Disclaimer: Behaltet sie, ich will sie gar nicht haben und Geld mache ich schon gar nicht damit. Die Leutchen dienen in dieser Story nur zur Unterhaltung anderer Fans.
Fandom: ST:Voy
Charakterliste: P, N, K (sowie der Rest der Voyager-Crew)
Kurzbeschreibung: Backkurs mit Neelix - bitte nicht ernst nehmen!
Rubrik: Humor
??Mai???????


Tom Paris und die Ballade vom (heiligen) Käsekuchen
  Counselor und Jeherion


Tom Paris starrte ungläubig auf den wild gestikulierenden Talaxianer Neelix, der in einem nicht enden wollenden Redefluß die Dringlichkeit seines Anliegens deutlich zu machen versuchte.

"Tom, sie müssen mir einfach helfen!" Der Klang seiner Stimme war eine Mischung aus Verzweiflung und Drohgebärde und seine Körperhaltung erinnerte an einen klingonischen Targ kurz vor dem Angriff.

Der dunkelblonde Lieutenant wich einen Schritt zurück und hielt die Arme wie eine Schutzbarriere vor sich. "Ist ja schon gut, Neelix, aber deshalb müssen sie mich nicht direkt anspringen! - Ich verstehe nur nicht, warum dieses Rezept so wichtig für sie ist?"

"Für MICH?" Neelix Stimme senkte sich zu einem Knurren. "Es ist für uns wichtig, Tom, für uns alle!"
Der Talaxianer durchquerte das Casino mit den für ihn typischen kleinen trippelnden Schritten, nahm eine silberne Thermoskanne vom Küchentresen und goß sich den von ihm kreierten Kaffee in eine Tasse. Nach einem Schluck der dampfenden Flüssigkeit, entspannte er sich und wandte sich verschwörerisch seinem Crew-Kollegen zu. "'Also gut, ich erkläre es ihnen noch einmal: Captain Janeway liebt Käsekuchen - Captain Janeway hat Geburtstag - Captain Janeway bekommt Käsekuchen - Captain Janeway ist glücklich - die Mannschaft ist glücklich."

"Aber warum backen sie dann nicht irgendeinen Käsekuchen? Der Computer hat sicher genügend Rezepte gespeichert?"

Neelix blickte kopfschüttelnd auf. "Sagen sie mal, Tom, tun sie nur so oder benutzen sie ihr Gehirn wirklich nicht? - Es muß ein besonderer Kuchen sein, frisch und nicht repliziert, und da gibt es ein altes Rezept, das in der weiblichen Linie der Janeway's weitergegeben wird .... sowas findet man nicht im Computer - sowas findet man nur beim Captain im Bereitschaftsraum!"

Tom seufzte auf, unterließ es aber, neue Gegen-Argumente anzuführen. "Und haben sie schon einen Plan?"

Neelix wirkte entsetzt. "Natürlich habe ich einen Plan. Die Sache läuft jetzt - sofort! Captain Janeway und Tuvok sind vor 15 Minuten mit dem Shuttle zur Planetenoberfläche gestartet, um mit den Bewohnern über die Lieferung von frischen Lebensmitteln zu verhandeln. Das heißt, ihnen bleibt genug Zeit, um das Rezept zu suchen - und zu finden!"

"Warum gehen sie nicht selbst?"

"Ich?" Der Talaxianer schien erstaunt. "Ich muß doch sehen, daß hier alles seinen gewohnten Gang nimmt. Nein, nein, sie sind der Mann der Tat! Jetzt!"

"Jetzt? Aber,..."

"Kein ABER. Denken sie daran, es ist zum Wohle aller!"

Obwohl Paris diesen Gedankengang nicht nachvollziehen konnte, entschloß er sich, Neelix zu helfen. Er beruhigte sich selbst damit, daß es um eine Geburtstagsüberraschung ging und keine böse Absicht dahintersteckte. Nach einem letzten Blick in Neelix entschlossenes Gesicht, wandte er sich zur Tür und verließ das Casino.


* * * * *


Kaum zehn Minuten später kehrte Tom Paris zurück und übergab einem strahlenden Neelix das heiß begehrte Rezept. Sofort machte sich dieser daran, es eingehend zu studieren, sah dann aber noch einmal kurz auf, um leise zu fragen: "Gab es irgendwelche Schwierigkeiten?"

"Nein, überhaupt nicht ... bis auf die Tatsache, daß ich beinahe die Lieblingstasse des Captains vom Tisch gefegt habe! War es das jetzt?"

Neelix zögerte und brummte etwas unverständliches. Paris trommelte ungeduldig mit den Fingern auf einem Kochtopf und gab sich alle Mühe, nicht die Augen zu verdrehen. "Also was?"

"Sie erinnern sich doch bestimmt an den Tomatenauflauf von letzter Woche, oder?"

"Was hat denn der damit zu tun?" fragte der Lieutenant verwirrt. Zuerst Käsekuchen und jetzt Tomatenauflauf?

"Wissen sie," Neelix wand sich wie ein Wurm am Haken, "irgendwie war der Auflauf nicht in der Form geblieben, sondern übergelaufen - wahrscheinlich zuviele Breka-Kräuter oder...."

Während Neelix ausschweifender Erklärung, warum dieser Auflauf sich denn nun selbstständig gemacht hatte, beschlich Tom ein äußerst ungutes Gefühl. Er runzelte die Stirn, verschränkte die Arme und wartete darauf, daß sein Gegenüber endlich zur Sache kam.

".... und deshalb bin ich mir immer noch nicht sicher, wieso es nicht geklappt hat. Naja, auf jeden Fall hat die Tomatensauce der Elektronik im Backofen nicht gerade gut getan und jetzt funktioniert das gute Stück nicht mehr!"

"Moment mal, Neelix, soll das etwa heißen, sie können diesen Kuchen gar nicht backen?"

"Natürlich kann ich das!" schnaubte der Talaxianer entrüstet. "Vorausgesetzt, sie können die Reparatur organisieren!"

Tom schüttelte entschieden den Kopf. "Ich kann ihnen Daten geben, bei welchen Koordinaten sie diesen Schrott vernichten lassen können - aber mehr werde ich nicht tun! Außerdem verstehe ich nichts von dieser Elektronik!"

"Habe ich vielleicht gesagt, daß sie ihn selbst wieder in Gang bringen sollen?" Neelix schien am Rande der Verzweiflung zu sein. "Überlegen sie mal: Elektronik ...... reparieren ..... eine gute Bekannte von ihnen......!" Erwartungsvoll blickte er auf Tom.

"Sie meinen, ich soll B'Elanna fragen, ob sie uns hilft?" Auf Neelix heftiges Nicken, murmelte er vor sich hin:"Sie wird mit Sicherheit begeistert sein."



* * * * *


Das kann nicht ihr Ernst sein?" B'Elanna Torres sah Neelix entgeistert an, blickte zu Tom und wieder zurück.

"Und wieso nicht?" fragte der selbsternannte Moral-Offizier der Voyager. "Das kann doch nicht so schwierig sein. Hier ein bißchen schrauben und dort ein bißchen klopfen.... vielleicht ist ja gar nicht viel kaputt; schauen sie doch einfach mal nach!"

Die halbklingonische Chef-Ingenieurin seufzte und wandte sich dem Backofen zu. Dann drehte sie sich abrupt wieder um und zischte Tom zu: "Überlege dir demnächst genauer, um welche Gefallen du mich bittest!"

"Ist ja gut. Tut mir leid. Könntest du dir jetzt trotzdem mal Neelix' Backkiste ansehen?"

Sie knurrte ihn wütend an, machte sich aber dann doch an die Arbeit. Kurze Zeit später eröffnete sie den beiden Männern: "In Ordnung, das war's!"

"Haben sie es repariert?" erkundigte sich Neelix.

"Nein."

"Aber sie können es reparieren?"

"Nein." wiederholte B'Elanna mit Nachdruck.

Der Gedanke an das eventuelle Scheitern seines Planes verursachte bei Neelix ein nervöses Zucken in der Oberlippe. "Wo liegt das Problem?"

"Der Omega-3-Chip, der die Hitze regulieren soll, ist geschmolzen. Diese veralteten Dinger taugen einfach nichts. Ich verstehe sowieso nicht, warum sie sich solch einen antiken Kasten in ihre Küche stellen mussten!"

"B'Elanna, bitte.."

"Sie müssen sich einen neuen Chip besorgen. Die schlechte Nachricht ist: wir benutzen diese alte Variante nicht mehr."

"Aber du hast doch sicherlich noch irgendwo solch einen Chip auf Lager?" warf Tom ein.

"Nein, das nicht. Aber ich weiß, wer einen hat...."


* * * * *


Skeptisch beäugte Lieutenant Tom Paris den Chip in seiner Hand; er hoffte, daß mit dieser Aktion seine Aufgaben bei der "Operation Käsekuchen" erfüllt sein würden. Plötzlich ertönte Neelix' Stimme durch den Kommunikator.

"Tom, schlechte Nachricht. Mister Tuvok ist auf dem Weg zu seinem Quartier - besser gesagt er steht quasi davor. Verstecken sie sich!"

"Verstecken? Wo soll ich mich denn hier verstecken?"

Sein Blick fiel auf die kleine Couch, die im Wohnbereich stand, und er hechtete mit einem kühnen Sprung über die Lehne - gerade rechtzeitig, denn just in jenem Augenblick glitt die Tür des Quartiers zur Seite und der vulkanische Sicherheitschef trat ein. Tom wollte gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn Tuvok herausfand, daß jemand den Chip aus seiner Meditationslampe entfernt hatte und er wollte gewiß nicht in der Nähe des Vulkaniers sein, wenn es soweit war. Während er in seinem Versteck darauf wartete, daß Tuvok den Raum verließ oder sich sonst irgendwie in Luft auflöste, drang eine leise Melodie an seine Ohren. Tom konnte es kaum glauben, es schien, als würde Tuvok summen. Das mußte er unbedingt B'Elanna erzählen. Mit einem amüsierten Grinsen auf den Lippen riskierte Paris einen kurzen Blick auf Tuvok, der ziemlich unbekleidet in seinem Quartier umherging. Neidisch betrachtete der hellhäutige Lieutenant die durchtrainierten Bauchmuskeln des dunkelhäutigen Vulkaniers; seine Augen weiteten sich jedoch ungläubig als er - rein aus männlicher Neugier - den Bereich zwischen Bauch und Beinen anvisierte. Er schnappte nach Luft - davon würde er B'Elanna mit Sicherheit nichts erzählen! Dann - endlich - begab sich Tuvok ins Badezimmer und Tom nutzte die Gelegenheit, um zu verschwinden.


* * * * *


Nachdem er ins Casino zurückgekehrt war und einem freudig erregten Neelix den Chip übergeben hatte, zog er Fähnrich Harry Kim in eine ruhige Ecke des Raumes. Von B'Elanna mißtrauisch beob- achtet, setzte er gerade an, seinem Freund von der unglaublichen Entdeckung zu berichten, als sich die personifizierte Wurzel allen Übels zu ihnen gesellte.

"Gut, daß ich sie beide zusammen erwische!"

"Nein, Neelix, keine Gefallen mehr! Davon habe ich für heute genug!"

Der Talaxianer grinste von einem Ohr zum anderen. "Nein, keinen Gefallen - ein Befehl des Captains!"

Tom nahm verwundert das Datenpad entgegen, studierte es eingehen, um es dann an Fähnrich Kim weiterzugeben.

"Tja, Harry, sieht so aus, als wären wir eingeteilt, die nächste Lebensmittel-Lieferung vom Planeten abzuholen. - Ich frage mich nur, auf wessen Mist das gewachsen ist!?"

"Wie sie sehen, ist die genaue Liste beigefügt," warf Neelix ein, "und bitte achten sie besonders darauf, daß die letzte Position dabei ist!"

Sie hatten das Casino kaum verlassen als Tom zu murren begann.

"Was für ein seltsamer Zufall, daß gerade ich mit auf den Planeten muß. Ich bin mir sicher, daß Neelix das irgendwie organisiert hat!"

"Aber warum sollte er das tun?" erkundigte sich Fähnrich Kim neugierig.

Paris' Augen blitzten wütend, aber er gab keine Antwort, sondern steuerte zielstrebig auf den nächsten Turbolift zu. Als sich die Türen zischend hinter ihnen schlossen, meinte Harry leichthin: "Wir holen doch nur ein paar Lebensmittel ab, was soll da schon groß passieren?"


* * * * *


"Das kann unmöglich ihr Ernst sein?"

"Und warum bitte nicht?" erwiderte die Frau schnippisch.

Tom starrte die Bäuerin entgeistert an, gerade so als sei sie ein unglaublich seltenes kosmisches Phänomen, das er noch nie zuvor gesehen hatte. Dabei war sie eigentlich reichlich wenig sehenswert - das fand zumindest Harry. Sie war eine typische Vertreterin ihrer Spezies, genauso, wie Neelix sie beschrieben hatte: klein, unförmig, ohne Haare, mit viel zu kurz geratenen Beinen und großen, kugelrunden hervorstehenden Augen. Der Fähnrich fügte dieser Beschreibung in Gedanken noch die beiden Attribute "stur" und "streitlustig" hinzu. Um einen Konflikt zu vermeiden, beschloß er einzugreifen, bevor Tom endgültig die Beherrschung verlor.

"Also gut, warum wollen sie uns die Lebensmittel nicht geben? Sie hatten mit unserem Captain vereinbart, daß wir sie im Austausch für die von ihnen benötigten Ersatzteile bekommen!"

"Sie können sie ja auch haben!" erklärte die Bäuerin aufgebracht. "Alle Sachen auf der Liste, bis auf den Frischkäse! Ich habe es ihnen schon einmal gesagt: L'ra, die Frau vom Bäcker möchte den Käse haben und ich habe nicht genug für zwei! ..... Allerdings....." Sie wandte sich wieder Tom zu und ihre Augen schienen noch ein Stück weiter aus den Höhlen zu quellen. "Wenn sie beide bereit wären, mir beim melken meines Cewta zu helfen .... wer weiß?"

Der blonde Lieutenant zog verärgert die Stirn kraus, seufzte tief und wandte sich dann seinem Begleiter zu. Harry zuckte nur mit den Schultern, blickte schicksalsergeben zur Bäuerin und fragte leise: "Ist es schwer, so ein Cewta zu melken?"



* * * * *


Einige Stunden später stürmte ein hochgradig erzürnter Tom Paris das Casino, hielt geradewegs auf Neelix zu und packte ihn am Kragen.

"Siiiiiie!.....Siiiie!"

Der Talaxianer zeigte sich weitgehend unbeeindruckt. "Tom, äh, ich weiß ja nicht, ob sie es noch nicht bemerkt haben - aber .... sie riechen ein wenig streng! Ich denke, ich spreche im Sinne der anderen Crew-Mitglieder, die hier ihre Mahlzeit einnehmen, wenn ich sie bitte, sich erst einmal einer Grundreinigung zu unterziehen...."

Die Worte des Talaxianers fanden kein Gehör bei Paris, der seinerseits eine Schimpfkanonade auf ihn losließ: "Nicht nur, daß ich einen Großteil meiner Freistunden für ihre dubiosen Machenschaften geopfert habe, nein, nun auch noch das!!!"

"Tja, und stellen sie sich vor," Neelix grinste gehässig, "das war noch immer nicht alles."

"Nein!" Tom lachte auf und lockerte den Griff an Neelix' Jacke. "Sie überreden mich zu gar nichts mehr!"

"Wetten, doch?"

"Mit Sicherheit nicht." Tom schüttelte entschieden den Kopf.

"Oh, vielleicht sollte ich sie Captain Janeway für einen weiteren Flug zum Planeten vorschlagen?"

"Neelix!" zischte Tom. "Das ist Erpressung."

"Wie heißt noch gleich das schöne irdische Sprichwort? Wer A sagt, muß auch B sagen!" Er rümpfte die Nase. "Und wenn sie endlich diesen widerwärtigen Gestank losgeworden sind, erkläre ich ihnen, was als nächstes zu tun ist!"

Tom blickte sehnsüchtig auf das Tranchiermesser, das sich in Reichweite befand, entschloß sich aber dann doch zum Rückzug und verließ den Raum. Die säuerliche Duftwolke hingegen hielt dem Belüftungssystem noch eine lange Weile stand.


* * * * *


Frisch geduscht stand Lieutenant Paris vor Commander Chakotay's Tür. Kurz ging er seinen Plan durch. Sobald er sich im Quartier befand, würde Harry den Commander unter einem Vorwand weg- locken und das wäre die Gelegenheit für ihn, eines der Meditationskräuter von Chakotay zu ent- wenden. Neelix hatte darauf bestanden, daß er den Kuchen unmöglich mit replizierten Kräutern backen könnte - Tom fluchte innerlich, dann betätigte er den Türsummer.

Chakotay gewährte ihm Einlaß und blickte ihn fragend an. Als Tom anfing, ihm ein an den Haaren herbeigezogenes Problem zu schildern, stand der Commander plötzlich auf und ging schnüffelnd um ihn herum.

"Tom, entschuldigen sie, aber kann es sein, daß sie etwas ..... nunja....?"

"Ja, ich weiß, ich rieche noch immer etwas streng!" Paris raufte sich die kurzen Haare. "Ich stand bereits zweimal unter der Dusche, aber ich kriege diesen Cewta-Mief nicht weg."

Chakotay lachte. "Ja, Harry hat mir bereits von ihrer Auseinandersetzung mit dem Biest erzählt. Darf ich ihnen ein paar von meinen Kräutern anbieten? Sie können sie in meinem Holo-Programm mit der Schwitzhütte verwenden - streuen sie sie einfach ins Feuer, der Dampf reinigt sozusagen... porentief!"

Tom grinste breit und nickte. Das lief ja einfacher als er gedacht hatte. In diesem Moment ertönte Harry's Stimme über den Kommunikator.

"Kim an Commander Chakotay!"

Bevor der Commander seinen Pin berühren konnte, schaltete sich Tom ein. "Harry! Commander Chakotay möchte mir gerade ein paar von seinen Kräutern für das Schwitzhüttenprogramm übergeben .... "

"Fähnrich, was gibt es?" fiel ihm der dunkelhaarige erste Offizier ins Wort.

"Ein Irrtum, Sir. Kim Ende." Die Verbindung wurde unterbrochen.

Chakotay blickte ein wenig verwirrt auf Tom, ging dann aber zu seinem Schrank, um die Kräuter zu holen.

"Hier, Zeder - das vertreibt böse Geister und verleiht eine herbe, männliche Note!"

Tom scharrte verlegen mit dem Fuß. "Ähem, ich hätte lieber was Vanille-ähnliches."

"Vanille-ähnlich?" Man konnte dem Commander förmlich ansehen, wie es in seinen Gehirnwindungen arbeitete, dennoch ging er erneut zum Schrank um einen weiteren Beutel zu holen.
"Krimba-Wurzel - das ist das, was Vanille am nächsten kommt." Er händigte Tom den zweiten Beutel aus. "Und nehmen sie die Zeder auch mit - vielleicht kann B'Elanna etwas damit anfangen!"

Der Lieutenant nickte dankbar. "Ja, dann mach' ich mich mal schnell auf den Weg zum Holo-Deck! Vielen Dank, Commander"

"Schon gut, Tom." murmelte Chakotay während er seinem besten Piloten grübelnd nachblickte. Anscheinend hatte Cewta-Dung schlimmere Nebenwirkungen als nur beißenden Geruch!


* * * * *


Tom saß auf seinem Platz an der Steuerungskonsole - und er genoß es. Kein Neelix, kein melk- unwilliges Cewta, kein Käsekuchen - einfach nur er und das Schiff, ... wenn man von der übrigen Brückenbesatzung mal absah. In diesem Moment ertönte das Signal an seinem Kommunikator.

"Doctor an Paris."

"Paris hier, sprechen sie Doc!"

"Ich benötige ihre Assistenz für einen Notfall, Lieutenant!"

Paris beschlich ein ungutes Gefühl. Soweit ihm bekannt war, gab es zur Zeit keine Schwerverletzten auf der Krankenstation, es waren keine Außenteams unterwegs und es hatte auch an Bord keinerlei Unfälle gegeben.

Captain Janeway dagegen schien verärgert über Tom's Zögern. "Tom, sie haben gehört, was der Doctor gesagt hat - sie haben die Erlaubnis, die Brücke zu verlassen! Nun gehen sie schon!"


* * * * *


Tom Paris rief sich kurz seine medizinischen Kenntnisse ins Gedächtnis, bevor er mit Elan die Krankenstation betrat. Seine Begrüßung für den Doctor blieb ihm im Halse stecken, als er sah, was für ein Patient ihn dort erwartete. Ein Ei. Ein ziemlich großes zwar, aber dennoch eindeutig unverletzt. Und es verwunderte ihn kaum, daß Neelix neben der Medo-Liege stand und ein besorgtes Gesicht machte.

Er wandte sich an das medizinisch-holografische Notfallprogramm. "Doctor, ich hätte nicht gedacht, daß sie diese Spielchen mitmachen!"

"Lieutenant Paris, ein Crew-Mitglied hat ein ernstes Problem - natürlich sehe ich mich da verpflichtet zu helfen! Und nun, bevor sie weiter meine kostbare Zeit mit unnützem Geplänkel vergeuden .... sie halten bitte diese Schüssel und ich werde das Ei öffnen."

"Konnte Neelix das nicht selbst?" fragte Tom genervt.

"Nein, Mr. Neelix hat mir erklärt, daß die Eier-Schale einem Löffel, einem Fleischer-Messer, sowie der gußeisernen Bratpfanne widerstanden hat - nun muß der Fachmann ran!"

Tom betrachtete neugierig das unförmige Gerät, daß der Doctor zur Hand nahm. "Was um Himmels willen ist das?"

Der Doctor erklärte, während er das Gerät in Position brachte: "Ich habe einen Schädelbohrer repliziert - etwas antiquiert, aber vorzüglich für unser Vorhaben geeignet! Ein Laser würde das Ei beim zerschneiden der Schale sofort braten, was nicht Sinn der Sache ist - also, machen wir es auf die altmodische Art." Er grinste stolz und begann langsam an der Kurbel zu drehen.

Tom beobachtete skeptisch die Schrauben-artige Spitze, die sich Millimeter um Millimeter durch die Schale fraß, während Neelix seine wertvolle Backzutat festhielt. Dann - mit einem leisen Knirschen - gab die Schale endgültig nach und das Eiweiß begann auszufließen. Der Doctor jubilierte.

"Sehen sie nur, Lieutenant, so hat man vor einigen Jahrhunderten auf der Erde Patienten mit Gehirn- blutungen behandelt: Schädel auf, Blut und Klumpen raus und Schädel zu!"

Tom sah auf das rötliche Eidotter, das gerade durch die kleine Öffnung rutschte und fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. "Bitte Doc, das reicht!"

Der Doctor wirkte beleidigt. "Ein Mann wie sie, mit einem Faible für das 20. Jahrhundert, sollte sich aber auch für die medizinischen Gegebenheiten dieser Zeit interessieren!"

"Jaja, ein andermal." murmelte Tom, während ihm in den Sinn kam, daß er wohl nie mehr ein Ei essen würde, ohne dabei an Gehirne zu denken.



* * * * *


Am nächsten Tag trafen sich alle Offiziere im Casino, um Captain Janeway zum Geburtstag zu gratulieren. Tom schlenderte durch den Raum zu Seven, die interessiert den Käsekuchen betrachtete. "Na, Seven, sind sie schon gespannt auf Neelix' heiligen Käsekuchen?"

Seven wandte ihm ihr ausdrucksloses Gesicht zu und mit einem "Wir sind Borg, wir essen keinen Käsekuchen!" wischte sie das Backwerk von der Tortenplatte. Tom sah entsetzt den Kuchen durch die Luft fliegen, machte einen großen Schritt, sprang ab.....

.....und krachte mit voller Wucht gegen das Nachtschränkchen neben seinem Bett. Durch den Schmerz war er schlagartig hellwach, fühlte den Schweiß auf seinem Körper und das heftige Pochen seines Herzens. Ein Traum - der verrückteste und zugleich realistischste Traum, den er je gehabt hatte. Ein Glucksen entrann seiner Kehle, steigerte sich zu einem Kichern und endete in hemmungslosem Gelächter.

Daß Neelix im Casino mit frisch gebackenem Käsekuchen auf die Crew wartete, würde er noch früh genug erfahren!


E N D E