AUTOR: Melanie Laier (melanie_laier@hotmail.com)
TITEL: Qualen
FREIGABE: ab 16
SPOILERS: 4. Staffel
INHALT: Giles' Folterung durch Angelus in "Becoming, Part 2" / "Spiel mit dem Feuer"
DISCLAIMER: alle Figuren, Namen, gehören rein rechtlich Joss Whedon, WB, Fox, Sandollers, Kuzi...
KOMMENTAR: Mir gefiel in "Becoming 2" einfach nicht, wie schnell und harmlos Angelus Folter an Giles abgehandelt wurde. Gerade diese Qualen, die Angel Giles zu fügte, zeigten uns, wie hart Giles sein konnte und sollte auch in der 3. Season Spätfolgen zeigen, was aber meines Erachtens irgendwie vergessen wurde. Die Geschichte setzt also mitten in der Folterung ein und endet mit der Szene aus der Folge, als Angelus nach der Kettensäge ruft. 

Qualen
von Melanie Laier


Angelus hatte ihm gegenüber Platz genommen und spielte an seiner Brille. Die Brille ohne die er fast nichts sah. Seine Brille an die er sich so oft geklammert hatte, wenn er nervös vor Buffy und den anderen eine Erklärung über einen Dämon gegeben hatte, an der ER normalerweise zu spielen beliebte, wenn er unruhig, nervös oder gar ratlos gewesen war. Und nun hatte Angelus sie in seinen Händen und wie um ihn zu parodieren, begann er sie zu polieren. Das tat er in den letzten Stunden häufiger, als hätte er vor Giles ein wenig Luft zu gönnen. 

Doch Giles versuchte erst gar nicht sich zu entspannen, sich zu erholen. Er war gefangen in einem Körper voller Schmerzen. Schmerzen, die ihm Angelus seit mehreren Stunden zu fügte. Schmerzen, die Giles bereit war auszuhalten, denn wenn er schwach werden würde, sie nicht mehr erdulden konnte, dann bedeutete das für die Menschheit, für die Welt den Untergang. Er durfte Angelus nicht verraten, daß nur durch Angelus Bluts selbst Acathla aktiviert werden konnte. Sich nur dadurch die Hölle öffnen würde. Verlor er seine Haltung, dann würde er alles, an was er bisher geglaubt hatte, für was er und Buffy gekämpft hatten, verraten und verkaufen. Und selbst wenn ihn Angel dafür töten würde. 

"Rupert, Rupert, Rupert. Sie überraschen mich wirklich. Ich dachte sie würden schon nach einer Stunde zusammenbrechen. Ach was, ich kleiner Lügner. Ich hoffte darauf schon nach ner halben Stunde." Anglus grinste. 

Er legte die Brille zur Seite und sprang leichtfüßig hoch. Er näherte sich Giles und alles in ihm schrie nach ‚Schluss, hör auf damit, ich tu alles'. Doch Giles bezwang sich selbst und versuchte sogar Angelus gefaßt entgegenzublicken. Was kam als nächstes? Noch mehr Schläge ins Gesicht und in den Magen? Erneute Stromschläge? Angelus ließ sich vor Giles in die Knie sinken und grinste ihn breit an. In seiner Hand blitzte ein Skalpell. Giles stöhnte schwach auf. Und jeder Muskel verkrampfte sich. Er wußte was kam. Er hatte ja unbedingt alles über Angel/Angelus in Erfahrung bringen müssen, seit dem ersten Tag seines Auftauchens in Sunnydale. 

"Wie ich sehe, kennen sie mich gut, Rupert. Habe ich ihnen schon erzählt, mit wie viel Haltung ihre Jenny gestorben ist?" 

Und dabei fuhr er Giles mit dem Skalpell blitzschnell über die Stirn. Giles zuckte unnötigerweise und auch viel zu spät mit dem Kopf zurück. Der Schnitt brannte, Blut lief ihm über die Stirn und über die Nase, tropfte auf sein Hemd. Doch der Schmerz wurde zur Nebensache. Hatte Angelus gerade eben tatsächlich die Frechheit besessen Jenny zu erwähnten? 

"Was ist, hat es ihnen die Sprache verschlagen?" 

Angelus befand sich nun neben ihn, flüsterte ihn ins Ohr "Jenny" und lachte dann böse, als er wieder im Stuhl gegenüber Platz nahm. Giles sah ihn stumm an. Was hätte er auch sagen sollen? 

"Sie hat nicht mal um Gnade gewinselt. Schade eigentlich. Ich hatte mir mehr versprochen. Aber die Jagd durch das Gebäude war es alleine schon wert, Rupert. Das dumme kleine Ding hat doch tatsächlich gehofft zu entkommen. Sie hätten dieses Geräusch hören sollen, als ihr Genick brach und wie es in den leeren, einsamen Gängen widerhallte..."

"Hören sie auf, Angel." 

Es war mehr ein Flüstern und trotzdem hörte ihn Angel. 

"Werden wir schwach," Angel war plötzlich wieder an seiner Seite, das Skalpell fuhr er ihm spielerisch über die Wange, ließ es langsam Richtung Kehle wandern. "Werden Erinnerungen geweckt?" 

Giles schloß die Augen, wartete auf den Schmerz. Und dachte dabei doch nur an Jenny. An ihr letztes Gespräch. Es waren nicht einmal zwei Wochen seit ihrer kleinen, ruhigen Beerdigung her und das Monster an seiner Seite riss die Wunde erneut auf. Rupert kam es wie gestern vor, als er sie tot in seinem Bett liegend gefunden hatte. Hatte er ihr je gesagt, was sie ihm bedeutete? Hatte er ihr jemals gesagt wie sehr er sie liebte? Er hatte ja nicht mal genug Zeit mit ihr gehabt, um eine richtige Beziehung aufzubauen. Jedesmal hatte etwas dazwischen kommen müssen. Erst Eyghon, dann Jennys Geständnis und am Ende, als es schien, als würde alles gut werden, hatte Angelus ihnen alle zeigen müssen, was es bedeutete Angelus herauszufordern.       Wenigstens hatte Jenny ihm noch sagen können, daß sie sich in ihn verliebt hatte. Und er Trottel hatte dazu geschwiegen, ihr nur ein kleines Lächeln geschenkt. Nein, in ihrem Namen würde er bestimmt nicht Angel verraten, was er wissen wollte. Ihr Tod sollte nicht umsonst gewesen sein. 
Der Schmerz kam erneut überraschend und nahm ihm den Atem. Angelus hatte ihm einen Schnitt über die Brust gezogen. Er hatte nicht mehr die Kraft nach unten zu blicken. Er spürt nur das Blut, das warm über seine Brust lief und sich in sein Hemd saugte.
Nahm das irgendwann ein Ende? 

"Hm, riecht verlockend. Sie scheinen gutes Blut zu haben," Angelus beugte sich zu ihm runter. Saugte den warmen Blutgeruch ein und Giles stöhnte angeekelt auf, als der Vampir ihm das Blut von der Brust leckte. Seine Nackenhaare stellten sich und er befürchtete fast, dass Angelus im Blutrausch sich an ihm vergehen könnte. Doch Angelus fing sich. Er konnte sich beherrschen. Er hatte es genossen, die Angst des Wächters zu riechen, zu spüren. Wenn auch nur für einen Moment. 

"Was müssen sie auch so stur sein. Ich bin derjenige, der sie erlösen kann. Sagen sie mir nur was ich wissen will. Wie ich Acathla freisetzten kann."

"Angel..." 

Giles bemühte sich Angelus anzublicken. Angelus schien erwartungsvoll näher zukommen. 

"Fahren sie zur Hölle." Zischte Giles ihm entgegen. 

Angelus holte aus und der Schlag traf seine rechte Wange und er glaubte sein Trommelfell sei geplatzt. Der Schmerz war kaum auszuhalten. 

"Reizen sie mich nicht Mann. Ich habe noch einige Pläne mit ihnen. Ich habe noch nicht alles an meinen Spielsachen ausprobiert." 

Angelus lief aufgebracht im Raum herum. Gut, wenigstens brachte er Angel zum Wahnsinn mit seinen Schweigen. Er war bereit. Er war auf den Tod vorbereitet. Er hatte immer damit gerechnet in seinem Kampf gegen das Böse früher oder später den Tod zu finden. Der Tod bedeutete für ihn wieder mit Jenny vereint zu sein, gäbe es ein Leben nach dem Tod, mußte er seine Gedanken korrigieren. Sein Tod wäre eine Erlösung, keine Verpflichtungen mehr dem Rat gegenüber, kein täglicher Wahnsinn mehr und doch niemanden mit dem er darüber reden durfte. Niemanden der Verständnis entgegen brachte. Niemals mehr eine Jenny, die ihn zu Hause erwartete, wenn er von seiner Bibliothek nach Hause kam. Jenny, die einzige mit der er neben Buffy darüber sprechen konnte. Aber Buffy war seine Schülerin, mit ihr konnte, mußte er über diese Dinge anders reden, als er es mit Jenny hatte können. 
Was würde mit Buffy geschehen, wenn er hier starb? Würde der Rat ihr einen neuen Wächter schicken? Wer würde es werden? Würde Buffy ihm jemals vertrauen? Behielt man ihn überhaupt in Erinnerung? 

"Rupert? Sind sie noch hier?" Angel schüttete ihn kaltes Wasser ins Gesicht. "So langsam langweilen sie mich. Wollen sie nicht endlich mit den Fakten herausrücken?" 

Giles leckte sich über die Lippen, auf denen das Wasser abperlte. Er bemerkte erst jetzt wie
durstig er war. Doch das kalte Wasser tat seine Wirkung. Er war wieder auf Angelus konzentriert. Sein rechtes Ohr klingelte, die Schnittwunde auf der Stirn hatte aufgehört zu bluten und es sollte noch schlimmer werden. Angelus stellte keine Fragen mehr, versprach ihm nicht mehr aufzuhören, sondern genoss einfach nur seinen Schmerz. Und Angelus verstand es Schmerzen zu zufügen. Giles Verstand setzte aus, als Angel langsam und mit viel Zeit sich daran machte ihm den kleinen Finger zu brechen. Er wollte
nicht schreien. Noch nicht. Als er das Brechen seines Knochens hörte und der Schmerz in seinem Körper explodierte, entwich ihm ein schmerzerfülltes Stöhnen. 

"Tut es weh, Rupert? Und ich habe doch erst angefangen. Lassen sie es ruhig raus, wenn es doch weh tut...", und Angel ergriff den nächsten Finger und Giles zuckte unkontrolliert zusammen, stöhnte leise auf und diesmal konnte er keinen Schrei mehr unterdrücken, als Angel gewohnt langsam den Finger nach hinten bog, bis Giles spüren konnte, wie die Sehnen rissen, der Knochen nur langsam der Belastung nachgeben wollte und schließlich mit einem scheußlichen KNACK brach. 
Angel grinste zufrieden. Der Wächter hielt ja ganz schön was aus. Aber vielleicht sollte er sich langsam beeilen, bevor der Mann doch noch schlapp machte und er doch nicht bekam, was er wollte. 

"Also Rupert, jetzt mal wieder zurück zum Protokoll," Angelus trat vor Giles und Giles verschleierter Blick versuchte den Vampir zu fixieren, aber sein Verstand drehte sich nur um die Schmerzen in seiner Hand, sein Köper hatte nicht mehr die Kraft sich aufrecht ihm Stuhl zu halten und er hatte auf einmal Angst. 

"Ich stelle ihnen jetzt noch mal meine Frage und wenn ich keine Antwort bekomme, die mir gefällt, blüht ihnen das hier," und Angelus schlug ihn mit der Faust gegen die linke Schläfe. Giles wurde es schwarz vor den Augen. Er verlor fast das Bewusstsein.

"Haben wir uns in diesem Punkt verstanden? Mhm?" 

Angelus kniete wieder vor ihm, drückte ihm mit der kalten, toten Hand das Kinn hoch, damit Giles gezwungen war, in Angelus Vampirfratze zu starren. Er flüsterte eine Zustimmung.

"Schön, also? Wir bekomme ich den Weltuntergang hin, wie erwecke ich Acathla?" 

Giles starrte ins Leere. Er versuchte sich auf Buffy zu konzentrieren. Seine Jägerin, auf die er so stolz gewesen ist. Würde sie rechtzeitig hier eintreffen, um ihm das Leben zu retten? Wollte er ihr wirklich zumuten ihn hier tot vorzufinden? Konnte er es damit verhindern, dass er Angelus endlich sagte was er wissen wollte? Nein, Buffy würde verstehen, warum er so gehandelt hatte. Sie würde darüber wegkommen. Eines Tages. Er hoffte es. In letzter Zeit waren sie sich viel näher gekommen, als es für das Wächter/Jägerin-Verhältnis erlaubt war, es für gut und richtig war. Aber er hatte noch nie viel auf Vorschriften gegeben. Nur zum Schein den regeltreuen Wächter gespielt, um seine Ruhe vor dem Rat zu haben. Jetzt standen die Dinge anders. Er würde in jeder Situation sein Leben für das von Buffy geben. Er war ihr Freund, ihr Ersatz für ihren sich kaum in Sunnydale blicken lassenden Vater und er wusste, dass Buffy das genauso sah. Aber er hatte versäumt auch ihr zu sagen, was sie ihm bedeutete, wie er zu ihr stand. Er schwieg.
Und Angelus schlug ihm mit seiner beringten Faust in den Magen. Giles verschlug es erneut den Atem. Er japste nach Luft. Ihm wurde schlecht. Und Angelus gab ihm keine Zeit und holte bereits aus, diesmal traf ihn die Ohrfeige erneut auf das rechte Ohr und Giles befürchtete, dass er womöglich, sollte er lebend das hier überstehen, Spätfolgen erleiden würde. Bei der Wucht, die der Vampir an den Tag legte, war das kein Wunder. Es folgten dieser Ohrfeige, weitere, brutalere, stärkere, härtere. Giles konzentrierte sich nur noch auf den Schmerz, und verlor zwischendurch das Bewusstsein. 

Als er wieder zu sich kam, sein Blick sich klärte gab, es nur noch eine Welt voller Schmerzen für Giles. Er hatte keine Kraft mehr. Entweder tötete ihn Angelus endlich oder aber er würde schwach werden. Er sah den Vampir nicht gleich. Doch er war hier, er fühlte ihn. Er wollte etwas sagen, doch seine Kehle war wie zugeschnürt. Er bekam schlecht Luft. Es tat alles weh. Angelus saß wieder auf seinem Stuhl, ihm gegenüber und beobachtete Giles, während er dessen Brille reinigte. Er hauchte auf die Gläser, poliertesie und überprüfte seine Arbeit. 

"Rupert mein Guter... Ich muss schon sagen, ich bin beeindruckt." 

Angelus kicherte schadenfreudig. Er ließ das Poliertuch fallen, sprang auf und näherte sich wieder Giles. 
" Hier," und damit setzte Angelus ihm die Brille auf . "Na wie geht's, mein Freund?"

Giles schaute geschwächte zu ihm hoch.

"Es ging mir... nie besser." Presste er trotzig hervor.

"Das hör ich gern." Er ließ sich neben Giles auf die Knie nieder. "Gut...," Giles atmete schmerzvoll und versucht auszuweichen. "Sagen sie wenn's weh tut!" grinste Angelus und er setzte Giles geschundenen Körper erneut mit Stromschlägen zu. Giles musste schreien. Er konnte nicht mehr, er war am Ende. Sein Kopf hingt schlaff herunter. Angelus hatte aber noch lange nicht genug.

"Ich kann ihre Qualen beenden... Sie haben sich gut gehalten...", freundschaftlich legte er seine Hand auf Giles' Schulter. Giles zuckte zusammen. "Aber es reicht mir." Angelus trat hinter ihm. "Sie waren sehr tapfer." Angelus beugte sich zu Giles' Ohr. "Ich würde gerne Schluss machen." 

 Giles wusste, dass er nicht mehr länger standhalten konnte. Angelus befand sich hinter ihm. Das bedeutet früher oder später ein neuer Schmerz. Giles stöhnte und schüttelte sich vor Schmerzen, als könnte er sie damit vertreiben. 

"Bitte." Flüsterte er Angelus flehend zu. 

"Sagen sie mir nur, was ich wissen will!" 

"Um würdig zu sein...", begann Giles schwach und stockend. 

"Ja?"

"...zieht man sich für das Ritual ein... ein Tütü an." Setzte er klar und bissig hinzu. Angelus starrte ihn an. Giles blickte stur zurück, signalisierte ihm, dass Angelus noch lange nicht den Rebellen in ihm gebrochen hatte. 

"Mistkerl!" warf Giles mutig Angelus entgegen. Angelus richtete sich auf. 

"Na gut, bringt die Kettensäge her!"