Kein Grund zur Sorge

© by Oktaria & Christina

 

Chakotay lag wieder einmal schlaflos auf seinem Bett und ließ seine Gedanken in den letzten Tagen schweifen. Er dachte daran, dass er die Frau, die er liebte, nie würde in den Armen halten können, nie würde er ihr sagen können wie sehr er sie brauchte, wie leer das Schiff ohne SIE doch wär‘. Er versuchte diesen niederschmetternden Gedanken zu begraben und zwar für immer. Er hatte sich dies schon hunderte von Malen gewünscht. Er sah auch keinen Sinn mehr darin es weiterhin zu versuchen, sie würden nie zusammenkommen, es tat ihm weh so zu tun, als ob sie für ihn nicht mehr als nur eine Freundin wäre.

 

Der Commander der USS.Voyager ließ sich in letzter Zeit etwas gehen, er kam nicht mehr ganz so pünktlich zum Dienst (manchmal gar nicht) und der Replikator in Chakotays Quartier kam immer öfter in den Genuss etwas alkoholisches zu replizieren.

Alle vermißten sein optimistisches "Guten Morgen", das einen mehr davon überzeugen konnte, dass sie wieder nach Hause kommen würden, als drei Tage bei Neelix hintereinander. Niemandem entging das, manchen zwar mehr als anderem aber jeder wusste, dass etwas nicht stimmen konnte, aber es gab eine Person an Bord, die dieser Zustand völlig aus dem Konzept gebracht hatte. Dieser Person, die zufällig der Captain der Voyager war, hätte es auch eigentlich zugestanden mit dem pessimistischen Commander zu reden. Dies tat sie aber nicht. Sie war zwar in großer Sorge, wollte aber nicht, dass jemand aus ihrer Crew das bemerkte. Also verließ sie sich auf die guten Augen des Moraloffiziers und hoffte, dass dieser bald bemerken werde, dass es Chakotay wirklich nicht gut ging. Der erste Offizier eines Schiffes hatte schließlich mit gutem Beispiel voranzugehen, und dieser Anforderung war er zur Zeit wirklich nicht gewachsen.

 

"Und mich hat er angemacht, als ich mich mal ein bisschen habe hängen lassen..."

"Tom!"

"Ist doch so, B’Elanna... widerprich mir nicht, Frau!"

(Anmerk. D. Red: "Frau... NAIN!" "DOCH!" "Wäh..., aber nur des Friedens willen.")

"Pass bloß auf, was Du sagst, außerdem, wenn er Dich anmeckert, dann ist das berechtigt... Nein, Tom, ich meine das ernst, bei Dir war das was anderes, Dir ging’s ja nicht wirklich schlecht, Chakotay jetzt schon."

"Wir können ja wetten!?!"

"Tom!" fuhr sie ihn an, bevor sie das neckische Grinsen auf seinen Lippen sah und unfreiwillig anfing zu lachen. Er stimmte ein.

Tom saß auf der Couch in seinem Quartier und betrachtete seine Freundin, die eben entrüstet aufgestanden war, jetzt aber noch immer lachte und sich gar nicht mehr einzukriegen schien.

Einer plötzlichen Eingebung folgend, packte er sie um die Beine, wohlwissend, dass sie keine Chance hatte sich zu wehren, und zog sie zu sich herunter. B’Elanna entfuhr ein kleiner Schrei und lag, bevor sie es recht mitbekam, grinsend in und auf Toms Armen, der sie fröhlich angrinste und sie zuerst auf die Stirn küsste, sich dann aber immer weiter nach unten vorarbeitete und schließlich auf ihren Lippen landete.

Nachdem sie den Kuss zwecks Luftholen unterbrechen mussten, sah B’Elanna Tom ernst an.

"Ich mache mir wirklich Sorgen um ihn, Tom.", sagte sie leise.

"Das weiß ich doch, ich mache mir auch Sorgen, aber er lässt niemanden an sich heran, nicht einmal Dich, was willst Du also tun?"

"Es gibt jemanden, den er an sich heran lassen würde, aber sie scheint es nicht zu wollen."

"Rauhe Schale, weicher Kern? Sie ist immer so stark und entschlossen, aber..."

"...vielleicht scheint dieser Stern zu grell um andere Sterne zu dulden."

"Vielleicht.", nicht hundertprozentig wissend, was B’Elanna damit sagen wollte, er selbst hätte es bevorzugt seinen Satz nicht enden zu lassen (wir auch), " Aber vielleicht gibt es da ja auch jemanden, der ihn quasi zwingen kann sich mit ihm zu unterhalten, wozu haben wir schließlich einen Moraloffizier?"

"OK. Du redest mit Neelix."

"Vielleicht ist das gar nicht notwendig und der gute Neelix spricht von allein mit ihm, falls aber nicht werde ich ihn gerne mit der Nase darauf stoßen!"

 

Natürlich war es Neelix aufgefallen wie niedergeschlagen Chakotay war, er saß im Casino und arbeite gerade an einer geeigneten Strategie.

"Neelix,", die kleine Naomi stand mit ihrem Schlafanzug und einem Teddy vor ihm, "erzählst du mir eine Gutenachtgeschichte? Bitte!"

"Natürlich!", antwortete Neelix und hauchte ihr einen Kuß auf die Stirn bevor er sie ins Bett

brachte.

 

Kathryn Janeway lag mindestens so schlaflos da, wie ihr erster Offizier, um den sich auch alle ihre Gedanken drehten. Sie trauerte, sie vermisste ihn und sie gab sich die Schuld an der Situation. Sie konnte es sich nicht verzeihen, dass sie nicht den Mut aufbrachte, zu ihm zu gehen.

Sie sollte das nicht alles in sich rein fressen, sie sollte mit jemandem darüber reden. Aber mit wem?

Sie mußte schließlich ihre undurchdringliche Captainfassade waren, sie durfte keine Schwächen zeigen, jedenfalls nicht offensichtlich.

-zu Leonardo-

Das tat sie dann auch.

Einige Zeit saß sie allein im Atelier in der Hand ihre Schreibfeder, aber anstatt zu schreiben kritzelte sie nur auf dem Papier herum.

Als sie Schritte hörte, sah sie auf und erwartete unbewusst die vertraute Hand auf ihrer Schulter. Doch diese blieb aus und sie sah enttäuscht auf.

"O, Maestro, Sie...?"

"Wenn es sie stört, Katharina, dass ich von Zeit zu Zeit auch mal in mein Atelier komme, dann kann ich auch gerne wieder gehen...", sagte das Hologramm leicht irritiert über ihre Enttäuschung. Aber dann sah er ihr in die Augen und fragte: "Was hat er getan, Katharina?"

"Öh?"

"Worüber wollten Sie mit mir reden?", fragte er sanft.

"Ich mache mir Sorgen um einen Freund."

"Ja, das sieht man.", erwiderte er trocken.

Sie fing wie von selbst an über ihre "Sorgen" zu reden und ihm alles zu erklären: "Chakotay...mein erster Offizier... läßt sich zur Zeit etwas gehen...und ich...mache mir große Sorgen um ihn...und dass...ich daran...nicht ganz unbeteiligt bin...ich habe Angst...schließlich bin ich der Captain und wenn ich zeige wie verwundbar ich bin...zeige ich auch wie unsicher ich manchmal bin...Zeige nie deine Schwäche, das hat man uns doch auf der Akademie immer gesagt...Du bist der Captain, wenn Du schon nicht in der Lage bist Beruf und Privatleben zu trennen, wer ist es dann?..." sie war bemüht all ihre Tränen zu schlucken, sie dachte daran, dass Chakotay sie schon längst unterbrochen hätte und ihr gesagt hätte..., ihr Herz schrie plötzlich förmlich nach Chakotay "... soll Dein Schiff an privaten, unwichtigen Streitereien zu Grunde gehen...und am Ende tatsächlich, wie es Seven einst vorausgesagt hatte, nur weil sie sich uneinig waren zerstört werden, lange bevor sie je nach Hause kommen würden... NEIN, das darf ich und kann ich einfach nicht zulassen...ich als Captain muss das verhindern und die richtige Lösung finden, für alle Probleme...ich bin der, der die Crew zusammenhalten muss, egal was passiert... ich bin es jedem, der auf diesem Schiff dient und ständig sein Leben zum Wohle der Crew einsetzt, schuldig...und wenn ich noch nicht einmal dieses "kleine" Problem lösen kann, was bin ich dann noch für ein Captain... manchmal wünschte ich, ich hätte wie Tuvok die vollkommene Kontrolle über meine Gefühle und Emotionen..."

"Ihre Gründe sind ehrenhaft, Katharina, Sie denken bei allem, was Sie tun, an ihre Mannschaft, aber, Sie sollten nicht vergessen, dass ein Mensch nur ein gewisses Maß an Belastung verkraften kann. Und das, was jetzt gerade geschieht, kostet viel Kraft. Sie können sich jetzt keine Gedanken um ihren Freund machen, aber gleichzeitig ihre Standartrolle behalten. Es geht nur eins von beidem. Und wie schwer das sein sollte, Sie sollten sich für eines entscheiden.

Sie sind der Kapitän, ja aber vergessen Sie nicht, dass Sie auch ein Mensch sind, ein Mensch darf Fehler machen, Fehler bringen weiter."

"Aber Fehler bringen uns nicht nach Hause, wenn ich einen Fehler mache hat die ganze Crew unter diesem Fehler zu leiden, wenn ich die falsche Entscheidung treffe, sind alle diese wundervollen Personen in Gefahr, ich kann mich von diesem Druck nicht befreien, ich kann die Verantwortung für meine Handlungen nicht einfach abgeben..."

"Hören Sie auf sich Vorwürfe zu machen, Sie haben damals aus gutem Gewissen gehandelt, Sie haben die Ocampa vielleicht nicht vor dem Untergang gerettet, aber Sie haben ihnen eine Chance zum Überleben gegeben. Sie hatten Recht mit dem, was Sie taten, niemand macht Ihnen Vorwürfe. Versuchen Sie, sich zu verzeihen, Katharina."

Er reichte ihr die Hand und sah wie sich die erste Träne den Weg über ihre Wange bahnte

"Computer Programm stopp!"

Sie wollte nicht, dass Leonardo sie weinen sah. Immer mehr Tränen liefen über Kathryns Wangen .

Sie wünschte sich fort, wollte Milliarden Lichtjahre weg sein, überall nur nicht an Bord dieses Schiffes.

Als sie sich dann ausgeheult, das Programm beendet hatte und auch absolut sicher war, dass man ihr nichts anmerken würde, ging sie in ihr Quartier zurück und schlief ein, sie war glücklicherweise viel zu fertig um sich noch weitere Gedanken zu machen.

 

Da Chakotay langsam die notwendigen Replikatorrationen ausgingen, war er wohl gezwungen ins Casino zu gehen um einen Happen zu essen.

Doch als er im Casino saß und gerade anfangen wollte zu essen, kam Neelix und fragte, ob er sich setzen durfte.

"Selbstverständlich dürfen Sie.", sagte der Commander mit einem nicht so einladenden Lächeln.

Neelix setzte sich trotzdem, wenn auch so weg wie es ging und Chakotay wurde klar, dass er ihn so schnell nicht wieder loswerden würde, nicht ohne nach zu helfen.

"So, Commander, erzählen Sie mir doch mal was los ist.", sagte der freundliche Talaxianer optimistisch.

"Uhhhh.", der Commander überlegte angestrengt, wie er sich retten könnte ohne Neelix dabei zu schlagen oder ihn auf andere Art zu verletzten.

"Neelix, ich bin mir zwar ihrer guten Absichten bewusst, muss jedoch anmerken, dass Sie das nichts angeht. Und da ich immer noch der erste Offizier dieses Schiffes bin, können Sie mich nicht zwingen." Chakotay stand auf und verließ das Casino ohne ein "Wiederseh’n".

Neelix starrte ihm noch eine Weile sehr verwundert nach und beschloß schließlich wieder an die Arbeit zu gehen.

 

"Dann stecken wir wohl definitiv in Schwierigkeiten." ,meinte Tom trocken, als Neelix ihm, Harry und B’Elanna den Vorfall geschildert hatte, "Was tun wir jetzt?"

"Wir brauchen jemanden, den er nicht einfach mit der ‚Ich bin der Ranghöhere‘ wegschicken kann.", Harry sah sich in der Runde um, "Und ich bezweifle, dass es etwas bringen würde, den Doktor los zu schicken."

"Dann wäre die Entscheidung wohl gefallen.", stimmte Tom zu, "Also Harry, worauf warten Sie noch, ab zum Captain."

"Ich?" Harrys Augen wurden immer größer.

"Ja, Sie, oder haben Sie eine bessere Idee?" Tom ließ sich davon nicht mehr abbringen.

"Also schön." Harry stand etwas mißmutig auf und verließ den Raum.

"Er ist genau der richtige. Endlich kann er Mama Kathryn wieder um Hilfe und Verständnis bitten. Und sie wird sich nicht bevormundet fühlen und ihrem Schützling so gut es geht helfen.", verteidigte Tom seine Idee.

"Ich dachte immer ‚Freunde‘ reden nicht so übereinander.", stellte seine Freundin fest.

 

Kathryn saß in ihrem Bereitschaftsraum über einem Haufen PADDs, sie wusste, dass sie das nur tat, um sich abzulenken, aber wenigstens half das ein wenig.

"BEEP BOOP"

Sie sah auf.

"Herein."

Als die Tür aufging kam ein leise pfeifender Fähnrich Kim zum Vorschein. Allerdings unterdrückte er das Pfeifen, als er den Raum betrat. Er wollte nicht, dass sie sah, wie sehr er sich darüber freute, dass ER von der Crew ausgewählt wurde, mit dem Captain zu reden.

"Captain, das Verhalten des Commanders verbreitet große Unsicherheit unter der Crew."

Wie sehr Kathryn diese "Mutterrolle" doch mochte, der kleine Harry hatte wieder einmal ein Problem und sie sollte es lösen.

"Harry, ich bin der Captain und weiß daher zufällig, dass Sie ebenfalls in einer Viertelstunde Dienstschluss haben, was halten Sie davon, wenn wir uns dann in meinem Quartier treffen würden?" Ihre rechte Augenbraue versuchte zu sagen "Wie wär’s?" Kathryn wusste, dass sie diese Zeit brauchen würde, um sich auf das Gespräch vorzubereiten, um Nichtgewolltes zu vermeiden.

Harry, schon fast wieder aus der Tür, sagte: " Vielen Dank, Captain, bis gleich."

Kathryn fiel zurück in ihren Sessel und dachte darüber nach, was sie gleich erwarten würde und wie sie Harry begegnen würde.

 

Als die beiden schließlich gemeinsam in Kathryns Quartier saßen, fasste Harry sich ein Herz und fing an: "Also, Captain, viele aus der Crew sind unsicher geworden, viele sind sich nicht mehr sicher, ob wir nach Hause kommen, viele verlieren die Hoffnung. Chakotay war immer der optimistischste von uns, gleich hinter Neelix. Und er konnte uns immer aufbauen. Aber jetzt haben viele das Gefühl, dass sogar Chakotay die Hoffnung aufgegeben hat. Ein paar von uns haben schon versucht, mit ihm zu reden, aber er lässt niemanden an sich heran und nutzt seinen Rang dafür aus, uns abzuwimmeln.

Captain, Sie sind die einzige, die er nicht abwimmeln kann." ‚Und wird.‘ ,Fügte er in Gedanken hinzu,

"Captain, bitte."

Kathryn sah eine Weile auf ihre Hände, bevor sie antwortete: "Ich habe auch schon darüber nachgedacht, was meinen ersten Offizier dermaßen ablenkt, dass er sich so gehen lässt.

Ich werde mit ihm sprechen, Harry."

Harry lächelte zufrieden. "Vielen Dank, Captain. Aber ich werde jetzt besser gehen."

"Bis morgen, Harry."

 

"Und?" Fragten Neelix, B’Elanna und Tom gleichzeitig, als Harry das Casino betrat.

"Sie wird mit ihm reden." verkündete Harry stolz."

"Das ist sehr gut." sagte B’Elanna zufrieden.

"Und was, wenn er ihr nicht die Wahrheit sagt? Dazu kann ihn niemand zwingen.", sähte Tom seine plötzlich aufkeimenden Zweifel mit ein, "Dann sind wir genau da, wo wir angefangen haben."

"Also würdest Du mich einfach anlügen, ohne mit der Wimper zu zucken, nur weil es Dir ein bisschen schlecht geht. Das läßt tief blicken, Tom."

Tom stand auf, zog B’Elanna ungeniert zu sich nach oben und fest an sich.

"Wir können es nicht lassen, was?", fragte er und küsste sie leicht.

"Aber, wie können wir dann sicher sein?", fragte Harry verzweifelt.

"Sie sind manchmal wirklich zum Knuddeln süß, Harry.", sagte B’Elanna lachend und befreite sich energisch aus Toms Umarmung, "Aber ich glaube wirklich nicht dass er sie belügen wird."

"Ich werde mal nachsehen, ob die beiden schon miteinander gesprochen haben."

"Tom, nein tu das nicht!", aber es war schon zu spät, er war schon weg. ‚Ich werde ihn umbringen.‘, dachte B’Elanna, als sie Tom nachsah.

 

Sie hatte Chakotay eben zu sich in ihren Bereitschaftsraum gerufen und versuchte sich auf die Situation, die sie jetzt gleich erwarten würde vorzubereiten.

Sie hörte das vertraute Türsignal und bat ihn herein.

Chakotay sah schlecht aus, sehr schlecht. Sie hatte ihn noch nie so gesehen und erschrak über das miserable Erscheinungsbild ihres ersten Offiziers. Er hatte so rote, müde Augen und zerzaustes Haar. Sie hatte Angst das Falsche zu sagen oder zu tun, sie wünschte sich stark genug zu sein, um ihm zu helfen. Warum brachte sie nicht den Mut auf, zu ihm zu gehen und ihn in die Arme zu nehmen.

Vielleicht würde es sie nicht weiter bringen, aber es würde ihr zumindest helfen – Nein, sie mußte diesen Gedanken schnell wieder loswerden...sie war der Captain und musste dies‘ jetzt hinter sich bringen.

"Sie haben mich gerufen, Captain?" seine Stimme klang niedergeschlagen und irgendwie hoffnungslos.

Kathryn vertrieb ihre Gedanken und nickte.

"Ja, ich würde gerne mit Ihnen reden.", sagte sie und bot ihm mit einer Geste an, sich auf die Couch zu setzen. Sie selbst setze sich in die Mitte, genau wissend, dass Chakotay sich so weit wie möglich von ihr wegsetzen würde, so konnte er nicht ganz so weit weg.

Chakotay setzte sich auch tatsächlich an das linke Ende und Kathryn wünschte sich, die Couch wäre nicht so groß.

"Commander, es ist uns nicht entgangen, dass es Ihnen schlecht geht. Wir machen uns Sorgen um Sie, ich mache mir Sorgen." Sie sah, wie er bei ihren letzten Worten leicht zusammengezuckt war, wenn man gesagtes doch nur rückgängig machen könnte!

"Bitte,", fuhr sie fort, "sagen Sie mir bitte, was los ist."

Chakotay wollte gerade etwas sagen, als Tom durch die unverschlossene Tür in den Raum spazierte, Chakotay völlig übersah und beinah fröhlich fragte: "Und, haben Sie schon mit ihm geredet?"

Kathryn blickte Tom an, als ob er ihr gerade gesagt hätte, dass er eine Frau war. Sie blickte zu

Chakotay und ihre Augen flehten ihn an, dass nicht falsch zu verstehen. Chakotay sah so verletzt aus, man konnte regelrecht sehen, wie der Pfeil sein Herz durchbohrte und es in tausend winzig kleine Scherben zerfiel. Als Tom Kathryns Blick folgte erblickte er Chakotay. Bevor er etwas sagen konnte, war Chakotay auch schon aufgestanden und war auf dem Weg zur Tür.

"Commander, ich habe Sie noch nicht entlassen.", ihre Stimme bebte.

"Ich sollte lieber gehen.", sagte Tom und blickte dem enttäuschten Captain in die Augen und sah dort ein Bild des Schreckens. Tom verließ das Zimmer unverzüglich.

"Ich werde jetzt auch besser gehen." Chakotay sah sie nicht an, wandte sich nur zum gehen.

"Bitte nicht...", sie flehte ihn an, "Bleib, bitte, bleib bei mir."

"Ich kann nicht, Kathryn, ich wünschte ich könnte es."

Sie standen sich gegenüber und wußten, dass sie beide nicht fähig wären den ersten Schritt zu tun. Sie versuchten die Lösung in den Augen des anderen zu erkennen und einen kleinen Blick in die Seele des anderen zu riskieren.

"Chakotay, wenn wir es jetzt nicht können, dann vielleicht nachher?", sagte Kathryn unsicher und noch viel unsicherer: "So um 16uhr am Frachtraum 3??"

Bis dahin hatten die beiden schließlich noch ganze 6 Stunden Zeit.

Chakotay nickte sacht und verließ ihren Bereitschaftsraum.

 

"Du hast WAS getan?????!!!???", B’Elanna klang hysterisch, "Und das hast Du wahrscheinlich auch so wunderbar fröhlich daher geträllert. Tom Paris, ich könnte Dich umbringen, weißt Du das?"

Auch die anderen sahen nicht gerade begeistert aus.

"Mr. Paris ihr Verhalten ist höchst unüberlegt. Durch ihre Unkontrolliertheit werden Sie eines schönes Tages noch einmal große Probleme bekommen.", sagte Tuvok in seiner unnachahmlichen Art.

 

Nach Dienstschluss ging Kathryn unverzüglich in ihr Quartier, um alles vorzubereiten. Sie mußte nachsehen, ob auch im Frachtraum Holotransmitter installiert waren, sie würde sich dann doch noch einmal bei den Hirogen bedanken müssen. Sie müsste dann den Frachtraum angemessen dekorieren, aber was war denn angemessen?

 

Chakotay wusste nicht so recht, was ihn am Nachmittag erwarten würde.

Jetzt saß er nur in seinem Quartier und dachte an Kathryn, die heute im Bereitschaftsraum das erste mal nach so langer Zeit wieder seine Kathryn gewesen war.

Er konnte noch immer den Ausdruck in ihren Augen sehen, als er gesagt hatte, dass er gehen müsste. Sie hatte ausgesehen, als hätte er ihr vorher ins Gesicht geschlagen, so verzweifelt und hilflos. Er hatte sie nicht verletzen wollen. Und was er noch viel weniger wollte war so weiter zu machen wie bisher.

Frachtraum 3? Wieso ausgerechnet Frachtraum 3? Jeder normale Mensch würde in ein Holodeck gehen. Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als die Erinnerung zurückkehrte.

Die 37er.

Damals hatte es angefangen, damals war ihm das erste mal bewusst geworden, was er für sie empfand und, dass sie nicht nur der Captain war, sondern auch eine Frau.

Vorher hatte er es immer irgendwie ignoriert, dass sie auch Gefühle hatte, aber als sie damals den Tränen nahe gewesen war hatte er tun wollen, was ihr geholfen hätte, er hatte sie trösten wollen, beschützen, und diese Gefühle hatten bis heute nicht nachgelassen.

Er wünschte sich nichts sehnlicher, als diesen Gefühlen nachzugehen. War es denn schon zuviel verlangt, wenn er sich eine glückliche Beziehung wünschte. Er wollte nichts unmögliches, er wollte nur SIE. War das denn etwas, das unmöglich war?

 

Kathryn stand in Frachtraum 3 und traf gerade die letzten Vorbereitungen. Sie hatte nicht viel Zeit, da es kurz vor 16Uhr war und Chakotay sicher gleich kommen würde.

"Computer, sobald Chakotay den Raum betreten hat, Sicherheitssperre Janeway Lambda."

"Bestätigt."

"Computer, wenn ich auf den gelben Knopf drücke, Musik abspielen."

"Bestätigt."

****

Als Chakotay den Frachtraum betrat, sah er seine Kathryn in einem Meer aus beigen Kerzen stehen, zu ihr führte ein schmaler Pfad, an dessen Ende eine Decke ausgebreitet war,neben der sie stand. Sie trug ein bezauberndes, beiges Kleid und ihre wundervollen Haare umrahmten ihr Gesicht.

 

Er war geschmeichelt, hatte sie das alles nur für ihn arangiert, oder hatte sie nur eine Gelegenheit gesucht um sich wieder einmal in Schale zu werfen und sich gut zu fühlen. Sie blickte ihn mit ihren hinreißend blauen Augen an und deutete neben sich. Er ging auf sie zu, ohne von ihren Augen abzulassen, und setzte sich auf die Decke.

Sie wollte, dass er sich zu erst setzte, um sicher zu gehen, dass sie sich so dicht wie möglich neben ihn setzen konnte.

"Commander, die Crew und ich, wir machen uns große Sorgen um Sie. Sie kommen nicht mehr pünktlich zum Dienst und lassen sich hängen. Die Crew ist entmutigt, sie glaubt ihr erster Offizier hat große Probleme und vor allem große Zweifel, wir haben Angst um Sie, Commander. Wenn noch nicht einmal der erste Offizier glaubt, dass wir jemals nach Hause zurückkommen, WER? soll es denn dann glauben.Wir brauchen Sie. Wir alle vermissen den optimistischen, immer freundlichen Offizier, der Sie waren, wir vermissen Ihr fröhliches "Guten Morgen", dass selbst den pessimistischsten von uns überzeugte, dass dies ein guter, wundervoller Tag werden würde.

Chakotay, ich mache mir große Sorgen, warum hast Du Dich so verändert? Du warst so ein guter Offizier, Mensch und Freund,was entmutigt Dich so? Du solltest mit jemandem über Deinen Kummer reden, es ist nicht richtig alles nur zu runter zu schlucken und sich nie etwas von der Seele reden zu können. Du kannst nicht jeden Tag mit einer tonnenschweren Last auf den Schultern herumrennen und glauben es wird mit der Zeit besser, im Gegenteil die Last wird immer schwerer werden bis Du sie nicht mehr zu tragen vermagst. Du solltest mit jemandem reden dem Du vertrauen kannst und der gut Zuhören kann. Falls Du mich brauchst, Du weißt wo Du mich findest."

Sie guckte ihn erwartungsvoll an, doch nichts geschah. Als sie bemerkte, dass er nicht antworten würde, flehte sie ihn an: "Bitte, Chakotay, rede mit mir."

Er sah sie nicht an, als er begann: "Ich weiß, dass mein Verhalten nicht gerade für mich spricht und dass es nicht so weitergehen kann. Aber ich... ich kann so nicht mehr weitermachen, ich halte das nicht mehr aus."

"Womit kannst Du nicht mehr weitermachen? Was hältst Du nicht mehr aus? Chakotay, ich würde Dir so gerne helfen, aber ich kann Dir nicht helfen, wenn Du niemanden an Dich heran lässt."

Noch bevor sie fertig war, wusste sie die Antworten auf ihre Fragen.

Er sah ihr tief in die Augen, bevor er antwortete: "Wenn ich jemanden zum Reden brauche, dann werde ich mich sicherlich an jemanden wenden."

Während ihre eine Hand den gelben Knopf streifte, forderte die andere Chakotay zum Tanzen auf. Er dachte einige Sekunden darüber nach und legte dann seine Hand in die ihre.

Ihre rechte Hand in seiner linken, ihre linke Hand auf seiner Schulter tanzten sie eine Weile, beide peinlich darauf bedacht, den anderen nicht anzusehen.

Es war ein schneller Walzer und beide waren froh, als der Computer ein langsameres Stück spielte. Die Musik war leise und sanft und die Welt um sie herum wurde unwichtig und verblasste langsam.

Kathryn spürte, wie sich ein Kribbeln, ausgelöst von Chakotays Händen, in ihr ausbreitete. Als das Kribbeln bereits ihren ganzen Körper besetzt hatte, begann sie allmählich zu zittern.

Chakotay war das nicht entgangen und er war sich plötzlich sicher, dass sie ihn diesmal nicht wieder abweisen würde und zog sie an sich. Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und ihr entfuhr ein leises Schluchzen. Ein paar Tränen entkamen ihr und Chakotay fühlte sich so schuldig, als er dies vernahm.

"Kathryn, es tut mir leid.

Ich wollte Dir nicht weh tun, wollte Dich nicht verletzen, es ist nur so, dass...ich...ich...hatte mich so nach..."

"Chakotay, vielleicht sollten wir das nicht tun, vielleicht zerstört es unsere Freundschaft, vielleicht verstößt es gegen allen, woran ich jemals geglaubt habe, aber... Chakotay ... ich liebe Dich! Ich kann mir mein Leben nicht mehr ohne Dich vorstellen."

Bevor er etwas er etwas erwidern konnte zog sie seinen Kopf zu ihrem und küsste ihn.

Ihre Lippen trafen sich und Kathryn schlang ihre Arme um Chakotays Hals, während er seine um ihre Hüften legte um sie noch näher an sich zu ziehen. Der Kuss verlieh ihrer ganzen Leidenschaft Ausdruck, sie fühlten wie nahe sie einander waren und auch immer sein werden.

Sie liebten sich und waren unendlich glücklich diese Liebe zu erleben,das erste Mal.

 

"Lieutanant Tuvok, in Frachtraum 3 wird eine Temperatur von über 30°C angezeigt.", sagte Harry äußerst verwirrt.

"Scannen sie den Raum und stellen Sie fest, was diese Hitze verursacht hat, Mr Kim."

"Ich kann nicht, Lieutanant, da ist eine Sicherheitssperre, Janeway Lambda. Soll ich sie umgehen.?"

"Ich denke, es wäre besser eine Glückwunschkarte zu schreiben", sagte der amüsierte Pilot und grinste.

Alle Blicke waren jetzt auf ihn gerichtet, sie wollten ihn umbringen, alle bis auf einen. B'Elanna fand diese Idee nicht so abwegig und verteidigte ihren Freund: "Warum sollte Janeway, sorry Tuvok, Captain Janeway den Frachtraum mit einer Sicherheitssperre sichern, wenn sie dort nicht ungestört sein wollte. Und was sollte Janeway tun - richtig sie sollte mit Chakotay reden. Und was kann die Raumtemperatur so erhöhen? - Nein, Tom, nicht DAS, na weiß es keiner???"

"Ist es etwas großes?", fragte Harry, der auf das Spielchen einging.

"Nein, Harry, ein Lagerfeuer wäre viel zu aufwendig. Eher viele kleine Dinge.", sie konnte sich ein Grinsen nicht mehr verkneifen und fing schließlich an zu Lachen als Tom sagte: " Ich kaufe ein U!"

"Falsch. Tom, 's kommt kein U vor, der nächste, der was falsches sagt kommt eine Woche zu Neelix in die Küche zum Abwasch, oder zum Doc zum... was auch immer...", B'Elanna nahm das bedrückte Schweigen kichernd hin, "Na los, wer traut sich? Oder seid Ihr alle bloß feige?"

"Ein E!"

"Sehr gut, Neelix! Aber Sie hätten sowieso nicht abwaschen dürfen.", B'Elanna war in ihrem Element und fand das alles irgendwie ziemlich lustig.

"Teelichter!!!!!", Tom hatte sowieso nichts mehr zu befürchten.

"Na, sagen wir fast, denk mal etwas größer und romantischer."

"Sie denken an Kerzen?"

"Sehr gut, Tuvok, Applaus bitte!"

"Sie meinen also, wir sollten ihnen eine Karte zu kommen lassen?", sagte Tuvok leicht irritiert.

"Wir könnten sie in Janeways Quartier beamen?", sagte B'Elanna.

"Und was ist, wenn sie nun in Chakotays Quartier gehen?", warf Tom ein.

"Das war eine gute Idee, Tom, ich könnte Dich küssen."

 

"Warum tust Du's nicht?"

"Ach, nicht jetzt. Dann sollten wir vielleicht in beide Quartiere eine Karte beamen und die überflüssige später entfernen, wenn wir wissen in welches Quartier sie gegangen sind."

 

Als Kathryn und Chakotay Kathryns Quartier betraten, sahen sie dort eine große Champagner-Flasche und zwei Gläser stehen. An der Flasche war eine Karte befestigt. Sie waren verblüfft und Kathryn ging darauf zu um die Karte zu lesen:

"Viel Glück für Eure Zukunft!

Eure treue Crew!"

 

*FIN*