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Guardian Angel

by Saberwing

 

"Warum lässt Du mich nicht endlich in Ruhe!" fuhr sie den Mann, der direkt vor ihr stand, wütend an. Sie war etwas fünfzehn Jahre alt, hatte kurze blaue Haare und sass auf dem Brückengeländer, inmitten einiger anderer Jugendlicher, die sich jedoch eher unbeteiligt verhielten. Nur ein Junge, der ihr gegenüber an das Geländer gelehnt stand, beobachtete die Szene genau. Er zwinkerte ihr zu und fixierte dann seinen Blick auf den fremden Mann. Der verstummte, wandte sich ohne ein weiteres Wort von dem Mädchen ab und ging in Richtung Strasse, vom eindringlichen Blick des Jungen verfolgt. Der Mann schien die Menschen um sich herum nicht mehr wahrzunehmen, ebensowenig wie die Autos, die vor ihm über die zweispurige Strasse brausten. Ohne zu zögern oder sich umzusehen trat er mitten im dichten Verkehr auf die Strasse, der Fahrer des roten Chrysler bremste hart, Reifen quietschten und mit einem dumpfen Knall schlug der Fremde auf die Motorhaube, wurde über den Wagen geschleudert und blieb regungslos auf dem Boden liegen, als das nachfolgende Fahrzeug ihn überrollte. Passanten blieben stehen und starrten, eine Frau schrie, die Jugendlichen standen auf, um zu sehen, was passiert war, nur das Mädchen, mit dem der Mann gerade noch gesprochen hatte, schien vollkommen unbeteiligt. Der Junge, der ihr gegenüber gestanden hatte, kam auf sie zu, streckte die Hand aus und lächelte: "Komm, Sam, lass uns gehen." Sie waren verschwunden lange bevor der Notarzt den Tod des Mannes feststellte.

MOBILES O.S.I.R. LABOR, 1. TAG, 11:00h

Connor Doyle sass im Konferenzraum des mobilen Labors und diktierte seinen ersten Ermittlungseintrag, während er auf das Eintreffen seines Teams wartete.

"Akte # 492 - 713, Leiter der Ermittlungen Connor Doyle. Wir untersuchen die rätselhaften Umstände, die zum Tode des 51 - jährigen Geschäftsmannes Lloyd Templeton führten."

"Connor." grüsste Axon ihn mit einem Lächeln, als er als erster den Konferenzraum betrat. "Blutalkohol lag bei 0,9 ‰." teilte er ihm mit und legte den Laborbericht auf den Tisch.

Doyle nickte. "Könnte bereits die simple Erklärung für den Vorfall sein." bestätigte er ihn und warf einen Blick auf die Testergebnisse.

Donner und Hendricks trafen bald darauf ebenfalls am mobilen Labor ein und begaben sich in den Konferenzraum.

"Lloyd Templeton, 51, Bezirksleiter einer Supermarktkette." begann Doyle, als ein Bild des Opfers auf der Leinwand erschien. "Er wurde vor drei Tagen bei einem Verkehrsunfall getötet, dessen Hergang der hiesigen Polizei nicht ganz einleuchtend ist. Angeblich soll er, ohne Notiz von irgend etwas zu nehmen, einfach auf die vielbefahrene Strasse getreten sein."

"Selbstmord?" fragte Donner.

"Er war nie in psychologischer Behandlung, aber es lässt sich natürlich trotzdem nicht ausschliessen. Anton, Sie sprechen mit den Menschen aus seinem näheren Umfeld, vielleicht kann uns jemand etwas dazu sagen. Das Labor hat erhöhten Blutalkohol festgestellt, das könnte das Geschehene ebenfalls erklären." fuhr Doyle fort.

"Warum haben Sie uns dann überhaupt gerufen?" fragte Donner.

"Die Zeugen haben den Unfallhergang als äusserst merkwürdig beschrieben." antwortete Doyle. "Der Mann soll gewirkt haben, als wäre er in einer Art Trance - Zustand. Also nehmen Sie sich die Augenzeugen noch einmal vor, Lindsay. Peter, wir sehen uns den Unfallort an. Vielleicht können wir diesen Fall ja schnell abschliessen."

AM UNFALLORT

Axon stand mit einem Scanner in der Hand auf dem Grünstreifen in der Mitte der Strasse. "Nichts zu finden." meldete er über Funk.

"Gut, dann kommen Sie wieder zurück." antwortete Doyle. Eine Verkäuferin trat aus dem Geschäft, vor dessen Türen er stand und wartete.

"Sie sind wegen des Unfalls hier, oder?" fragte sie.

"Ja, Ma'am. Connor Doyle, Office Of Scientific Investigation And Research." stellte er sich vor. "Haben Sie den Unfallhergang beobachtet?"

Sie nickte. "Ja, ja. Ich bin hier gewesen. Aber das war kein Unfall."

"Wieso glauben Sie das?" fragte er nach.

Sie nickte über die Strasse in Richtung der Gruppe von Jugendlichen, die sich auf der Brücke aufhielten. "Diese Punks da haben den armen Mann umgebracht. Er hatte Streit mit denen, das habe ich gesehen." Damit wandte sie sich ab und verschwand wieder zurück in die Geschäftsräume.

"Was war das denn?" fragte Axon, der den letzten Teil des Gespräches mitgehört hatte grinsend. "Geheime Informantin?"

Doyle lächelte. "Dafür hält sie sich zumindest. Wir sollten uns trotzdem mal mit diesen Kids unterhalten."

"Nach Ihnen." schickte Axon ihn voraus.

"Hi." sagte Doyle, zu den Jugendlichen gewandt, aber keiner von ihnen schien sich grossartig für ihn zu interessieren. "Wart Ihr hier auch vor drei Tagen, als der Unfall passiert ist?" fragte er weiter.

Einer der Punks sah auf und musterte ihn misstrauisch.

"Wieso willst Du das wissen?" fragte er dann.

"Weil Ihr angeblich die letzten wart, mit denen der Mann vor seinem Tod Kontakt hatte." antwortete er.

"Sam hat mit ihm geredet, aber sie ist nicht da." antwortete der Junge.

"Halt's Maul, Mann. Das geht den doch gar nichts an." sagte daraufhin ein anderer.

"Halt Dich doch da raus." gab er zurück.

"Kann mir jemand sagen, wo diese Sam jetzt ist?" fragte Doyle weiter.

"Hast Du mal ein paar Zigaretten? Dann sag ich Dir, wo sie ist." schlug ein anderer vor, noch ziemlich jung, grüne Haare und zerrissene Jeans. "Bisschen Kleingeld vielleicht?" fragte er weiter, als Doyle auf seine erste Frage hin den Kopf schüttelte.

Axon zog einen Geldschein aus der Jackentasche und hielt ihn dem Jungen hin. "Also, wo ist sie?" fragte er.

Der Punk steckte das Geld in die Tasche, grinste und zuckte die Schultern. "Keine Ahnung wo die steckt. Ist die Wahrheit, das schwöre ich."

Die übrigen lachten und Axon gab sich geschlagen. Er zog eine seiner Visitenkarten aus der Jackentasche und reichte sie dem Jungen mit den grünen Haaren. "Wenn Du sie siehst, sag ihr bitte, dass sie mich mal anruft."

"Die Bullen haben schon mit ihr geredet." antwortete der Junge.

"Wir sind nicht von der Polizei, wir wollen nur wissen, was sie gesehen hat. Bitte sag ihr, dass sie mich anruft, okay?"

Er zuckte wieder die Schultern. "Mal sehen." antwortete er mit einem breiten Grinsen.

IM HAUS DER TEMPLETONS

"Können Sie mir irgend etwas über Ihren Mann erzählen, ging es ihm vielleicht nicht gut in letzter Zeit oder wirkte er irgendwie verändert?" fragte Hendricks.

"Glauben Sie, er hat sich umgebracht?" fragte Lydia Templeton zurück.

"Ich weiss es nicht. Wir sind hier, um das herauszufinden." antwortete Hendricks.

Sie zuckte die Schultern. "Lloyd und ich... wir sind - waren - schon seit fast dreissig Jahren verheiratet, die Kinder sind aus dem Haus. Wir haben uns auseinandergelebt. Das Einzige, was für ihn noch zählte, war seine Arbeit. Ich habe ihn drei Tage vor seinem Tod das letzte Mal gesehen, er war geschäftlich unterwegs. Ich kann Ihnen da wirklich nicht weiterhelfen."

"Wissen Sie vielleicht, mit wem er in dieser Zeit zusammen war?" fragte Hendricks.

Sie schüttelte den Kopf. "Ich weiss gar nichts mehr von Lloyd. Fragen Sie doch lieber seine Sekretärin, die hat ihn wesentlich öfter gesehen als ich." Eine Träne lief ihr über das Gesicht, nicht aufgrund ihrer Trauer, vielmehr hervorgerufen von der unterdrückten Wut auf ihren Ehemann.

"Vielen Dank für Ihre Zeit, Mrs. Templeton." Hendricks stand auf und sie geleitete ihn zur Tür.

MOBILES O.S.I.R. LABOR, 14:00h

"Mrs. Templeton konnte mir nicht viel sagen, die Beziehung zu ihrem Ehemann scheint schon seit einiger Zeit nicht mehr die beste gewesen zu sein. Anscheinend hatte Templeton ein Verhältnis mit seiner Sekretärin, ich werde später versuchen, mit ihr zu sprechen." berichtete Hendricks.

"Die Zeugen, die ich befragt habe, beschreiben den Unfallhergang alle sehr ähnlich." fuhr Donner fort. "Wir haben vier glaubwürdige Leute, die beobachtet haben, wie Templeton auf die Strasse gelaufen ist. Er soll wie in Trance gewirkt haben, blieb nicht stehen, zögerte nicht, sah sich nicht um. Er ist einfach ganz ruhig vor die Autos spaziert. Einer der Zeugen hat beobachtet, dass er sich zuvor bei einer Gruppe Jugendlicher auf der Brücke neben der Strasse aufgehalten hat."

Axon nickte. "Mit denen haben wir uns unterhalten, sie waren aber nicht sehr gesprächig. Wir wissen nur, dass er sich angeblich mit einem Mädchen namens Sam unterhalten haben soll, direkt bevor er auf die Strasse lief."

"Mit ihr haben Sie nicht gesprochen?" fragte Donner.

"Nein." antwortete Doyle. "Sie war nicht da und angeblich wusste auch keiner, wo sie sich aufhält. Lindsay, vielleicht sollten Sie und Peter noch einmal hinfahren und versuchen, sie zu finden."

Donner griff nach den Autoschlüsseln, die vor Axon auf dem Tisch lagen. "Ich fahre." bestimmte sie, stand auf und verliess den Konferenzraum. Axon folgte ihr.

"Ich hoffe, Sie haben ausreichend Kleingeld dabei. Informationen sind nicht billig bei den Jungs." sagte er zu ihr.

"Vielleicht reden sie auch einfach nicht mit jedem." antwortete sie mit einem Augenzwinkern.

CORNHILL BRIDGE, NAHE DES UNFALLORTES, 14:30h

Die Jugendlichen sassen immer noch auf der Brücke, umgeben von leeren Bierdosen und ihren schlafenden Hunden, als Axon und Donner dort eintrafen.

"Hey, Du schon wieder. Hast Du vielleicht noch ein bisschen Kohle übrig?" wurde Axon dem dem Jungen mit den grünen Haaren begrüsst.

"Hast Du Sam gesagt, dass sie mich anruft?" fragte Axon zurück.

"Nö, irgendwie vergessen." bekam er zur Antwort. "Hey, wer bist Du?" fragte der Junge dann, an Donner gewandt.

"Mein Name ist Lindsay." antwortet sie mit einem freundlichen Lächeln. "Und wie heisst Du?"

"John Doe." Mit dieser Antwort erntete er einen Lacher bei einigen seiner Freunde. "Aber Du kannst mich Bax nennen." fügte er hinzu.

"Okay, Bax. Würdest Du Sam bitte sagen, dass sie uns anruft?" bat Donner ihn.

"Mmh ... okay, weil Du es bist." antwortete er. "Hey! Sam!" brüllte er dann an den O.S.I.R. - Mitarbeitern vorbei über die Strasse.

"Was ist!" rief das Mädchen mit den kurzen leuchtend blauen Haaren zurück. Sie lag am gegenüberliegenden Brückengeländer auf dem gepflasterten Gehweg, den Kopf auf den Beinen eines Jungen, der neben ihr sass.

Bax wartete ab, bis das nächste Auto zwischen ihnen vorbeigefahren war. "Du sollst den Kerl mit den grauen Haaren hier anrufen." rief er dann.

"Graue Haare..." hörte Lindsay Peter murmeln und grinste.

"Wieso?" brüllte Sam zurück.

"Was weiss ich denn..." antwortete er.

Axon wurde die Sache langsam zu blöd, also wandte er sich ab und überquerte die Strasse.

"Hi. Du bist Sam?" fragte er.

Sie setzte sich auf. "Yup." antwortete sie dann.

"Mein Name ist Peter, kann ich Dir ein paar Fragen stellen?"

Der Junge neben ihr musterte ihn eindringlich, Axon konnte den Blick seiner fast schwarzen Augen förmlich spüren. "Polizei?" fragte er dann.

"Nein." antwortete Axon. "Ich arbeite für das Office Of Scientific Investigation And Research. Ich möchte Dir nur ein paar Fragen stellen über den Unfall, der sich hier vor drei Tagen ereignet hat. Ich habe gehört, Du hast mit Mr. Templeton vor seinem Tod noch gesprochen."

"Der Kerl hat mich angemacht und ich habe ihm gesagt, er soll mich in Ruhe lassen." antwortete sie und stand auf, um zu gehen.

"Und was ist dann passiert?" fragte Axon. Sie reagierte nicht, also ging er ihr einige Schritte nach, griff nach ihrem Arm und hielt sie fest. "Warte doch mal..."

"Lass sie los, Mann." sagte der Junge hinter ihm.

"Ich will doch nur..." er verstummte mitten im Satz als der Blick des Jungen seinen traf.

"Lass sie los." befahl er noch einmal und sah ihm tief in die Augen. Obwohl er es eigentlich nicht wollte, lockerte Axon seinen Griff, sie riss sich los und die beiden verschwanden.

Donner hatte die Szene beobachtet und war ihm gefolgt. "Peter? Wieso haben Sie sie einfach gehen lassen?" fragte sie. Axon schien sie überhaupt nicht zu bemerken, er stand nur da und starrte durch sie hindurch. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter, versuchte einen Blick in seine Augen zu erhaschen.

"Peter?"

Er sah auf, wirkte kurz etwas verwirrt. "Wo sind die beiden hin?" fragt er dann.

Bax war ihnen über die Strasse gefolgt. "Legt Euch lieber nicht mit ihr an. Wer sich mit ihr anlegt, legt sich auch mit Joey an und das sollte man lieber lassen." sagte er, zu Lindsay gewandt.

"Der Junge, mit dem sie hier war?" fragte Donner. "Wieso sollen wir uns nicht mit ihm anlegen?"

"Lasst es einfach." wiederholte er und wollte wieder gehen.

"Warte, bitte." hielt Donner ihn auf. "Kannst Du mir vielleicht sagen, wo Sam wohnt?"

Er zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Sie geht auf die Jefferson High, da könnt Ihr ja mal fragen." Damit wandte er sich endgültig ab und lief über die Strasse zurück zu seinen Freunden.

JEFFERSON HIGH SCHOOL, 15:20h

Donner steckte den Zettel mit der Adresse des Mädchens in die Jackentasche.

"Gibt es sonst noch irgend etwas, was Sie uns über Sam McCarthy sagen können?" fragte Axon den Schuldirektor. "Ist sie irgendwie auffällig?"

Der Mann lehnte sich in seinem Sessel zurück und faltete die Hände. "Mr. Axon, in diesem Alter wollen die meisten Jugendlichen irgendwie auffallen, aber die haben wir bis jetzt alle wieder zurechtgebogen." Der Direktor lächelte, schien auf irgendeine Art der Bestätigung durch sein Gegenüber zu warten, aber Axon sah nicht einmal von seinen Notizen auf, also fuhr er mit seiner Schilderung fort. "Das einzig Ungewöhnliche, was mir einfällt, ist ihr Freund, der sich hier ständig herumtreibt, obwohl er diese Schule nicht besucht. Kurze schwarze Haare, dunkle Augen. Das hat so vor etwa einem halben Jahr angefangen, seitdem vergeht kein Tag, ohne dass ich den irgendwo hier sehe."

Axon nickte. Der Beschreibung nach hatte er mit dem Jungen wohl vorhin schon Bekanntschaft gemacht. "Danke für Ihre Hilfe, Sir." verabschiedete er sich.

WOHNUNG DER McCARTHYs, 16:00h

Erst auf ein drittes Klingeln hin öffnete eine Frau die Wohnungstür. Sie war Anfang vierzig, trug einen Bademantel und sah aus, als hätte sie bis eben geschlafen.

"Tut mir leid, ich bin gerade erst aufgestanden, hatte Nachtschicht..." murmelte sie. "Wie kann ich Ihnen helfen?"

"Mein Name ist Lindsay Donner, das ist mein Kollege Peter Axon. Wir würden gerne mit Ihrer Tochter Sam sprechen." antwortete Donner.

"Sind Sie von der Polizei?" fragte die Frau.

"Nein, wir arbeiten für das Office Of Scientific Investigation And Research, wir untersuchen paranormale Phänomene." erklärte Axon.

Die Frau sah ihn für einen Moment verständnislos an. "Ach." antwortete sie dann. "Na dann kommen Sie mal rein."

Axon schloss die Haustür hinter sich und sie folgten ihr durch den Flur ins Wohnzimmer.

"Setzen Sie sich, den Hund können Sie ruhig vom Sofa schmeissen. Ich hole Sam." sagte sie und verschwand wieder.

Donner setzte sich in den alten Ledersessel, Axon liess dem Dobermannmischling auf der Couch seine Ruhe und sah sich im Raum um.

"Ihr schon wieder..." begrüsste das Mädchen sie, als sie das Zimmer betrat. "Runter da, Nick." befahl sie dem Hund, setzte sich auf die Couch und zündete sich eine Zigarette an. "Was wollt Ihr denn noch?" fragte sie dann.

"Wir wollen Dir nur noch ein paar Fragen stellen." antwortete Donner. "Der Mann, der den Unfall hatte, Mr. Templeton: ist Dir an ihm irgend etwas aufgefallen?"

"Nö, eigentlich nicht." Ihre Mutter kam zurück ins Wohnzimmer und nahm ihr die Zigarette aus der Hand. "Verdammt noch mal, Du sollst hier drin nicht rauchen, wie oft muss ich Dir das noch sagen." fuhr sie sie an.

"Findest Du es nicht merkwürdig, dass der Mann einfach so auf die Strasse gelaufen ist?" fragte Donner weiter.

Sie zuckte die Schultern. "Weiss nicht. Unfälle passieren, oder?"

"Was ist mit deinem Freund ... Joey? Hat er auch gesehen, wie es passiert ist?" mischte Axon sich ein.

"Denke schon." antwortete Sam kurz.

"Kannst Du uns sagen, wo er wohnt? Wir wollen ihm auch ein paar Fragen stellen."

"Keine Ahnung, wo er wohnt. Wenn es das dann war? Ich hab noch was Besseres zu tun."

Donner lächelte freundlich. "Sicher, geh nur. Danke für Deine Hilfe."

Das Mädchen stand auf und verliess wortlos den Raum, jedoch nicht, ohne Axon noch einen eisigen Blick zuzuwerfen.

"Da kann Sie wohl jemand nicht leiden." bemerkte Donner.

Mrs. McCarthy hatte das Gespräch von der Küchentür her mitgehört. "Sie sind hier wegen diesem Joey oder?" fragte sie. "Der macht ständig Ärger, ist kein guter Einfluss für Sam."

"Sie können uns auch nicht sagen, wo er wohnt?" fragte Axon.

Sie schüttelte den Kopf. "Aber normalerweise ist er ohnehin die ganze Zeit hier, wenn Sam auch daheim ist."

Axon zog eine Visitenkarte aus der Jackentasche und reichte sie der Frau. "Wenn es möglich ist, rufen Sie mich doch bitte an, wenn er wieder hier ist. Wir würden gerne mit ihm sprechen."

Sie nickte und steckte die Karte ein.

Als sie zum mobilen Labor zurückfuhren, fiel Donner auf, dass Axon ungewöhnlich ruhig war. Er versuchte weder, ihren Fahrstil zu verbessern, noch wies er auf irgendwelche roten Ampeln und Verkehrsschilder hin, von denen er überzeugt war, sie hätte sie übersehen.

"Peter? Was ist los?" fragte sie.

Er zögerte kurz bevor er sich ihr zuwandte. "Ich habe das Gefühl, Sam und ihr Freund haben irgendwie etwas mit dem Unfall zu tun." antwortete er dann.

"Wie kommen Sie darauf?" fragte sie überrascht.

"Auf der Brücke vorhin, als ich sie festgehalten habe. Er hat mir gesagt, ich soll sie loslassen, und obwohl ich es eigentlich nicht wollte habe ich es trotzdem getan. Fast so als hätte er mich irgendwie ... unter Kontrolle." antwortete er.

In diesem Moment klingelte sein Handy.

"Peter, wir haben einen weiteren Toten. Jefferson High School." berichtete Doyle.

"Wir sind auf dem Weg." antwortete Axon.

"Jefferson High School." sagte er dann zu Donner gewandt. "Wenn das kein Zufall ist."

JEFFERSON HIGH SCHOOL, 17:10h

Ihre O.S.I.R. - Ausweise bahnten ihnen einen Weg durch die Menschenmenge und vorbei an den Polizeisperren. Doyle und Hendricks waren bereits vor Ort als sie eintrafen.

"Was ist passiert?" erkundigte Axon sich.

"Es ist Mr. Langley, der Schuldirektor." informierte Doyle ihn. "Er ist aus dem Fenster seines Büros gesprungen. Viertes Stockwerk, er war sofort tot."

Axon sah sich auf dem Schulhof um, die Begutachtung der Leiche ersparte er sich lieber. Hinter den Absperrungen hatten sich viele Menschen angesammelt, vor allem Schüler. Mitten aus der Menge heraus traf ihn wieder der Blick dieser schwarzen Augen. Er griff Donner, die immer noch neben ihm stand, am Arm, wendete seinen Blick nicht von dem Jungen ab. "Da ist er wieder." sagte er zu ihr.

Sie sah sich nur kurz um bevor sie ihn ebenfalls entdeckte. Axon ging los, auf den Jungen zu, aber einer der Polizisten kreuzte seinen Weg, nahm ihm nur für einen kurzen Augenblick die Sicht und der Junge war verschwunden.

MOBILES O.S.I.R. LABOR, 19:30h

"Es war niemand im Büro des Direktors, als es passiert ist, das heisst also, niemand kann uns den Hergang genau schildern. Das Ereignis muss also gar nicht mit Mr. Templetons Tod zusammenhängen." erklärte Doyle.

"Sam McCarthy geht auf diese Schule." Axon kam erst jetzt dazu, den übrigen mitzuteilen, was er an diesem Tag herausgefunden hatte. "Wir haben heute mit Mr. Langley gesprochen, er hat uns ihre Adresse gegeben."

"Glauben Sie etwa, sie hat etwas mit den Todesfällen zu tun?" fragte Doyle.

"Ich bin mir nicht sicher." antwortete Axon. "Als wir heute nachmittag mit ihr gesprochen haben, ist etwas passiert: sie wollte weglaufen, also habe ich sie am Arm festgehalten, dann hat sich ihr Freund eingemischt und mir gesagt, ich solle sie loslassen. Ich wollte es eigentlich nicht, habe es aber trotzdem getan. Es war so, als ob er mir seinen Willen irgendwie aufgezwungen hätte und obwohl ich das gemerkt habe war ich nicht in der Lage, mich zu wehren. Es ist nur eine Theorie, aber was, wenn er es ist, wenn er die Fähigkeit hat, Menschen irgendwie ... zu kontrollieren?"

"Eben an der Schule haben wir ihn auch beide gesehen." fügte Donner hinzu.

Doyle zögerte, die ganze Sache klang ihm etwas zu weit hergeholt. "Vielleicht hatte er ja zu dieser Zeit auch Unterricht?" mutmasste er.

Donner schüttelte den Kopf. "Nein, er geht nicht auf diese Schule. Mr. Langley hat uns erzählt, dass er ihm auch aufgefallen ist, weil er sich oft auf dem Gelände herumtreibt, aber er war keiner seiner Schüler."

"Dann sollten wir ihm auf jeden Fall einige Fragen stellen." antwortete Doyle. "Wissen wir, wer er ist?"

"Nein, niemand konnte oder wollte uns sagen, wer er ist oder wo er wohnt. Mrs. McCarthy hat mir aber versprochen, mich zu informieren, wenn er bei ihr auftaucht." antwortete Axon.

"Gut." nickte Doyle. "Ich werde mich mit der Polizei in Verbindung setzen, vielleicht können die uns ja bei der Suche nach ihm helfen."

VOR DER WOHNUNGSTÜR DER McCARTHYs, 01:20h

"Das war nicht nötig." flüsterte Sam.

Joey stand an die Wand gelehnt da, die Hände in den Hosentaschen. "Das war es, glaub mir. Wer hat den Schnüfflern denn Deine Adresse gegeben?" rechtfertigte er sich.

"Die sagen aber, sie sind nicht von der Polizei. Die wollen gar nichts von mir, sie haben nur gefragt, was ich gesehen habe." antwortete sie.

Er schnaubte verächtlich. "Glaubst Du alles, was die Dir erzählen, oder was?"

Sie zuckte mit den Schultern. "Hast ja recht. Vergiss es. Willst Du mit reinkommen?" fragte sie dann.

"Ist Deine Mutter da?"

Sie nickte. "Denke schon."

"Dann sehen wir uns morgen." verabschiedete er sich, ging an ihr vorbei und verschwand im Dunkel des Treppenhauses.

MOBILES O.S.I.R. LABOR, 2. TAG, 11:15h

"Wir haben ihn gefunden, Mr. Doyle. Er ist wieder bei seinen Freunden auf der Cornhill Bridge." teilte einer der Polizisten ihm über sein Handy mit.

"Wir kommen sofort. Versuchen Sie bitte auf keinen Fall irgend etwas zu unternehmen, bevor wir da sind." antwortete Doyle.

"Axon, Hendricks, Donner!" rief er sein Team auf dem Weg nach draussen zusammen. "Sie haben ihn, wir fahren hin."

Als sie wenige Minuten später dort ankamen, war es bereits zu spät. Der Junge hatte versucht, wegzulaufen, nachdem einer der Beamten ihn hatte verhören wollen. Der Polizist war ihm gefolgt, allein, und wenige Sekunden später hatten seine Kollegen den Schuss gehört, mit dem er sich mit seiner eigenen Dienstwaffe in den Kopf schoss.

"Verdammt! Sie sollten doch auf uns warten ..." fluchte Doyle vor sich hin.

"Nicht Ihre Schuld, Connor." versuchte Axon ihn zu beruhigen.

"Der Mann ist trotzdem tot. Dieser Junge ist gefährlich. Ich will nicht, dass irgendeiner von Ihnen auch nur auf die Idee kommt, sich ihm alleine zu nähern, verstanden?" antwortete Doyle.

Axon nickte.

MOBILES O.S.I.R. LABOR, 22:00h

"Irgend etwas neues von der Polizei?" fragte Axon, als er den Konferenzraum betrat.

"Nichts. Sie haben keine Akten über den Jungen, eine Grossfahndung läuft, aber keine Spur von ihm." antwortete Doyle. "Es ist fast so, als würden wir einem Phantom nachjagen."

"Connor?" meldete Lindsay sich über Funk. "Ich denke, ich habe etwas. Ich habe die alten Polizeiakten durchgesehen und etwas über einen Jungen gefunden, der vor fast 13 Jahren von der Brücke in den Tod gesprungen ist. Er ist unserem Verdächtigen wie aus dem Gesicht geschnitten. Ich bin auf dem Weg zu Ihnen."

In der Sekunde, in der sie das Gespräch beendete und das Headset neben sich auf den Beifahrersitz legte, wurde ihr die Präsenz des Jungen bewusst. Sie konnte seine Anwesenheit spüren und sie zuckte zusammen, als sie mit einem Blick in den Rückspiegel in seine schwarzen Augen sah.

"Wie bist Du hier rein gekommen!" fragte sie und griff nach ihrem Headset.

"Tu das nicht." sagte er ruhig. Sie hielt inne, er beugte sich nach vorne, nahm das Headset und warf es aus dem Fenster.

"Wir fahren jetzt zur Cornhill Bridge." sagte er dann.

"Nein, ich ..." widersprach sie.

"Du weisst genau, dass ich Dich ebenso gut dazu zwingen kann." unterbrach er sie.

Richtig, das wusste sie, also gab sie nach. So lange sie bei klarem Verstand blieb konnte sie zumindest die Gelegenheit nutzen.

"Wieso tust Du das?" fragte sie also.

" Ihr hättet Sam lieber in Ruhe lassen sollen. Aber jetzt ist es ohnehin zu spät. Du bist hinter mein kleines Geheimnis gekommen, hab ich recht?" antwortete er und griff sich die Polizeiakte.

"Wie meinst Du das?"

"Stell Dich nicht dumm." antwortete er. "Ich kann nicht zulassen, dass jemand darüber bescheid weiss, wer ich bin."

WOHNUNG DER McCARTHYs

Sam sass auf der Couch und zog nervös an ihrer Zigarette. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Joey wollte sie beschützen, aber das ging zu weit. Er wollte die Sache mit den O.S.I.R. - Leuten regeln, hatte er zu ihr gesagt, und sie befürchtete zu wissen, wie er das meinte. Sie drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, nahm die Visitenkarte zur Hand, die Axon ihrer Mutter gegeben hatte und wählte die Nummer.

"Ich muss mit Euch reden." sagte sie nur.

Axon erkannte sie an der Stimme. "Bist Du bei Dir daheim?" fragte er.

"Ja." antwortete sie. "Bitte kommen Sie her, es ist wichtig."

Axon steckte das Handy wieder in die Jackentasche. "Sam McCarthy. Sie hat gesagt, sie will mit mir reden. Ich fahre zu ihr." sagte er dann zu Doyle.

"Moment, Peter. Ich will nicht, dass Sie alleine hinfahren. Wir wissen nicht, ob ihr Freund bei ihr ist." hielt der ihn auf. "Finch, Sie begleiten ihn."

IN DONNERS AUTO

"Joseph Andrew Briggs." stellte Donner fest. "Du willst mir doch nicht allen Ernstes erzählen, Du wärst derselbe Junge, der vor 13 Jahren von der Cornhill Bridge gesprungen ist. Selbst wenn er es überlebt hätte, wäre der jetzt knapp dreissig."

Er grinste. "Einen Sprung von dieser Brücke kann man nicht überleben." flüsterte er.

WOHNUNG DER McCARTHYs

"Was will der hier?" fragte Sam mit Blick auf Axons Mitarbeiter, als sie die Tür öffnete.

"Nur zur Sicherheit." antwortete Axon.

"Sicherheit? Ich beisse nicht." sagte sie daraufhin.

"Dein Freund ist nicht hier?" versicherte Axon sich.

Sie schüttelte den Kopf und gab den Weg in die Wohnung frei. "Kann der da nicht draussen warten?" fragte sie.

Axon zögerte, nickte dann, folgte ihr in die Wohnung und liess Finch vor der Tür stehen.

Sie setzte sich auf die Couch, strich sich mit beiden Händen durch die kurzen blauen Haare und zündete sich eine neue Zigarette an. "Es ist Joey." begann sie dann. "Er hat die Leute umgebracht. Den Kerl auf der Strasse, Mr. Langley und den Polizisten."

"Wie hat er das gemacht?" fragte Axon.

"Ich weiss nicht, er kann das einfach. Er kann jeden dazu bringen, genau das zu tun, was er von ihm will." antwortete sie. "Am Anfang war das ja noch ganz witzig, da hat er mal jemanden, der uns blöd gekommen ist, gegen eine Wand laufen lassen oder so, aber jetzt geht es zu weit."

"Und seit wann macht er das schon? Konnte er das schon immer?" fragte Axon weiter.

Sie zuckte mit den Schultern. "Seit ich ihn kenne. Er ist vor so etwa fünf Monaten das erste Mal bei uns in der Stadt aufgetaucht. Er hat gesagt, er will mich beschützen, aber er kann doch ... er kann doch nicht einfach jemanden umbringen ..."

Mit der Hand wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. "Das wird mir einfach zu viel..." schluchzte sie.

Axon legte ihr vorsichtig den Arm um die Schultern. "Das kriegen wir schon wieder hin." sagte er leise.

Sie beruhigte sich wieder und hörte auf zu weinen. "Er hat gesagt, als nächstes würde er sich um Euch kümmern." sagte sie. "Ihr müsst vorsichtig sein."

Er nickte und griff dann zu seinem Handy um seinen Ermittlungsleiter anzurufen.

"Connor, ist Lindsay schon zurück?" fragte er.

"Nein, noch nicht." antwortete Doyle. "Ist etwas passiert?"

"Wir müssen versuchen, sie zu finden. Sie könnte in Gefahr sein." Axon wartete einen Moment während Doyle versuchte, sie zu kontaktieren.

"Sie geht nicht ans Telefon und ist auch nicht über Funk zu erreichen." meldete Doyle dann. "Wir versuchen, den Wagen zu orten."

Sam bemerkte, dass Axon langsam nervös wurde. "Was ist?" fragte sie dazwischen.

"Wir können meine Kollegin nicht erreichen." antwortete er kurz.

"Peter, wir haben das Auto. Es steht direkt an der Cornhill Bridge. Wir treffen uns dort."

CORNHILL BRIDGE, 22:50h

"Okay, aussteigen." befahl der Junge.

"Wieso? Was hast du jetzt vor?" fragte Donner.

"Sie sind mir echt zu kompliziert, Lady." antwortete er darauf, konzentrierte seinen Blick auf sie und sie spürte ihn in ihr Bewusstsein eindringen. Donner stieg aus dem Wagen und folgte dem Jungen langsam und wortlos auf die Brücke. Obwohl sie alles um sich herum genau wahrnahm, konnte sie sich nicht dagegen wehren. Langsam stieg sie auf das Brückengeländer. Die schwarze Wasserobefläche unter ihr konnte sie nicht sehen, alles verschwand in einem dichten Nebel. Die Nacht war sternklar, in diesem Teil der Stadt war um diese Zeit keine Menschenseele mehr unterwegs. Sie wusste genau, dass er sie mit nur einem Gedanken in den Tod schicken könnte.

Der schwarze Ford Explorer hielt mitten auf der Strasse, Doyle und Hendricks sprangen aus dem Wagen und liefen auf Donner zu.

"Lindsay!" rief Doyle.

"Stop." rief der Junge zurück. "Einen Schritt weiter und sie springt."

Die beiden blieben einige Meter entfernt stehen.

"Du wirst sie doch ohnehin springen lassen." rief Doyle ihm zu.

Joey grinste nur und zuckte mit den Schultern.

"Lass sie gehen. Wir finden eine Lösung für Dich." schlug Doyle vor.

Joey lachte verächtlich. "Ja, sicher... Ihr hättet nicht herkommen sollen. Jetzt kann ich keinen von Euch mehr gehen lassen."

In diesem Moment hielt ein weiterer Wagen mit quietschenden Bremsen auf dem Gehweg.

"Lindsay ... nein." flüsterte Axon, als er die Situation erkannte. Er stieg aus dem Auto, nahm Sam an der Hand und ging mit ihr zusammen zu seinen Kollegen.

"Sam! Was tust Du hier!" fragte Joey überrascht.

Lindsay spürte, wie sie für einen kurzen Moment die Kontrolle über sich selbst zurückzuerlangen schien, aber der Junge merkte schnell, dass er die Konzentration verloren hatte und hielt sie wieder von ihrem Vorhaben ab, von dem Brückengeländer herunterzusteigen.

"Bitte, Du musst ihm sagen, dass er sie gehen lässt." sagte Axon leise zu Sam. "Vielleicht hört er ja auf Dich."

Sie nickte und trat einige Schritte nach vorne.

"Joey! Komm schon, lass sie gehen." rief sie ihm zu.

Er schüttelte den Kopf. "Das kann ich nicht."

"Ich bitte Dich. Das geht zu weit. Bitte. Lass sie gehen." bat sie ihn nochmals, Tränen liefen ihr über die Wangen.

Sein Blick wurde weicher, als er das sah und er schien plötzlich zu verstehen, was er getan hatte.

"Es tut mir so leid, Sam." sagte er leise. Seine Konzentration liess nach und Donner stieg vorsichtig von dem Geländer auf den Gehweg. "Ich wollte Dir nie weh tun. Es tut mir leid." sagte er noch einmal.

Jetzt bemerkte er, dass Donner nicht mehr auf dem Geländer stand und drehte sich zu ihr um. "Nichts persönliches." flüsterte er ihr mit einem Augenzwinkern zu, sprang mit einem Satz auf das Geländer, zögerte noch kurz und liess sich dann rückwärts in die Tiefe fallen.

Sam rannte auf die Brücke und sah nach unten, an der Stelle, an der er eben noch gestanden hatte. Dichter Nebel hing über dem Wasser. Während Doyle und Hendricks sich um Lindsay kümmerten, ging Axon dem Mädchen nach, lehnte sich neben ihr an das Geländer und legte ihr den Arm um die Schultern.

"Es tut mir leid. Ich weiss, dass er Dein Freund war." sagte er leise, während er ihrem Blick in das schwarze Nichts unter ihnen folgte.

"Abschlussbericht. Die Leiche des Verdächtigen konnte nicht gefunden werden. Die Ermittlungen wurden eingestellt, da es als gesichert gilt, dass niemand einen derartigen Sturz überleben könnte. Wir konnten weder feststellen, ob es sich bei dem Jungen tatsächlich um den Geist des vor 13 Jahren verstorbenen Joseph Andrew Briggs handelte, der als eine Art Schutzengel für Sam McCarthy auftrat, noch welcher Art die Kräfte waren, die es ihm offensichtlich erlaubten, andere Menschen zu steuern. Connor Doyle schliesst die Akte # 492 - 713."