Das Treffen der Unsterblichen II

von Nanette DuChevallier

 

Methos ging ohne ein Wort über LaCroix‘ letzte Frage hinweg. Er wußte nicht so ganz, was er antworten sollte. Wieder fiel sein Blick auf das Bild und er sagte:"Die Kirche steht in Schottland, nicht wahr? In Aberdeenshire nahe Fyvie Castle."
"Stimmt!" erwiderte der Vampir ohne Überraschung. Warum sollte er auch überrascht sein? Sein Gegenüber war älter als er und hatte weitaus mehr erlebt. Warum sollte er diese Gegend nicht kennen? Aber seine Neugierde war geweckt.
"Du kennst die Gegend?"
Wehmütig lächelte der ehemalige Apokalyptische Reiter und nickte.
"Ja, aber vor allem kenne ich Fyvie Castle. Ein wunderbares Schloß aus dem 11. Jahrhundert. Ich lernte das Schloß und seine damaligen Besitzer so Anfang des 17. Jahrhunderts kennen."
"Du kanntest den Graf von Dunfermline und seine Frau Lady Lilias Drummond? Oh!"
"Ja, sie waren ein wunderschönes Paar, so glücklich und sie hatten so viele Kinder. Eine große, glückliche Familie. Bis der Graf meinte, er wäre dem Fluch verfallen, daß in diesem Schloß niemals ein männlicher Erbe geboren werden würde."
Der Vampir grinste.
"Ich kenne dieses "Orakel". Thomas the Rhymer reiste damals von Schloss zu Schloss und machte seine albernen unbedeutenden Weissagungen. Ein Schwachkopf."
"Nun, ob Schwachkopf oder nicht, er schien Recht zu behalten. Alle fünf Kinder waren Mädchen und das bereitete dem Grafen nach neun Jahren Ehe mit Lilias doch einiges Kopfzerbrechen. Und beflügelte seine Phantasie. In einem Gespräch verriet er mir, daß er sich sehr nach einem männlichen Nachfahren sehnte und daß er alle Möglichkeiten ausschöpfen wollte."
"Ich weiß, er fing ein Verhältnis mit Madame Grizel Leslie an. Allerdings nicht sehr diskret. Ich kann Dir sagen Methos, als Lilias davon erfuhr tobte sie zuerst wie ein wildes Tier. Es war soviel Kraft und Wut in ihr. Einfach herrlich. Lilias dachte, es wäre eine einmalige Sache gewesen. Leider erwies sich das als falsch. Der Graf betrog seine Frau in seinem Wahn nach einem männlichen Erben immer wieder und wieder mit Grizel Leslie. Das verkraftete Lilias nicht und verfiel immer mehr. Sie aß nicht mehr, sie trank nicht mehr. Ihr Lebensmut war verschwunden. Alles Zureden half nichts Und das machte mich wütend. Ich mußte Nacht für Nacht beobachten, wie dieses zarte Geschöpf verfiel.."
Erstaunt sah Methos den bleichen Mann an. Woher wußte LaCroix das alles. Es konnte nur eine Erklärung geben.
"Du warst Da? Du warst zur selben Zeit anwesend wie ich? Warum habe ich Dich nicht gesehen?"
"Mein Freund, ich bin ein Geschöpf der Nacht und kam immer erst nachts in Lilias Gemächer."
"Warum?"
"Sie hatte etwas an sich, was sogar mein totes, kaltes Herz berührte. Sie war so schön anzusehen, so zart und zerbrechlich und gleichzeitig doch so stark. Der Klang ihrer Stimme hatte irgend etwas in mir berührt. Diese langen wundervoll glänzenden dunkelbraunen Haare mit einem kleinen Rotstich. Diese wunderschönen grünen Augen. Ihr sanftes Lächeln. Und doch war sie so voller Lebenskraft. Sie liebte das Leben. Und sie liebte ihre Familie."
Methos lächelte in sich hinein. Er schwelgte in längst vergangenen Tagen. LaCroix hatte Lady Lilias gezielt beschrieben. Sie war ein Wesen von graziöser Anmut gewesen. Dann verdunkelte sich seine Stirn. Er mußte an die Nacht denken, in welcher sie gestorben war. Gerade 29 Jahre war sie alt gewesen. Sie hatte das ganze Leben noch vor sich gehabt.
"Und dann eines Nachts starb sie. Einfach so. Ohne ein Wort. Ging einfach in die Unendlichkeit. Ich habe viele sterben sehen, und die meisten flehten noch im Augenblick ihres Todes um Gnade und um das Leben, aber Lilias nicht. Es schien fast so, als würde sie den Tod erwarten. Ihn genußvoll in sich aufsaugen. Ich habe ihr Sterben nicht ertragen und verließ kurz bevor es zu Ende ging das Zimmer. Ich ließ sie einfach allein. Der Graf war auch nicht anwesend und frönte anderen Genüssen. Sie starb einsam und allein. Ich habe sie im Stich gelassen. Ich weiß sogar noch genau ihren Sterbetag. Es war der 8. Mai 1601. Das werde ich niemals vergessen.
Methos lief eine Träne aus dem rechten Augenwinkel, was LaCroix verwundert registrierte. Er verstand. Der Unsterbliche hatte diese Frau geliebt, abgebetet wäre wohl der bezeichnendere Ausdruck. LaCroix‘ Gedanken wanderten auch zurück. Fast eine halbe Stunde versanken sie in Schweigen. Jeder mit sich selbst und seinen Gedanken beschäftigt.
"Wo immer Lady Lilias auch hingegangen sein mag, ich denke, sie hat ihren Frieden gefunden." Unterbrach Methos die Stille.
LaCroix‘ Kopf zuckte in die Höhe. Der Vampir grinste breit, sagte aber nichts.
Methos sah ihn an. Mißtrauisch.
"Du verschweigst mir etwas, nicht wahr?
Forschend sah LaCroix den anderen an. Dann erhob er sich und deutete Methos an, sich an ihm festzuhalten. Die Arme des Vampirs umschlungen den durchtrainierten Körper und er öffnete ein Fenster. Mit einem Satz verschluckte sie die dunkle Nacht. Zum ersten Mal in seinem Leben machte Methos die Erfahrung des Fliegens. Nicht des Herunterfallens von irgendwelchen Gebäuden, sondern des echten, wirklichen Fliegens. Es war ein wunderschönes, unbeschreibliches Gefühl, aber mußte es so saukalt sein?
Nach einem kurzen, sehr schnellen Flug stellte der Vampir den Unsterblichen auf einem Dach ab, das mit Oberlichtern gespickt war. Die Fenster waren hell erleuchtet und LaCroix deutete Methos genau hinzuschauen.
Methos ließ sich auf die Knie sinken und sah hinunter in eine gemütlich eingerichtete Wohnung. Eine Frau saß in einen Sessel gekuschelt vor dem Fernseher. Wunderschönes braunes Haar mit einem kleinen Rotstich war das erste, was er registrierte. Plötzlich drehte sie den Kopf in Richtung Oberlicht, stand auf, drückte den Knopf einer Fernbedienung und langsam schwang das Fenster auf. Methos war so von dem Anblick der Frau gefangen, daß er es nicht bemerkte.
"LaCroix, kommt nur herein." Rief sie mit einer glockenklaren, hellen Stimme, die an einen Engel erinnerte.
Methos hatte sich immer noch nicht gefaßt und fiel mit einem kurzen Schrei in die Tiefe. Er blieb vor der wunderschönen Frau liegen, während LaCroix elegant landete. Mit einem Lächeln ging er auf seine "Tochter" zu und begrüßte sie. Auch Methos hatte sich wieder aufgerafft und starrte das blasse Wesen erstaunt an. Die Frau starrte fassungslos zurück.
"Adam! Aber das kann doch nicht sein! Es ist fast vierhundert Jahre her. Und du scheinst keinen Tag älter geworden zu sein?"
Hilfesuchend sah sie LaCroix an. Dieser meinte nur:
"Nun, meine Liebe, Du hast es 1601 schon mit einem anderen Unsterblichen zu tun gehabt. Es war auch für mich eine neue Erfahrung. Und wer weiß, welche Art von Unsterblichen noch auf dieser Erde weilen. Ihr habt Euch bestimmt einiges zu erzählen. Ich habe noch etwas zu erledigen. Kurz vor Sonnenaufgang bin ich wieder zurück und hole ihn ab."
LaCroix ging zum Fenster. Hier drehte er sich noch einmal um und sah, wie Methos den zierlichen Vampir sanft in die Arme schloß und Lady Lilias ihn gewähren ließ. Der Vampir lächelte hintergründig und verschwand.
"Adam! Du bist es wirklich. Unsterblich also. Mir fehlen die Worte......!"
"Und Du bist ein Vampir, Lilias."
"Ähm, Adam, mein Name ist derzeit Veronica. Veronica Belleville."
Mit diesen Worten geleitete sie den Mann zu ihrer Couch und deutete ihm sich zu setzen.
"Möchtest Du etwas trinken, Adam?"
"Hast Du eventuell ein Bier?"
Die hübsche Frau grinste und holte ihm ein Bier, zog mit den Fingern den Kronkorken von der Flasche und schnippte ihn mit absoluter Treffsicherheit in den am Schreibtisch stehenden Papierkorb.
Sag mal, Lil... Veronica, kannst Du mir bitte einmal verraten, warum ihr Vampire alle Bier im Kühlschrank habt, obwohl ihr nur Blut trinkt?"
Die Frau grinste breit und zuckte mit den Schultern.
Auch Methos sagte kein Wort. Es war, als wäre eine alte, längst verheilte Wunde wieder aufgerissen worden. Seine Gefühle für dieses zarte Wesen stellten sich sofort wieder ein und es schien, als wäre sie niemals von ihm gegangen. Aber er durfte bei aller Freude nicht vergessen was sie war. Ein Vampir.
"Was ist damals passiert, Lil...äh, Veronica?"
Veronicas Gedanken flogen zurück und sie lächelte selig.
"Nachdem Du damals mein Schlafgemach verlassen hattest stand plötzlich LaCroix vor mir. Er fauchte mich an. Ich wußte damals schon was er ist, hatte aber niemals in Erwägung gezogen eine Kreatur wie er zu werden. Warum auch. Ich hatte einen liebevollen Ehemann, fünf prächtige Töchter, ein wunderschönes Heim. Ich war glücklich."
"Und trotzdem kam er laut eigener Aussage jeden Abend zu Dir! Warum!"
"Es war etwas Geheimnisvolles an ihm. Mit ihm konnte ich über Dinge reden, die ich mit meinem Mann niemals hätte besprechen können. Sie waren damals nicht .....ladylike. Er nahm mich und meine Gedanken ernst. Wir diskutierten und stritten über verschiedene Ansichten, aber niemals nahm er mir übel, daß ich eine eigene Meinung hatte. Adam, Du hast damals selber gelebt. Was hätte ein Ehemann mit einer Frau gemacht, die eine eigene Meinung vertreten hätte. Und eventuell eine Meinung, die mit den Ansichten des Ehemannes nicht übereinstimmte?"
Methos seufzte zur Antwort und lauschte ihrer weiteren Erzählung.
"An Abend meines Todestages kam also LaCroix. Er war wütend. Nicht nur böse, er war richtig wütend auf mich. Er warf mir vor, ich würde mein kurzes, erbärmliches Leben einfach wegwerfen. Ich wäre egoistisch und dumm. Ich habe ihn noch niemals so sauer gesehen. Dann bot er mir an, mich von meinen Fesseln zu befreien. Er bot mir die Ewigkeit an. Ich nahm an und er machte mich zu dem, was ich heute noch bin. Ein Vampir. Frei von Krankheit und Alter. Ich konnte bei meinen Kindern bleiben, konnte beobachten wie sie aufwuchsen. Und, ich konnte mich für das indiskrete Benehmen meines Mannes rächen."
"Dann ist also kein Geist für den Spuk im Schloss verantwortlich gewesen? Das bist DU gewesen!"
"Ja, ich wollte mich auch weiterhin am Familiengeschehen beteiligen. Doch als mein Mann dann die Frau, mit der er mich betrogen hatte, ehelichte, da rastete ich aus. Er schien mich nach einigen Wochen schon ganz vergessen zu haben. Also mußte ich mich wieder in sein Gedächtnis meißeln."
Methos begann zu lachen.
"Meißeln, das ist ein sehr treffender Ausdruck. Immerhin hast Du in 8 cm großen Buchstaben 15 m über dem Boden Deinen Namen auf dem Kopf stehend in den Steinsims "eingemeißelt". Übrigens, die Inschrift ist heute noch da. Doch als Deine Familie verstorben war, warum hast Du die Gegend nicht verlassen und "weitergespukt"?
Veronica lachte nun auch.
"Das hatte mehrere Gründe. Es war mein Heim und irgendwie hatte ich das Gefühl ich müsse es behalten, beschützen. Und....ich begann bald Spaß an diesem Spiel zu haben. Weiß Du, wie sie mich nannten?"
"Natürlich, die "Grüne Dame" haben sie Dich genannt und so wird es sich noch heute erzählt."
"Hahahah, die Grüne Dame. Die waren alle farbenblind. Ich hatte weder etwas Grünes noch etwas Grünblaues an. Ich hatte mein beigefarbenes Nachthemd an, bzw. schlüpfte immer zum "Spuken" hinein. Es war ein heiden Spaß."
"Ein heiden Spaß, der zur Legende wurde in Fyvie Castle." Plötzlich wurde Methos ernst.
"Lilias, es tut mir leid, daß ich damals einfach allein gelassen habe. Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. Außerdem war ich wütend auf den Grafen. Während Du mit dem Tode rangst vergnügte er sich mit Grizel in den Laken. Ich mußte ihn einfach zur Rede stellen."
Erstaunt hob Veronica die Augenbrauen.
"Soll das heißen, Du bist mitten in das Schäferstündchen geplatzt und hast......?"
"Ja, das soll es heißen. Ich habe ihn angemacht, wie ein verliebter Gockel, der einen Widersacher abschrecken will.......!"
Beide lachten laut und lange bei der Vorstellung wie Methos in das Schlafgemach des Grafen gestürmt war, den nackten Mann an den Ohren aus dem Bett gezogen hatte und ihm eine Predigt über Moral gehalten hatte.
Weit war ihr Lachen in die Nacht zu hören. Es war so laut, daß sogar LaCroix es noch mitbekam, der sich nur ein paar Straßen weiter aufhielt. Amüsiert zog er die Augenbrauen hoch. Dann widmete er sich wieder dem Mann, den er mit einer Hand am Kragen festhielt. Gierig starrte er auf das an der Hand des Toten herunter rinnende Blut. Dieser Anblick bescherte ihm noch mehr Appetit und er biß wieder zu.
Währenddessen hatten sich Veronica und Methos wieder beruhigt. Liebevoll sah der Mann die wunderschöne Frau an und nahm ihre Hände in seine. Sie hatte sich nicht verändert. Nur ihre Hautfarbe. Sie war immer noch so blaß, wie am Abend, ein paar Stunden vor ihrem Tod. Und diese Augen. Diese unglaublich grünen Augen. Sie sah in auf eine Weise an, daß dem Mann ganz anders wurde. Methos zog die Luft ein. Ein Gefühl, daß er schon sehr lange nicht mehr gespürt hatte kroch ihm die Beine hoch und machte bei seiner Männlichkeit halt. Verzweifelt versuchte er sich zusammenzunehmen.
Veronica beobachtete ihn amüsiert. Der Unsterbliche würde noch sehr viel über Moral und Unmoral bei Vampiren lernen müssen. Nach außen hin blieb sie gelassen, aber das Feuer, das in ihr glomm kam einem Vulkan gleich, der jede Minute ausbrechen konnte.
"Ähm," räusperte sich Methos, " warum bist Du dann doch irgendwann weg von Fyvie Castle?"
Belustigt sah die Vampirin ihn an.
"Ist diese Frage Dein Ernst? Warum bleibst Du niemals an einem Ort. Es gibt zwei Antworten. Entweder Du hast Dich zu lange an einem Ort aufgehalten und unterliegst nun dem Dorian Grey Syndrom oder Du fängst an Dich zu langweilen. Bei mir war letzteres der Fall. Immer nur "spuken" befriedigt nicht besonders."
Da war es wieder, Methos versuchte sich gerade hinzusetzen. Der Ausspruch: ...befriedigt nicht besonders......!
"Oh Gott, nimm Dich zusammen. Du bist 5000 Jahre alt und solltest es eigentlich besser drauf haben, Dich zu beherrschen." redete er sich selbst ins Gewissen. "Sie ist immer noch eine Lady, wenngleich auch ein Vampir."
Plötzlich hörte er schallendes Gelächter direkt vor sich. Er hob den Kopf und wurde rot. So nahe war sie damals nie gewesen.
"Warum lachst Du?" fragte er verlegen.
"Du solltest mal das Wechselspiel Deiner Gesichtsausdrücke sehen. Herrlich. Was ist los, Adam? Hast Du entschieden? Hast Du jetzt Angst vor mir, freust Du Dich so sehr mich zu sehen, oder fällst Du gleich in Ohnmacht?"
Wieder lachte sie ihr glockenhelles Lachen und Methos wußte vor lauter Verlegenheit nicht wo er hinschauen sollte. Also sah er zu Boden. Das hätte er lieber nicht getan.
Mit Veronicas Beherrschung war es nun endgültig vorbei. Damals war ihr dieser Mann gleichgültig gewesen, sie war eine treue verheiratete Frau und Mutter gewesen. Aber heute, fast 400 Jahre später, war sie eine freie Frau. Eine Frau ohne Moral und Gewissen. Veronica wußte, sie konnte Methos nicht töten und das machte es noch reizvoller für sie. Langsam kniete sie sich zu ihm herunter und streichelte sanft über seinen Kopf. Ihre Hände wanderten an seinem Gesicht herunter auf seine Brust. Mit einem leidenschaftlichen Blick lud sie ihn ein. Dann packte sie sein Haar mit festem Griff und zwang ihn mit einem Ruck sie anzusehen.
Methos Atem ging schneller. Irgendetwas schien in seinem Gehirn zu explodieren. Nur mit äußerster Anstrengung gelang es ihm sich seinen Gefühlen nicht hinzugeben. Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas machte ihm eine heiden Angst.
Veronica spürte seine innere Verzweiflung und beschloß es ihm einfach zu machen. Irgendwie hatte sie Mitleid mit dem Mann. Ein ganz neues Gefühl für sie.
"Sieh mich an, Adam. Das bin ich jetzt. Die Frau von damals gibt es nicht mehr. Sie ist tot. Ist es wirklich das, was Du willst?"
Methos sah ihr in die gelben animalischen Augen.
"Du hast gewußt, daß ich Dich geliebt habe?"
"Sagen wir mal, ich habe es damals geahnt. Aber es hätte keine Chance für uns gegeben und ich war mit meinem Leben glücklich gewesen. Doch jetzt, Adam, das ist Vergangenheit. Jetzt bin ich hier. Ein Vampir. Ich kann Dich nicht töten, daß macht alles noch interessanter. Wenn Du mich immer noch willst, ich bin hier."
Methos sah das Wesen fassungslos an. Da stand sie vor ihm. Und langsam kapierte er. Lilias war tot. Es existierte nur noch ihre Hülle von der eine andere Kreatur Besitz ergriffen hatte. Dies hier war Veronica, nicht Lilias. Veronica war eine Mörderin, ein Geschöpf der Dunkelheit. Ohne Moral. Oh ja, sie würde mit ihm schlafen. Auf der Stelle. Aber es war nicht die Liebe von damals. Sie war nur gierig nach Leidenschaft und Lust. Es waren die animalischen Triebe eines Tieres. Es würde keine echten Gefühle geben. Methos sah sich plötzlich in seine tiefste Vergangenheit versetzt. Als er noch mordend, plündernd und vergewaltigend durch die Lande gezogen war. Er versuchte sich vom Denken her in diese Zeit zurückzuversetzen. Denn wenn er sie lieben wollte, dann mußte er das Gefühl außen vor lassen.
Veronica sah ihm bei seinem inneren Kampf zu. Sie kannte das Ergebnis jetzt schon. Plötzlich schrie Methos auf.
"Ich kann das nicht. Ich will das nicht! Du bist nicht die Frau, die ich einmal so sehr geliebt habe. Du bist nur die Hülle."
"Ja, mein Freund, ich sagte Dir doch, Lilias existiert nicht mehr. Du hast Dich entschieden und diese Entscheidung war gut."
Veronica hatte sich zurück verwandelt. Sie lächelte den Mann freundlich an und winkte kurz zum Fenster. LaCroix stand plötzlich wieder im Raum. Bevor Methos ein Wort sagen konnte hielt der alte Vampir Methos in seinem Bann.
"Du hast sie niemals gesehen. Lilias ist tot, Veronica gibt es nicht. Schlaf jetzt!" redete er leise auf ihn ein.
Methos sank augenblicklich zu Boden und schlief.
LaCroix drehte sich zu Veronica um und sah sie sarkastisch an:
"Du hast dem Jungen Angst gemacht, meine Liebe. Vergiß ihn. Er gehört nicht zu uns. Er wird sich nicht an Dich erinnern."
Veronica seufzte.
"Du hast Recht, Lucien. Trotzdem war es wunderbar ihn wiederzusehen. Und, er ist immer noch so .....anziehend wie damals. Kann man ihn nicht........."
LaCroix wirbelte herum.
"Nein, versuch es nicht einmal. Ich glaube nicht, daß er 5000 Jahre gelebt hat um jetzt ein Vampir zu werden, nur um Deine Gelüste zu befriedigen. Laß ihn in Ruhe. Außerdem muß die Entscheidung von ihm kommen. Nicht von Dir."
Mit diesen Worten legte er sich den Schlafenden über die Schulter und flog zurück in seine Wohnung.
Veronica stand noch lange am offenen Fenster und starrte in die Dunkelheit hinaus.
"Fünftausend Jahre!!!" flüsterte sie fassungslos.


To be continued.........