Einen Sommernachmittag im Traum
einen verregneten Strand
einen Kuss so lang wie ein Wimpernschlag
mag ich total
genau wie dich


 
Ich weine...
von Layhla

 


 
Ägypten Oktober, 2001
 
Leise bewegt sich der Sand über die Dünen.
Man sieht es nicht.
Nein, aber man kann es hören. Das Schauspiel.
Wie der Wind ihn trägt, leicht und unbeschwert.
Es ist schön so etwas mitzuerleben.
Einfach nur da zu stehen.
Zu vergessen.
Wie gern wäre ich jetzt der Sand und würde mich auflösen.
Weggetragen von etwas, dass man nicht erklären kann.
Frei sein. Alle Laster der Welt abtrennen von meinen Schultern.
Aber wer kann das schon.
Es ist vielleicht mein Schicksal, so zu leben...


Dr. Jackson. Dr. Jackson.
Eine laute Stimme dringt in mein Bewußtsein.
Ich kenne sie.
Hei. Doc.
Ich hebe meinen Kopf und schaue zum Eingang des Zeltes.
Ja, was gibt’s Frank.
Ich glaube wir haben etwas gefunden, Sir.
Gut, ich komme.
Müde vom langen Sitzen stehe ich auf und bahne mir meinen Weg nach draußen.
Ja, draußen.
Das bedeutet für mich Wüste.
Die große Unendlichkeit des Raumes.
Wo nur oben und unten existiert. Der Himmel und der Boden.
Ungereimtheiten gibt es nicht.
Grenzen gibt es nicht.
Alles deutet sich in klaren Linien wieder.
Da sind sie ja endlich.
Mit leuchtenden Augen hält er mir etwas entgegen.
Er hat den Gesichtsausdruck eines Kindes.
Die Präsenz in seinem Gesicht.
Sie kommt mir bekannt vor.
Ich kenne sie.
Nein, besser gesagt ich kannte sie.
Bei mir selbst.
Doch es ist schon lange her...
Vorsichtig drehe ich den Gegenstand mit meinen Fingerspitzen.
Begutachte ihn von allen Seiten.
Und, erwartungsvoll sieht er mich an.
Das glitzern in seinen Pupillen.
Es wird stärker.
Es ist der Eifer der ihn prägt.
Der Ehrgeiz und der unerschöpfliche Mut nach Neuem.
Dieser Blick rührt etwas in mir.
Gefühle, schon längst verflossen im Wandel der Zeit, drohen aufzubrechen.
Erinnerungen, schmerzhafte Erinnerungen.
Doktor, sagen sie doch was.
Nun, äh...
Ich komme ins Stottern.
Dann wird meine Stimme fester.
Es ist nur ein Stein Frank, nur ein Stein....

***


* Backflash *

Danny, was willst du noch hier?
Das sind doch nur Felsen.


Aber nein Jack.
Es sind Artefakte. Wichtige Kunstgegenstände für die Wissenschaft.


Das soll Wissenschaft sein. Indem du in alten Ruinen rumsuchst und Steinproben mitnimmst.
Tolle Wissenschaft.
Was für einen Nutzen soll das bringen. Du kannst es weder essen noch davon leben.


Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun O’Neil. Es ist ein Segen für die Menschheit.
Alte Kulturen und Zivilisationen.
Es sind keine Steine, wie du sagst.
Dieses Objekt bedeutet Leben. Totes oder vergangenes vielleicht.
Aber wir können davon lernen.
Interessiert es dich nicht was hier passiert ist. Wie die Menschen gelebt haben.
Welche Götter und Religionen sie...


Bla, bla, bla...Ich weiß Daniel. Du brauchst mir hier keine Reden halten.
Ich kenne deinen Standpunkt.


Nein, du weißt gar nichts Jack. Gar nichts...

 

 

***



Es ist still. Man spürt nur den Wind, der das Lager umhüllt.
Die Sonne wird schwächer.
Bald kehrt Dunkelheit ein.
Der Nachthimmel.
Von hier hat man einen guten Blick.
Auf die Sterne.
Die vielen unerforschten Galaxien.
Doch ich war da.
Überall im All.
Habe es gesehen. Sie gesehen...


Ich sitze unter dem Zeltvordach, abseits von den anderen.
Seit fast drei Wochen sind wir hier.
In der Steppe.
Mit dem Vorsatz etwas zu finden, das unser Leben verändern soll.
Ich der Lehrer, meine Schüler und andere Professoren.
Die meisten sind Wichtigtuer.
Menschen, die sich hinter ihren Titeln verstecken und auf Anerkennung hoffen.


Alte Mythen behaupten hier sei der Bruder von Ramsess dem 4. begraben. Der Urenkel des Pharao.
Herrscher von Ägypten.
Ich glaube nicht daran.
Wieso gerade hier und jetzt.
Warum sollte uns die Ehre erteilt werden zu finden.
Große Dinge zu tun.


Hei Mr. Jackson. Meine innerliche Ruhe wird gestört.
Er ist es.
Der mit dem Stein.
Was machen sie hier. So weit weg von den anderen.
Wir haben sie bereits gesucht.
Ich lache.
Was soll mir hier schon passieren Frank. Etwa dass mich eine Mumie überfällt.
Irritiert schaut er mich an.
Es sollte eigentlich ein Scherz sein.


Sagen sie mal. War es wirklich Ihr ernst was sie heute Mittag sagten.
Mit dem Stein und so?


Wieder der Blick in seinen Augen. Der Funken.
Fordernd.
Er erwartet eine Anwort. Und ich kann ihm keine geben. Nicht hier und jetzt. Niemals.


Nun?


Tja, was soll ich dir sagen Frank. Was willst du von mir hören.
Ich kann doch nicht jedes einzelnen Felsstück, dass ihr findet, untersuchen. Das kostet Zeit.
Und die ist kostbar. Du müßtest es doch langsam selbst wissen, ob es wichtig ist oder nicht. Wozu studierst du überhaupt, wenn du nicht mal das unterscheiden kannst.


Da, jetzt hat er seine Antwort.
Eigentlich hätte er sich umdrehen und gehen müssen.
Doch ich habe ihn falsch eingeschätzt.
Er hält nur den Kopf gesenkt uns starrt vor sich hin.
Es ist eine Spannung zwischen uns.
Eine unsichtbare Mauer.
Undurchdringlich und fest.


Weil, weil...Seine Stimme ist monoton.
Ich dachte, dass wenigstens sie Verständnis dafür hätten.


Ich starre ihn an.
Verständnis. Wieso gerade ich.


Wie kommst du darauf?


Ich habe alle ihre Arbeiten gelesen. Es sind gute Arbeiten, und ich dachte, sie zu kennen.
Ihre Arbeitsweise. Der Weg, wie sie an die Dinge rangehen.
Aber ich habe mich wohl getäuscht. Wenn sie das hier nicht interessiert, dann sind sie wahrscheinlich nicht mehr
der...


Nicht mehr wer? Ich werde lauter.
Du behauptest, nur weil du meine Arbeiten gelesen hast, mich zu kennen.
Tut mir leid mein Junge.
Aber so einfach sind die Dinge eben nicht.
Du weißt gar nichts. Überhaupt nichts.
Ich schreie fast.

Und wieso sind sie dann hier?
Wenn sie an das alles nicht mehr glauben.


Ich denke nicht, dass dich das etwas angeht.


Oh, doch. Mit allem Respekt, Sir. Mich geht es wohl etwas an.


OK. Du willst es wirklich wissen.
Um solchen Leuten wie dir zu zeigen was Kultur ist. Deshalb bin ich hier.


Ihr denkt wahrscheinlich, wenn ihr einmal etwas findet werdet ihr in die Geschichte eingehen. Das große Geld machen.


Doch das Leben besteht nicht nur aus Büchern und alten Pyramiden.
Als Forscher lernt man ein Leben lang.
Nicht nur 10 Semester.
Aber das ist euch nicht bewußt.
Jetzt weißt du es...


Da ist sie wieder, die drückende Stille. Tiefgreifend.
Sein Blick zeugt nun von Zorn.
Mit geballten Fäusten steht er vor mir.
Zittern vor Wut und Enttäuschung.
Das denken sie also von uns. Alle sind nur Lügner und Ignoranten.
Alle außer Ihnen Doktor Jackson. Natürlich
Und zu Ihnen habe ich mal aufgesehen.
Ihre Arbeiten bewundert.
In meinen Augen waren sie ein großes Vorbild....


Werde endlich erwachsen Junge.
Mit einem Ruck stehe ich auf und gehe ins Zelt.
Aber...


Was ist nur aus ihnen geworden.
Er schreit mir hinterher.


Doch ich hebe meine Ohren zu. Nichts dringt mehr in mein Bewußtsein.
Jetzt gibt es nur die Einsamkeit und mich.


Ich lasse mich auf einen Stuhl fallen.
Wie ich in so reden hörte. Das hätte ich sein können.
Ja, ich.
Dann stehe ich auf. Laufe wie ein Tiger in meinem Käfig. Hin und her.
Immer wieder.


***


Der nächste Morgen ist kühl.
Mein Schlaf war unruhig.
Das ist er immer wenn ich hier bin.
Vielleicht liegt es an der fremden Luft. Oder die Stille.
Die verdammte Ruhe.
Man hört nicht mal die Geräusche irgendwelcher Tiere.
Irgendwo.


Heute ziehen wir weiter.
In den Süden.
In das Herz Ägyptens.
Sie hoffen dort auf etwas zu stoßen.
Auch wenn es nur Bruchstücke sind.


Als ich aus dem Zelt trete herrscht schon ein lichtes Treiben.
Fast alle sind damit beschäftigt ihre Sachen zu packen, zu untersuchen, zu analysieren.
Manchmal kommt es mir vor, als bestände die Welt nur noch aus Idioten.
Auch meine Gruppe ist schon fertig. Abfahrbereit.
Und, alles gepackt.
Kyle, kommt auf mich zu.
Ja, klar.
Er scheint guter Laune zu sein.
Wenigstens einer.


Hei Danny, ist alles in Ordnung.
So hat mich schon lange keiner mehr genannt.
Ich schrecke auf.
Oh, entschuldige ich war nur in Gedanken.


Ach so. Der große Doktor Jackson überlegt wahrscheinlich fieberhaft wie er sich vor der Arbeit drücken kann.


Ich weiß. Er versucht mich aufzuheitern. Ich tue ihm den Gefallen und lächle.


Wann fahren wir?
In einer halben Stunde.


Ist gut.


Dann verschwindet er auch schon wieder hinter den Lastwägen und Jeeps, mit dem ganzen High-Tech Zeugs beladen.
Kyle ist ein interessanter Mensch.
Mit ihm konnte man an der Uni Nächte lang diskutieren und kam zu keinem Ergebnis.
Ja, ein toller Lehrer, guter Freund.
Und die hat man wenig.
Wirklich...

***


Libyen Dezember, 2001
 
 
Diese verdammte Hitze.
Wir haben einen Autoschaden und sitzen fest.
In einem Bauernkaff irgendwo am A......
Nach einem Monat der erfolglosen Suche im Süden, sind wir auf Rat eines Einheimischen nach Osten gezogen.
Ins Land der 1000 Sträucher.
Nach Libyen.
Doch ich kann mir nicht vorstellen hier irgendwas zu finden.
Auch unsere Gruppe hat sich reduziert.
Am Anfang, noch aus fast 400 Leuten bestehend, sind es noch knapp über 25.
Die meisten von ihnen sind nach der Pleite in Ägypten nach Kairo abgereist und von dort aus in die Vereinigten Staaten Zurück.
Nach Hause.
Es klingt wie Musik in meinen Ohren.
Zuhause.
Aber dorthin zieht es mich nicht.
Wie auch.
Wie kann man schon ein Appartement in New York sein Heim nennen.
Eigentlich ist es fast überflüssig.
Die längste Zeit, die ich dort verbracht habe war eine Zeitspanne von 4 Monaten.
Ich brauche die Exkursionen.
Die Abenteuerlust Den Kick..
Oder vielleicht renne ich nur davon, vor der Realität, oder vor mir selbst.
Aber es ist besser so.
Zu viel ist passiert.
Und ich sitze lieber hier in einem fremden Land, anstatt an dem Ort, an dem ich mich meinen Problemen hätte stellen müssen.


Daniel Jackson
 

***


Januar 2002
 
 
Mit einem lauten Ruck öffne ich die Tür zu meiner Wohnung.
Innen angekommen zieht es mich erst einmal in die Küche.
Die ganzen Sachen, oder besser gesagt ist es eigentlich nur eine.
Ich habe Kaffee gekauft. Echten ägyptischen Kaffee. Das einzige was ich zum Leben brauche.
Schnell lasse ich die Rollos hoch.
Stickig ist es hier, und kalt.
Kein Wunder.
Wir haben auch Januar.
Ich muss mich erstmal wieder umstellen.
In Kairo bin ich bei fast 30°C in Flugzeug gestiegen. Und hier.


Die ganzen Möbel sind noch abgedeckt.
Und Kartons stehen rum. Viele Kartons.
Ich lebe praktisch aus Luft, Liebe und Pappe.
Sogar mein Geschirr habe ich noch nicht vollständig ausgepackt. Wozu auch.


Vor einem halben Jahr bin ich von LA hier hergezogen.
Sie wollten den großen Wissenschaftler unbedingt in einer Weltmetropole haben...


Von hier aus hat man eine schöne Aussicht.
Das Empire State Building, die ganzen Betonbrecher vor meiner Nase.


Nach meinem üblichen Rundgang durch das Apartment fällt mein Blick auf den Anrufbeantworter.
Kyle hat fast 20mal versucht mich zu erreichen, dann meine Versicherung,
irgendwelche Vertreter, meine jetzige << Kollegin>> Lilli,
und, noch eine Nachricht, die mich ziemlich erstaunt.
Sie ist von Sam.
Captain, nein, jetzt Major, Samantha Carter. Wie lang ist es jetzt her. Ich kratze mich an der Stirn, 1, nein, fast 2 Jahre, seit unserem letzten Treffen.
Ich stoppe das Band und spule vor...


Hallo Daniel!!!
Da ich dich nicht persönlich erreiche spreche ich eben auf diesen verdammten Kasten.
Also, folgendes, ich werde bald heiraten und hoffe dass du kommst.
Sofern es dein Zeitplan natürlich zuläßt. Ich weiß, ziemlich überraschend, oder?
Du kriegst aber noch eine offizielle Einladung mit dem Datum und so.
Tja, da die Zeit nach dem Piepton gleich abgelaufen ist kann ich nicht mehr viel sagen.
Und Daniel, egal was damals vorgefallen ist, Jack und ich würden uns freuen wenn du kommst.
 

Ende Teil 1