war genug Training für heute. Lass uns zurückgehen und duschen." Adam hob sein Schwert auf und wir gingen zum Ausgang. Auf unserem Weg zum Apartment redeten wir nicht. Ich war froh darüber, weil meine Gefühle immer noch in Aufruhr waren.

Auch am nächsten Morgen beim Frühstück vermied er das Thema. Vielleicht würde er es einfach vergessen. Ich hoffte es zumindest. Dann war es Zeit für mich zur Universität zu fahren. Ich holte meine Bücher und wollte mich bei Adam verabschieden, als ich sah, dass er einen Mantel trug. "Wohin gehst du?"

"Oh, ich dachte daran, dich zu begleiten."

"Aber das ist nicht nötig."

"Ich möchte dich nicht alleine lassen. Es wäre zu gefährlich. Es ist meine Pflicht auf dich aufzupassen. Ich möchte sicher sein, dass dir in diesem Monat nichts passiert."

Eine innere Stimme flüsterte mir zu, dass dies etwas mit Cassandra zu tun haben musste. Er hatte sie verloren und er würde es nicht ertragen, jetzt noch jemanden zu verlieren. Deshalb erwiderte ich nur: "Dann hoffe ich, dass du dich für eine Vorlesung über den 2. Weltkrieg interessierst. Danach kannst du mir ja sagen, wieviel davon wahr ist und wieviel im Laufe der Zeit dazu gekommen ist."

Er lachte auf. "Okay, aber nur, wenn du dein Rapier nicht vergisst."

"Ich soll es mit mir nehmen?"

"Ja. Von nun an wirst du es überall mit dir herumtragen. Und wenn du schläfst, wird es naben deinem Bett sein. Glaube mir, das kann dir das Leben retten."

"Aber wo kann ich es verstecken?"

"Ich könnte dir einen Mantel borgen."

"Du meinst so ein sackartig herunterhängendes Ding, wie du es jetzt trägst?"

". . ."

"Gib es schon her. Aber das erst, was wir nachher tun, ist etwas zu kaufen, das - sagen wir - mehr im Trend liegt." Wütend zog ich das graue Stück Kleidung an, das er mir reichte, und versteckte mein Rapier auf der linken Seite, was gar nicht so leicht war, wie es den Anschein hatte. Aber nach fünf Schritten hatte ich es geschafft, mich nicht mehr damit zu pieksen.

Schließlich standen wir vor der Universität. Auf der anderen Seite der Straße stand meine Freundin Sandra. Mist! Ich hatte sie total vergessen. Wie konnte ich ihr Adam erklären? Aber nun war es zu spät, ein Treffen zu vermeiden.

"Hi, Evlyn, wer ist dein gutaussehender Begleiter?"

"Mein Name ist Adam Pierson. Evlyn wohnt im Moment bei mir," antwortete er auf ihre Frage, bevor ich ein Wort sagen konnte.

Dieser Bastard. In einer Stunde, würde jeder denken, wir wären zusammen, ernstlich. Dafür würde er bezahlen. Ich würde die ganze Vorlesung Zeit haben, mir meine Rache auszudenken. Zunächst würde ich ihm bei unserer nächsten Trainingsstunde ein Bein stellen, dann würde ich einige seiner Bücher verstecken, etwas Schleimiges in sein Bett legen, mehr Bücher verstecken . . .

 

***

 

Nun hatte ich schon fast ein Monat bei Adam gelebt. Ein Monat voll harter Arbeit und Training. Zum Glück hatte ich nie wieder die Kontrolle über meinen Körper verloren, wie es mir in meiner ersten Übungsstunde geschehen war. Trotzdem war es mir jetzt möglich Adam in 3 von 10 Kämpfen zu besiegen. Er war ein wirklich guter Lehrer.

Morgen würde Duncan zurückkommen und ich zweifelte nicht daran, dass mich Adam zu ihm zurückschicken würde. Obwohl wir uns in der Zeit, die wir miteinander verbracht hatten, gut kennengelernt hatten, gab es immer noch etwas, das er vor mir verbarg. Zumindest glaubte ich das. Ich wusste nicht um was es sich dabei handelte, aber es musste mit Cassandra zu tun haben und seiner Vergangenheit. Trotzdem würde ich ihn vermissen. Trotz seines komischen Verhaltens und seiner sarkastischen Bemerkungen mochte ich ihn. Er war ein Freund und wenn es um etwas Wichtiges ging, konnte ich mich auf ihn verlassen. Er war da, wenn ich ihn brauchte und er ermutigte mich, wenn ich bereit war aufzugeben. Ich wollte ihn nicht verlieren. Aber dies würde nicht geschehen. Auch wenn Duncan mein Lehrer werden würde, würde Adam in der Nähe wohnen.

Es war bereits 12 Uhr, als ich zu Bett ging. Ich fürchtete mich noch immer vor dem Einschlafen. Die Träume waren nicht verschwunden. Jede Nacht kamen sie wieder. Manchmal waren sie harmlos. Einmal träumte ich, im alter Griechenland zu leben und Platon zu treffen. Vielleicht war das alles auch "normal" für Unsterbliche. Adam schien auch viel öfter in den Nächten aufzuwachen, als irgendjemand anderer, den ich kannte. Aber warum redete ich dann immer mit seiner Stimme und kämpfte mir seinem Schwert? Ich musste wirklich mit Adam darüber reden. Trotzdem hielt mich ein unbestimmtes Gefühl der Angst - ich konnte nicht sagen, woher es kam - davon ab. Die Träume waren irgendwie persönlich. Und was wäre, wenn Adam lachen würde? Ich könnte das nicht verkraften.

Ich seufzte und drehte mich herum. Wenn ich weiter datüber nachdenken würde, könnte ich niemals einschlafen. Ich wollte morgen munter sein. Immerhin kam Duncan zurück . . .

 

Die Sonne schien und ich ritt zusammen mit Kronos und zwei weiteren nun schon bekannten Unsterblichen namens Silas und Caspian. Vor und konnte ich ein paar primitive, hölzerne Häuser ausmachen. Als wir sie erreichten, wurden wir von Stille empfangen. Niemand war auf der Straße und die Fenster der Häuser waren geschlossen. Wir teilten uns auf und ritten in verschiedene Richtungen. Nach ein paar Schritten stoppte ich mein Pferd, schwang mich aus dem Sattel und betrat eines der Häuser. Es war leer, nichts von Wert stand herum. Ich wollte schon wieder gehen, als ich einen unterdrückten Schluchzer hörte. Ich sah mich um und bemerkte eine Falltür. Ich öffnete sie. Nachdem sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte ich eine Gruppe Kinder und drei Frauen, die Babies hielten. Sie schienen zu Tode erschreckt. "Oh bitte, lass mich ihnen nichts tun", bat ich. Dieses Mal gehorchte mein Körper. Ich drehte mich um und wollte gehen, als ein Schatten durch die offene Tür fiel. Kronos kam herein.

"Hast du etwas gefunden?"

"Nein." Ich versuchte die Falltüre mit meinem Körper zu verdecken. Trotzdem bemerkte die Kronos.

"Was ist dort unten?"

"Nichts. Kinder und drei Frauen. Aber sie sind nicht schön." Kronos Augen fingen an zu glitzern. Ich wusste, was das bedeutete. "Komm schon Kronos. Sie sind der Mühe nicht wert." Das würde ihn nicht aufhalten. Ich kannte ihn zu gut. Er war in der Laune, jemanden zu töten. Das durfte einfach nicht geschehen. Ich konnte ihn das nicht tun lassen. Dieses Mal, nur dieses Mal sollte es kein Morden geben. Ich versuchte ihn herumzudrehen. Es waren doch nur Kinder. Es gab einen Unterschied zwischen einer Schlacht und dem. Er stieß mich einfach weg und sprang hinunter. Ich rappelte mich wieder auf, aber ich wusste, dass ich zu spät kommen würde. Kronos hob sein Schwert. Zur gleichen Zeit traf ein Sonnenstrahl auf die blitzende Klinge. Ich wurde geblendet und schloss meine Augen für den Bruchteil einer Sekunde. Als ich sie wieder öffnete, konnte ich mein Spiegelbild auf dem blanken Stahl erkennen. Aber ich sah nicht mein Gesicht, sondern das von Adam! Dann schwang das Schwert nieder und der Kopf eines Kindes rollte über den Fußboden.

"Kronos! Nein! Kronos!" Ich wollte ihm nachspringen, ihn abhalten, aber ich konnte mich nicht bewegen. Etwas hielt mich zurück. Ich versuchte frei zu kommen.

 

Plötzlich fühlte ich einen heftigen Schmerz auf meiner Wange. Eine Stimme schrie: "Evlyn, Evlyn wach auf!"

Ich öffnete meine Augen und sah Adam vor mir. Er hielt meine Arme fest und auf seinem Gesicht stand ein besorgter Ausdruck. Als er bemerkte, dass ich nicht mehr schlief, ließ er mich los. "Tut mir leid wegen der Ohrfeige, aber du hast geschrien und wie wild um dich geschlagen."

In meinem Kofp überschlugen sich die Gedanken. Diese Träume konnten nicht normal sein. Ich hatte es die ganze Zeit über gewusst, war aber nicht bereit gewesen es zu akzeptieren. Und Adam war mit ihnen verbunden. Er war ich, das Methos-Ich und meinen Träumen. "Wer bist du Methos?"

Adam zuckte zusammen und seine Stimme hatte einen gefährlich leisen Klang. "Was weißt du über mich?"

"Nichts, außer das, was ich träume. Und ich weiß nicht einmal, ob das wahr ist. Seit der Nacht, in der ich die Quickening unter meinem Fenster beobachtet habe, träume ich, dass ich jemand namens Methos bin. Ich lebe sein Leben. Ich sehe seine Freunde und Feinde. Die meiste Zeit über handeln die Träume von Kronos, Silas, Caspian und Cassandra. Da sind Schlachten, in denen Leute niedergemetzelt werden und . . . und . . ." Ich stoppte, traute mich aber nicht in Adams Richtung zu schauen. Es war nicht leicht ihm davon zu erzählen. "Ich redete immer mit deiner Stimme und benutzte dein Schwert. Zuerst glaubte ich nicht, dass diese Dinge eine spezielle Bedeutung hätten. Ich dachte nicht, dass du dieser Methos sein könntest. Aber dieses Mal habe ich dein Gesicht gesehen. Ist es wahr? Sind diese Dinge passiert? Haben diese Personen existiert?" Ich hoffte er würde mir sagen, das alles sei Blödsinn und es wären nur Alpträume. Ich wünschte es mir von ganzem Herzen, weil solche Grausamkeit nicht wahr sein konnte.

"Ja, es ist geschehen und diese Leute haben gelebt, alle, obwohl sie jetzt tot sind." Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Ich konnte die Worte kaum noch verstehen. Aber ihre Bedeutung war klar. Ich schluckte. Ich wusste, dass ich keine andere Antwort erwartet hatte. Der Mann neben mir war ein Monster. Er hatte Leute gefoltert und getötet. Her war der Tod! Aber ich konnte keinen Hass in mir fühlen. Ich fühlte gar nichts.

Dann sah ich auf. Adam/Methos saß zusammengesunken da, seinen Kopf in seinen Händen vergraben und sein ganzer Körper wurde von Schluchzern durchgeschüttelt. Ich spürte den Drang ihn zu trösten. Aber ich tat es nicht. Ich sah ihn nur an. Er war nicht mehr der Mann, der er früher einmal gewesen war. Er nicht dieser Methos. Und hatte nicht der letzte Traum diese Änderung bewiesen? Er hatte versucht Kronos daran zu hindern die Kinder zu töten, obwohl er gewusst hatte, dass dies seinen eigenen Tod bedeuten könnte. "War die Cassandra aus den Träumen deine Frau?"

Er nickte nur.

Cassandra hatte ihm vergeben. Und wenn sie das getan hatte, wer war ich um ihn zu verurteilen? Wieviel hatte dieser Mann leiden müssen? Er musste mindestens 3000 oder 4000 Jahre alt sein. Ich stand auf und umarmte ihn. Ich wollte ihm zeigen, dass ich micht nicht von ihm abwenden würde für das, was er vor so langer Zeit getan hatte. Das gehörte zur Vergangenheit, obwohl er diese wohl nie vergessen würde. Ich strich ihm über den Kopf, bis das Weinen erstarb. Schließlich hatte er sich beruhigt. Er hob seinen Kopf und räusperte sich.

"Danke," war das einzige Wort, das er sagte, aber seine Augen sprachen Bände.

 

 

Fortsetzung folgt . . .