Disclaimer: Die Figuren Sam Beckett, Al Calavicchi sowie Harmon Rabb und Sarah McKenzie gehören nicht mir
sondern entstammen der Feder von Donald P. Bellisario. Damit gehören alle Recht ihm und Universal sowie CBS - ich entschuldige mich für den erneuten Missbrauch der Charaktere :).
Rating: PG-7
Spoiler: Vor Mirror Image und bei JAG nach...
Summary: Es besteht KEINE Verbindung zu en anderen Geschichten!
Sam springt in den 5jährigen Billy Mitchell. Meg Austin hat ihn bei sich aufgenommen als sie erfuhr, dass sein Vater ihn misshandelt. Da die beiden aber nicht allein mit Patrick Mitchell fertig werden, ruft Meg Harm & Mac zu Hilfe.
Die Situation auf der Ranch spitzt sich zu als Sam nicht verhindern kann, dass Meg verletzt und Sarah von Patrick Mitchell entführt wird...
Notes: Vielen Dank an Sandra G., die die Geschichte vorab schon mal gelesen hat und an Kristina, die trotz der über sie hereinbrechenden Übelkeit, wenn sie JAG-Stories lesen muss, zu mir hält:).
Feedback: Ich würde gern hören, was ihr zu sagen habt! Mailt eure Meinung an Sam80853@aol.com


Vergangenheit und Zukunft
von
Sam80853



Noch bevor sich der Nebel vor Sams Augen lichtet, spürt er warme, beschützenden Hände, die ihn festhalten.
Eine beruhigende Stimme dringt an sein Ohr.

"Ganz ruhig, Billy! Ich werde nicht zulassen, dass Dir etwas passiert."

Sam sieht zu der Person auf, die ihn schützend in den Armen hält. Es ist eine junge Frau, groß mit blondem Haar. Ihre Hand, die leicht zittert, hält ein Stück Papier.

Die junge Frau geht vor ihm in die Knie und hält ihn auf Armlänge vor sich.

"Hör mir zu, Billy!", fordert sie sanft. "Dir wird nichts passieren." Um ihn aufzumuntern fährt sie ihm durchs Haar. "Mein Kleiner."

´Meine Kleiner?´

Etwas erschrocken sieht Sam an sich herunter. Er kann nichts ungewöhnliches feststellen, er trägt Turnschuhe, ein paar blaue Jeans und ein T-Shirt...

´T-Shirt...´ Sam sieht noch einmal etwas genauer hin und von seinem Shirt lacht ihm Bernie von der Sesamstasse entgegen.

"Oh Boy!"


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Texas


Noch immer steht die junge Frau mit dem Blatt Papier neben Sam. Aufmerksam betrachtet er sie.

"Was ist das?", fragt er vorsichtig.

Erschrocken als habe sie vergessen, dass der Junge neben ihr steht, faltet sie das Papier zusammen und steckt es in die Hosentasche ihrer Jeans.

"Etwas, worum ich mich kümmern werde", antwortet sie und geht zum Haus.

Sam sieht sich etwas in der Gegend um.
Wie es scheint ist er auf einer Ranch, irgendwo im Süden der Vereinigten Staaten. Soweit sein Auge reicht, kann er nichts entdecken, außer dem kleinen Farmhaus und einen Pferdestall mit dazugehörigem Coral.

Schnellen Schrittes folgt er der Frau ins Haus.

Kaum hat Sam die Tür hinter sich geschlossen, vernimmt er das vertraute Geräusch der Imaging Chamber.

"Al!", ruft Sam freudig.

Al greift sich an den Kopf und stöhnt.

"Sam, bitte nicht so laut", kommt seine klägliche Stimme. "Ich hätte im Bett bei Tina bleiben sollen...."

"Wer bin ich?", unterbricht Sam das Klagelied seines Freundes.

Vorsichtig tippt Al einige Tasten auf dem Handlink und zuckt schmerzhaft zusammen als Ziggy lautstark seine Ergebnisse mitteilt.

"Dein Name ist Billy Mitchell, Du bist 5 Jahre alt...."

"5 Jahre...", wiederholt Sam ungläubig.

Bestätigend nickt Al.

"In drei Monaten wirst Du 6."

"Warum bin ich hier?", neugierig sieht Sam sein Hologramm an.

Erneut befragt Al sein Handlink. Als die gewünschten Informationen nicht erscheinen, schlägt er ein paar Mal mit der flachen Hand dagegen.

"Ah....Ziggy sagt, dass Du hier bist, um einer gewissen Meg Austin zu helfen, dass Sorgerecht für Billy zu bekommen."

"Sie ist nicht meine...ich meine, SEINE Mutter?"

Al schüttelt seinen Kopf.

"Nein, sie ist die Nachbarin von Dir und Deinem Vater. Wie es aussieht Sam, hat Patrick Mitchell seinen Sohn schwer misshandelt...."

Plötzlich kann Sam Al´s Stimme nicht mehr hören. Das Gebrüll eines wütenden Mannes klingt in seine Ohren wieder.

´Du nichtsnutziger kleiner Bastard!´

Erschrocken fährt Sam zusammen. In der Stimme liegt soviel Hass, soviel Gemeinheit...

"Sam, was ist los?", beunruhigt wedelt Al mit seinen Händen vor Sams Gesicht.

Nur mühsam findet Sam in die Realität zurück.

"Ich weiß nicht Al", antwortet er langsam. "Ich habe eben eine Stimme gehört, eine Stimme, die mich angebrüllt hat, die..."

"Sam! Bleibt ruhig! Ganz ruhig!", erschrocken sieht Al wie sein Freund ganz blass wird.

"Billy?", erklingt plötzlich die Stimme von Meg im Hintergrund.

Mit schnellen Schritten eilt sie auf Sam zu, bevor dieser in Tränen ausbricht und laut zu schluchzen beginnt.

"Sam?", verständnislos sieht Al seinen Freund an.

"Schsch...mein Kleiner", versucht Meg ihn zu beruhigen, "hier kann Dir nichts passieren." Schützend legt sie ihre Arme um ihn.

Dicke Tränen rinnen Sams Wangen hinunter. Er fühlt sich klein und hilflos, haltsuchend klammert er sich an Meg.

"Ich habe solche Angst", flüstert er leise.

"Ich weiß...ich weiß", sanft streichelt sie Sam übers Haar. "Aber ich bin ja hier."

"Ich geh nie wieder zu ihm zurück!"

"Sam?", fragend sieht Al zwischen ihm und der jungen Frau hin und her. ´Was ist hier los?´

"Ich gehe NICHT zurück", kopfschüttelnd sieht Sam erst Al und dann Meg an. "Nie wieder!"

"Dafür werde ich sorgen, Billy. Ich versprech´s Dir!"

Mit einem Taschentuch aus ihrer Hose trocknet Meg seine Tränen.

"Ich werde einen Freund von mir anrufen. Er wird uns helfen, okay?" Fragend sieht sie den kleinen Jungen vor sich an. ´Nie wieder würde Patrick ihn in die Hände bekommen´, schwört sie sich.

Zögernd nickt Sam, langsam versiegen seine Tränen.

Als Meg sich zum Telefon wendet, tritt Al ganz nah an Sam heran.

"Sam! Was war hier eben los?"

Keine Reaktion.

"Sam! Sprich mit mir!", fordert Al etwas lauter.

Erschrocken zuckt Sam zusammen und weicht einige Schritte zurück.

Abwehrend hebt Al seine Hände.

"Ist ja schon gut, Sam", seine Stimme wird leiser und sanfter. "Ich tu Dir doch nichts. Ich bin´s, Al."

"Al?"

In Sam´s Kopf dreht sich alles. Viele verschiedene Bilder laufen vor seinem geistigen Auge ab, es ist schwer zu erkennen, was Realität ist und was nicht.

"Al?", fragt er noch einmal.

"Ich bin hier, Sam."

"Al, was ist hier los?", fragt Sam.

"Es scheint als hättest Du zuviel von Billy zurückbehalten", versucht Al zu erklären.

"Zurückbehalten?"

Al nickt.

"Du bist plötzlich in Tränen ausgebrochen als würdest Du Dich an die Misshandlung von Billys Vater erinnern."

Ungläubig schüttelt Sam seinen Kopf.

"Ich hatte das Gefühl in Gefahr zu sein...als wäre jemand hinter mir her...ich..ich...", verzweifelt sieht Sam sein Hologramm an.

"Ganz ruhig, Sam. Du bist nicht Billy Mitchell, sondern Sam Beckett. Dein Vater hat Dir nie weh getan. Hörst Du?"

Zustimmend murmelt Sam.

"Wir haben auf einer Farm gewohnt, in Indiana. Meine Eltern, Tom, Katie und ich..."

"Genau, Sam."

Um seinen Kopf von den schrecklichen Erinnerung Billys zu befreien, läuft Sam hin und her. Langsam klären sich seine Gedanken.

"Was soll ich tun?"

"Tun?...Oh, tun, richtig...", erleichtert wendet Al sich wieder dem Handlink zu.

"Meg hier hat das Sorgerecht für den kleinen Billy beantragt. Sein Vater, Patrick ist gar nicht glücklich darüber und bedroht euch. Du musst verhindern, dass Meg etwas passiert und das Billy nie wieder zu seinem Vater zurück muss."

"Nichts leichter als das...", flüstert Sam. "Al, ich bin ein Kind! Was kann ich schon tun?"

"Sam", ermahnt Al ihn. "Billy ist ein Kind, Du nicht! Außerdem ruft Meg gerade die Kavallerie. Sie ist mal in der Navy gewesen, so leicht haut sie nichts um." Ein Lächeln huscht über sein Gesicht.

"Was soll ich in der Zwischenzeit tun?"

"Wasch Dir brav die Hände und geh früh schlafen", kommt Als sarkastische Antwort als er durch die Imaging Chamber verschwindet.

"Sehr komisch, Al."

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Washington D.C.
Fall Church, Virginia


Das Telefon im Büro von Commander Harmon Rabb Jr. klingelt schon eine Weile als ein großer schlanker Mann mit dunklen Haaren den Hörer abnimmt.

"Commander Rabb."

<Harm? Ich bin´s, Meg Austin.>

"Meg?" Freudig leuchten Harms Augen. Vor seinen Augen sieht eine junge Frau mit blauen Augen, die ihn lächelnd ansehen. Er hatte schon eine Weile nichts mehr von seiner ehemaligen Partnerin gehört.

"Wie geht's Dir?"

<Ich brauche Deine Hilfe, Harm.>

"Was ist los? Ist alles in Ordnung?", fragt er aufgeregt.

<Es geht mir gut, Harm. Wirklich!>

"Was kann ich für Dich tun?"

<Es geht nicht um mich, jedenfalls nicht direkt.>

"Meg, spann mich nicht so auf die Folter. Worum geht es?", unterbricht Harm sie.

<Der Sohn meines Nachbarn, Billy, wird von seinem Vater misshandelt. Er lebt jetzt bei mir und ich habe das Sorgerecht für ihn beantragt.>

"Meg, bist Du Dir sicher, dass Du das willst?"

<Absolut! Du hättest den Jungen sehen müssen. Er ist doch erst 5 Jahre alt...>

Es wird still in der Leitung.

"Meg? Meg, bist Du noch dran?"

<Ja. Harm? Könntest zu uns kommen? Billys Vater bedroht uns und wir sind ganz allein auf der Ranch... ich würde Dich nicht bitten, wenn es nicht wichtig wäre...>

"Natürlich komme ich. Keine Frage, Meg."

<Danke Harm!>

"Ist doch klar. Ich werde morgen gegen Mittag bei Euch sein", verspricht er.

<Dann bis morgen, Harm. Ich freu mich und DANKE!>

"Bis dann!", mit diesen Worten legt Harm den Hörer auf die Gabel.

´Meg Austin...mein Gott, wir haben uns ewig nicht gesehen...´, ein Lächeln umspielt seine Mundwinkel.

"Was ist so komisch, Sailor", erklingt die Stimme von Major Sarah ´Mac´ MacKenzie von der Tür.

"Mac, ich hab sie gar nicht bemerkt." Sein Lächeln wird noch breiter als er seine Partnerin ansieht.

"Gute Neuigkeiten?", fragt sie und deutet auf das Telefon.

"Nein. Eigentlich nicht.", antwortet Harm. "Das war eben Meg Austin, sie hat mich um Hilfe gebeten."

"Geht es ihr gut?", will Mac wissen.

Harm nickt.

"Es geht um den Sohn ihres Nachbarn, Billy...", ruckartig bricht Harm ab als ihm einfällt, dass diese Informationen womöglich schmerzliche Erinnerungen für Mac heraufbeschwören könnten. Ihr Vater hatte sie auch misshandelt und es fiel ihr noch heute schwer, offen darüber zu sprechen.

"Was ist mit Billy?", fragt Mac nach. Natürlich hat sie den Blick in Harms Augen gesehen. ´Was will er mir nicht sagen?´

"Sein Vater, er...er misshandelt den Jungen", sagt Harm vorsichtig und sieht Mac genau an.

Ein bedrohliches Funkeln tritt in Macs dunkle Augen.

"Wie alt ist der Junge?"

"Er ist 5."

"Wann fliegen wir?", fragt sie ohne zu zögern.

"Fliegen? Wir?" Harm ist völlig überrascht.

"Sie helfen Ihr doch, oder nicht?"

"Natürlich!"

"Buchen Sie zwei Tickets!", fordert sie ihn auf und verlässt das Büro.

Ruckartig erhebt Harm sich aus seinem Stuhl und läuft ihr hinterher.

"Mac? Wo...was...", stammelt er.

"Ich gehe zum Admiral und beantrage Urlaub für uns."

Mit diesen Worten lässt sie Harm mit offenem Mund stehen.

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Texas


Es ist dunkel geworden und Meg hat Sam ins Bett geschickt.
Wie es aussah lebte Billy schon eine Weile hier. Er hat ein eigenes Zimmer mit bunten Bildern an den Wänden, Spielzeug steht in den Regalen - ein Paradies für einen kleinen Jungen.

Sam liegt in seinem Bett, die Decke fast bis über den Kopf gezogen. Er fühlt sich seltsam, fast wie ein Kind. Die Dunkelheit um ihn herum macht ihm Angst. ´Was ist nur los mit mir?`, fragt Sam sich besorgt.
Als die Müdigkeit ihn übermannt, fällt er in einen unruhigen Schlaf.

Er läuft durch ein Haus, ganz anders als das von Meg. Überall liegt Unrat herum, schmutziges Geschirr steht in der Spüle und der Geruch von Alkohol hängt in der Luft.

´Billy!´, schreit ein Mann. ´Komm sofort her, Bengel!´

Mit langsamen Schritten geht Sam in Richtung des Rufes.
Im Wohnzimmer sitzt ein Mann, er hält eine Flasche Whiskey in der Hand, laut tönt der Fernseher durch den Raum.

´Billy!´

´Ich bin hier, Dad´, hört Sam sich leise sagen.

Große Hände greifen nach ihm und schütteln ihn unsanft.

´Hast Du Dich wieder rumgetrieben?´, brüllt der Mann.

Ängstlich schüttelt Sam seinen Kopf.

´Nein.´

´Du sollst mich nicht belügen´, brüllt der Mann und hebt seine Hand.

Bevor Sam die Chance hat dem Schlag auszuweichen, trifft die Faust ihn mitten im Gesicht. Ohne den Halt des Mannes stürzt er zu Boden.

Drohend richtet sich die Gestalt seines Vaters vor ihm auf.

´Bitte!´, wimmert Sam, doch er weiß, dass ihm diese Worte nicht helfen werden. Der leere Blick in den Augen seines Vaters lässt ihn schaudern.

"AAAAAAHhhhhhhhhhhhhh.....", schreiend erwacht Sam aus seinem Traum.

Als plötzlich das Licht im Zimmer angeht, kriecht Sam unter die Ecke. Zusammengerollt wie ein Embryo findet Meg ihn.

Ganz langsam nimmt sie die Decke fort.

"Billy. Ich bin´s, Meg."

Mit einem Aufschrei der Erleichterung stürzt Sam sich in Megs Arme.

"Er war hier", wimmert er. "Er war hier und er...er..."

"Schsch...", Meg hält ihn fest an sich gedrückt. ´Würden diese Träume je aufhören?´

"Ich bin hier, Billy", tröstet sie ihn. "Keine Angst."

Noch immer weint Sam an ihrer Schulter. Hilflos laufen die Tränen seine Wangen hinunter.

"Ich muss nie wieder zurück", fragt er unter schluchzen.

"Nein", Meg schüttelt entschieden ihren Kopf. "Du gehst nie wieder zurück zu ihm. Morgen kommt ein Freund von mir, seine Name ist Harm, er wird uns helfen."

"Wird er mir auch wehtun", tränenfeuchte Augen sehen Meg ängstlich an.

Ein kleines Lächeln huscht über ihr Gesicht.

"Nein, Harm würde Dir nie weh tun", mit einer Hand fährt sie ihm durchs Haar. "Er ist ein Freund. Wir haben zusammen viele Abenteuer erlebt und er hat mir immer geholfen... Du brauchst wirklich keine Angst vor ihm zu haben."

Langsam schiebt sie Sam zurück ins Bett.

"So, jetzt wird aber geschlafen."

Als sie sich vom Bett erhebt und an der Tür den Lichtschalter betätigen will, erklingt leise Sams Stimme.

"Lässt Du bitte das Licht an?"

"Na klar, Billy!", lächelt sie. "Schlaf schön."

"Gute Nacht!", sagt Sam und ist auch schon eingeschlafen.

Völlig erschöpft geht Meg in ihr eigenes Schlafzimmer. In der letzten Zeit hatte sie kaum eine Nacht durchschlafen können. Die andauernden Alpträume Billys und die Drohungen seines Vaters gegen sie, ließen sie nicht schlafen.

´Ab Morgen wird alles anders´, redet sie sich gut zu. ´Harm wird hier sein...mit seiner Hilfe schaffen wir das.´

Mit diesen Gedanken im Kopf legt sie sich ins Bett und ist innerhalb weniger Sekunden eingeschlafen.

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Irgendwo in den Wolken


Entspannt sitzen Harm und Mac nebeneinander im Flugzeug.
Seit Harm seine Partnerin von ihrem Apartment abgeholt hat, hat sie kein Wort gesagt.

"Mac?", fragend wendet er sich zu ihr.

Ein gedankenverlorenes "hmmm", kommt als Antwort.

"Mac, wenn Sie sich nicht wohl bei der Sache fühlen, kann ich das Verstehen...ich..."

"Harm", aufmerksam sieht sie ihn an. "Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen, aber sie ist völlig unnötig. Ich bin freiwillig hier und ich möchte helfen."

"Das weiß ich, Mac, aber trotzdem..."

"Kein trotzdem Harm", sie schüttelt ihren Kopf. "Es ist sehr lange her und ich bin jetzt erwachsen..."

"Das hat doch nichts damit zu tun, dass Sie erwachsen sind", wendet er ein. "Sie können noch immer verletzt werden."

"Harm, es geht bei dieser Sache doch nicht um mich...es geht um einen kleinen Jungen, der unsere Hilfe braucht."

"Einen kleinen Jungen, dem das gleiche passiert ist wie Ihnen, Mac. Ich möchte nur nicht, dass alte Wunden wieder aufgerissen werden."

"Wunden, die nie verheilt sind, können nicht aufreißen", antwortet sie leise.

Harm nimmt ihre Hand in seine.

"Sie hätten nicht mitkommen sollen."

Ruckartig entzieht sie ihm ihre Hand.

"Das ist doch Unsinn, Harm", etwas aufgebracht, sieht sie ihn an. "Sie können mich nicht von Geschichten diese Art fernhalten. Ich kann dem Jungen helfen, ich weiß, wie er sich fühlt, ich weiß, wie es ist..." Plötzlich bricht sie ab und eine Träne läuft ihre Wangen hinunter. ´Ja, ich weiß wie es ist vom eigenen Vater geschlagen zu werden...´

Vorsichtig hebt Harm seine Hand und wischt die einzelne Tränen mit den Fingerspitzen fort.

"Er ist noch so klein", sagt Mac und legt ihren Kopf an seine Schulter.

Tröstend legt Harm den Arm um sie.

"Er wird es schaffen, so wie sie Mac", aufmunternd sieht er sie an. "Er hat jetzt Freunde, die ihm helfen werden."

Bestätigend nickt Mac als das Flugzeug zur Landung ansetzt.


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Texas
Flughafen


Sam sitzt zusammen mit Meg in einem Jeep vor dem Flughafengebäude als das vertraute Geräusch der Imaging Chamber erklingt.

"Al?", überrascht sieht Sam sein Hologramm an.

"Hast Du was gesagt, Schatz?", fragt Meg.

Sam schüttelt seinen Kopf. ´Was ist los?´, fragen seine Augen in Richtung Al.

"Bis jetzt hat sich nichts verändert, Sam. Jedenfalls nichts wesentliches...?"

´Wesentliches?`

"Naja, anstelle von einem Freund kommen jetzt zwei", sagt Al erklärend.

"Zwei?"

"Was ZWEI, Billy?" Aufmerksam sieht Meg ihn an. "Mit wem sprichst Du?"

"Mit Al", antwortet Sam ehrlich. ´Schließlich ist er ein kleiner Junge und kleine Kinder haben imaginäre Freunde.´

"Al?", fragen Meg und Al gleichzeitig.

Bestätigend nickt Sam als Meg plötzlich aus dem Auto steigt und in Richtung des Flughafengebäudes läuft.

"Nun sag schon, Al", fordert Sam ungeduldig.

"Die Kavallerie besteht aus Commander Harmon Rabb Jr. und Major Sarah MacKenzie..."

Suchend sieht Sam sich um. Seine Blicke folgen Meg.
Ein Mann, etwas über 190 cm groß und ein Frau mit braunem Haar gehen auf sie zu.

"Harm", ruft Meg freudig und umarmt ihn als sie ihn erreicht.

Mac steht etwas unschlüssig daneben und beobachtet die Szene.

"Oh Meg, DAS ist Ma..", lächelnd bricht er ab. "Vielleicht sollten wir lieber ´Sarah´ sagen?" Fragend sieht er zwischen Mac und Meg hin und her.

"Hallo, ich bin Major Sarah MacKenzie", stellt Mac sich nun selbst vor.


"Schön, dass sie hier sind, Major", herzlich schütteln sie beiden Frauen sich die Hände.

"Sarah, reicht völlig aus."

"Okay, Sarah", Meg lächelt sie offen an.

"Ist das dort Billy?", Harm deutet in Richtung des Jeeps. Alle Augen wenden sich auf Sam, der in ein eifriges Gespräch vertieft zu sein scheint.

"Mit wem spricht er?", will Mac wissen.

"Al", ist alles, was Meg sagt.

"Al?", Harm und Mac sehen sie an.

Meg zuckt leicht mit den Schultern.

"Ja, er ist heute plötzlich aufgetaucht. Er ist ein Freund, keine Sorge", lächelt sie und geht auf Sam zu.

"Na mein Kleiner, was hat Al so wichtiges zu sagen?", fragt sie sanft und fährt ihm übers Haar.

Erschrocken fährt Sam zusammen. Er hat nicht bemerkt, dass inzwischen alle um ihn herum, Zeuge seiner Unterhaltung geworden sind.

"Das hast Du nun davon", sagt Al stirnrunzelnd und verschwindet durch die Imaging Chamber.

"Das ist geheim", antwortet Sam verschwörerisch und sieht Meg lächelnd an.

Meg nimmt ihn bei der Hand.

"Billy, das sind Harm und Sarah. Sie werden uns helfen."

Aufmerksam betrachte sich die drei.

"Hi", sagt Sarah leise und streckt ihm ihre Hand entgegen.

Zögernd nimmt Sam sie.

"Hallo!"

"Hallo, Partner!", begrüßt ihn Harm.

Sam zuckt zusammen, plötzlich wird sein Mund trocken und das blanke Entsetzen steht ihm ins Gesicht geschrieben.

´Du kleiner nichtsnutziger Bastard!´

"Hey, Billy", sagt Meg sanft und nimmt ihn bei den Schultern.

"Ich hab Dir doch von Harm erzählt", fragend sieht sie ihn an. "Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben."

´Oh Gott, was ist nur los mit mir?´, panisch sieht Sam sich um. `Al?´

Langsam geht Harm vor Sam in die Knie, er versucht nicht ihn zu berühren.

"Niemand wird Dir etwas tun, Billy", sagt er sanft und entfernt sich dann einige Schritte von dem verschreckten Jungen.

Sam versucht die unterschiedlichen Gefühle in seinem Innern zu ordnen. Einerseits packt ihn große Angst, wenn er den Mann vor sich ansieht, aber... ´Du bist nicht Billy´, redet er sich zu. ´Niemand hier wird Dir etwas tun!´

"Lasst uns zur Ranch fahren", schlägt Meg vor. "Sarah, sie sitzen am besten mit Billy hinten, okay?"

Zustimmend nicken Sarah und Sam.

Vorsichtig, um das Kind nicht zu erschrecken, nimmt Harm auf dem Vordersitz Platz.


Als der Jeep vor dem Haus zum Stehen kommt, springt Sam aus dem Auto. Ohne auf Megs Rufe zu achten, verschwindet er in seinem Zimmer.

Rastlos wirft er sich aufs Bett.

´Was ist los? Warum komme ich mir wie ein 5jähriges Kind vor?, hallen die Fragen durch Sams Kopf. `Wie soll ich hier etwas korrigieren, wenn ich Angst habe...?´


Harm und Mac haben es sich im Wohnzimmer gemütlich gemacht, während Meg in der Küche etwas Limonade zubereitet.

"Es tut mir leid Meg, dass ich Dir nicht gesagt habe, dass ich nicht allein kommen werde. Ich..."

"Es war meine Schuld", unterbricht ihn Mac. "Ich hab ihm keine Wahl gelassen."

"Keine Wahl", lächelnd kommt Meg ins Zimmer. "Commander, ich bin enttäuscht", sagt sie sarkastisch.

Harms Mundwinkel ziehen sich amüsiert nach oben.

"Meg, ich möchte Ihnen wirklich kein Umstände machen", erklärt Mac, "aber ich würde wirklich gerne helfen."

"Sie machen keine Umstände", verneinend schüttelt Meg den Kopf. "Wir können hier jede Hilfe gebrauchen." Traurig sieht sie in Richtung von Billys Zimmer.

"Was ist passiert, Meg", fragt Harm leise.

Mit einem Seufzer setzt sie sich neben Mac.

"Ich habe Billy vor 2 Monaten zum ersten Mal in der Stadt gesehen...mein Gott, ich hatte keine Ahnung, dass mein Nachbar einen Sohn hat, Harm", entschuldigend sieht sie ihn an. "Er hatte überall blaue Flecke und Blutergüsse, aber das schlimmste war der gehetzte Ausdruck in seinen Augen...er ist erst 5 Jahre alt und..."

Tröstend ergreift Mac ihre Hand.

"...dann hab ich ihn vor 3 Wochen ein paar Meilen von hier gefunden...", Tränen laufen über ihre Wangen als sie den kleinen zerschundenen Körper vor sich liegen sieht. "Es war furchtbar", ist alles, was sie sagt.

"Und, Du hast ihn hier aufgenommen", fragt Harm leise.

"Was hätte ich sonst tun sollen?"

"Meg, ich hätte genauso gehandelt", beruhigt sie Harm als er den Zorn in ihren Augen sieht. "Bist Du bei der Polizei gewesen?"

Meg nickt.

"Ich habe ihn angezeigt und dem Sheriff gesagt, dass Billy bei mir bleibt bis eine Entscheidung getroffen wurde. Danach gingen die Drohung los..."

"Drohungen?", fragt Harm.

Meg nickt.

"Erst waren es böse Blicke auf der Straße, dann kamen Briefe", Meg beginnt etwas zu zittern als sie sich daran erinnert, wie sehr sie die erste Mitteilung von Patrick Mitchell erschreckt hatte.

Noch immer hält Mac beruhigend ihre Hand.

"Er hat uns gedroht, Harm", offen sieht sie ihn an. "Er würde erst mir etwas antun und dann dem Jungen."

"Ist er hier gewesen? Hat der Dich angefasst?", aufgebracht steht Harm auf und läuft durchs Zimmer. ´Wehe, Patrick Mitchell, wenn er Meg etwas getan hat!´

Meg schüttelt den Kopf.

"Ich hab ihn nie gesehen, aber ich weiß, dass er hier war. Die Briefe kamen nicht mit der Post und manchmal finde ich Sachen, die vorher nicht da gewesen sind..." Dann lächelt sie leicht.

"Patrick ist nicht dumm. Er weiß, dass ich beim Militär war, er würde mich nie offen angreifen."

"Gut." Etwas beruhigt, setzt er sich wieder.

Harm und Mac sehen sich an. ´Es würde nicht leicht sein, wenn Meg den Jungen behalten wollte...´

Mac drückt Meg Hand.

"Wir werden Ihnen helfen, Ihnen und Billy", sagt sie fest.

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Billys Zimmer


Vorsichtig öffnet Al die Tür der Imaging Chamber. Sam liegt ausgestreckt auf dem Bett, die Arme über seinem Gesicht verschränkt.

"Sam?"

"Komm rein, Al", sagt Sam ohne sein Hologramm anzusehen.

"Ist alles in Ordnung?"

"Bis auf die Tatsache, dass ich anfange zu zittern, wenn Harm das Wort an mich richtet, bin ich okay", resigniert setzt er sich auf und sieht Al an.

"Was ist los mit mir?"

"Mit Dir ist alles in Ordnung", langsam geht Al im Zimmer auf und ab," es sind Billys Gedanken und Erinnerungen, die Dir zu schaffen machen."

"Was kann ich dagegen tun?", will Sam wissen.

"Du musst Dir vor Augen halten, dass Du nicht Billy bist, dass Du ein erwachsener Mann bist, der sich selbst helfen kann..."

"Aber ich fühle mich wie ein KIND", wirft Sam ungeduldig ein. "Wie ein hilfloses kleines Kind."

"Hör auf, Sam", Als Stimme wird etwas lauter.

Ein zittern geht durch Sams Körper und er rückt automatisch bis in die hinterste Ecke des Zimmers zurück.

Erschrocken sieht Al ihn an. ´Noch nie hatte Sam Angst vor ihm gehabt.`

"Da siehst Du, was ich meine...", verzweifelt sieht Sam sein Hologramm.

"Billy?", erklingt plötzlich Megs Ruf.

Langsam geht Sam zur Tür, unabsichtlich darauf bedacht, nicht in Als Nähe zu kommen.

"Sam", sagt Al leise. "Es tut mir leid, Sam! Wirklich!" Mit diesen Worten öffnet Al die Imaging Chamber Tür und verschwindet.

Als Sam das Wohnzimmer betritt, sind alles Augen auf ihn gerichtet. Unschlüssig, was er tun soll, sieht er Meg an.

"Keine Angst, mein Schatz", sagt sie ruhig. "Harm und Sarah möchten Dir nur ein paar Fragen stellen...wir haben doch darüber gesprochen?" Aufmunternd sieht sie ihn an.

Sam nickt leicht.

"Billy...", beginnt Harm und bricht ab als er das erschrockene Gesicht des Kindes sieht.

"Billy", versucht es nun Mac.

Schnell wendet Sam seine Augen von Harm auf Mac. Als Harm das Wort an ihn richtete, brauch er sofort in Schweiß aus und die dröhnende Stimme von Billys Vater hallte in seinem Kopf wieder.

´Du nichtsnutziger kleiner Bastard!´

Langsam geht Sam auf Mac zu. Ihre großen braunen Augen sehen ihn beruhigend und wissend an. Sein Herzschlag normalisiert sich wieder und er setzt sich zu ihr.

"Harm?", Meg sieht ihn an und zeigt dann in Richtung Tür.

Zustimmend erhebt er sich und verlässt mit Meg das Haus.

"Es tut mir leid, Harm", sagt sie leise.

"Ist schon gut."

"Es liegt nicht an Dir", will sie ihn trösten. "Billy hat vor jedem Mann Angst...Du musst Geduld mit ihm haben."

Zusammen gehen sie schweigend durch die Dunkelheit. Jeder hängt seinen Gedanken nach...

"Sie ist nett", sagt Meg plötzlich.

Fragend sieht Harm sie an.

"Sarah."

Er nickt.

"Wie lange seit ihr schon Partner?"

"Seit Du mich verlassen hast", lächelnd sieht er seine ehemalige Partnerin an.

"Sag nicht, dass Du das bereust", ärgert sie ihn.

"Manchmal schon", ein leichtes Bedauern schwingt in seiner Stimme mit. "Wir hatten eine schöne Zeit."

"Ja, die hatten wir." Erinnerungen an ihre gemeinsamen Einsätze kommen hoch.

"Gefällt es Dir hier? Weg von der Navy?"

"Ich bin glücklich", antwortet Meg. "Ich hab es nicht bereut hierher zurück gekommen zu sein...und jetzt gibt es Billy."

"Es wird nicht leicht werden."

"Das weiß ich", Meg sieht ihn an. "Glaubst Du, dass er das alles eines Tages vergessen wird."

Harm denkt an die junge Frau, die jetzt in diesem Haus sitzt und die mit dem kleinen Jungen das gleiche Schicksal teilt.

Er schüttelt den Kopf.

"Nein", antwortet er traurig.

Etwas erschrocken sieht sie Harm an. In seinem Ton lag etwas entgültiges.

"Wie viel weiß sie?"

"Zu viel", ist alles, was er sagt.

Noch immer sieht sie ihn fragend an.

"Meg, ich möchte mit Dir nicht darüber sprechen..." er hält sie zurück als sie sich von ihm abwenden will. "Mac...ich meine Sarah...sie sollte es Dir selbst erzählen."

"Sie wurde...sie..."

Harm nickt.

"Es tut mir leid."

Harm nimmt ihre Hand.

"Sie hat es geschafft und Billy wird das auch", sagt er aufmunternd. "Alles was es braucht, ist Liebe."

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Wohnzimmer


Al beobachtet schweigend die beiden Personen auf der Couch. Um Sam nicht unnötig zu erschrecken, ist er in der Küche durch die Imaging Chamber gekommen.

"Bist Du gerne hier, Billy?", fragt Mac gerade.

Sam nickt.

"Würdest Du gerne für immer hier bleiben?"

Wieder nickt Sam stumm.

"Dein Dad, er..."

´Du nichtsnutziger kleiner Bastard!´

Erschrocken reißt Sam seine Augen auf. Sein Herzschlag beschleunigt sich, er bekommt kaum noch Luft.

"Billy?"

"Sam?" rufen Al und Mac gleichzeitig.

"Al?", suchend wendet Sam sich durch den Raum.

"Ich bin hier, Sam", sagt Al leise und kommt näher.

Hilfesuchend sieht Sam seinen Freund an.

"Al."

"Wer ist Al, Billy?", fragt Mac sanft.

Von ihren Worten abgelenkt, sieht er sie an.

"Mein Freund", sagt er leise und sieht nun wieder auf das Hologramm. ´Geh nicht weg! Lass mich nicht allein´, bittet er stumm.

Nickend rückt Al noch näher. Wie gerne würde er seinen Freund jetzt in den Arm nehmen, ihm Trost spenden...

"Billy?"

Sam Blick wandert zwischen Mac und Al hin und her.

"Sam, Du musst ihre Fragen beantworten", sagt Al eindringlich. "Nur so kann Billy bei Meg bleiben."

"Ich gehe nicht zurück", ruft Sam aus. "Nie wieder!"

Vorsichtig legt Mac eine Hand auf Sams Hand.

"Das musst Du auch nicht."

"Ich möchte bei Meg bleiben", sagt Sam und sieht sie an.

Mac nickt. ´Ich werde alles tun, um Dir diesen Wunsch zu erfüllen.´


Nachdem sie Sam zu Bett gebracht haben, sitzen Meg, Mac und Harm gemütlich im Wohnzimmer beisammen und unterhalten sich über bestandene Abenteuer.

"Kommt er Ihnen auch immer mit diesem ´Dress White" und "Gold Wings" Spruch, Sarah?", lachend sieht Meg Mac an.

Mac beginnt laut zu lachen und nickt.

"Das hör ich ständig."

"Aber hey", mischt Harm sich ein," es stimmt doch."

Lachend beobachtet er die beiden Frauen, die sich vielsagende Blicke zuwerfen.

"Er hat es mir gleich bei unserem ersten Fall unter die Nase gerieben...im U-Boot, weißt Du noch, Harm?"

"Das war noch bevor ich herausgefunden habe, dass Du Platzangst hast", lächelt er und denkt an die Szene zurück.

"Genau.", bestätigt Meg. "Du hast mich wütend gemacht, damit ich es vergesse."

"Es hat funktioniert." Entschuldigt er sich spöttisch.

"Das kann man wohl sagen." Harm und Meg grinsen sich an.

"Wie war das bei Ihnen, Sarah?", will Meg wissen.

"Ich hab ihm gleich gesagt, dass er damit bei mir nicht weit kommen würde", Mac lacht als Harm ihr sein berühmtes Fliegergrinsen zukommen lässt.

"Und DAS DA auch nicht", sagt Mac und deutet auf Harm.

"Er hats also bei Ihnen auch versucht?"

"Versucht?", plötzlich wird Mac ernst. ´War es möglich, dass Harm und Meg...das...´

"Oh nein, DAS hab ich damit nicht gemeint" wendet Meg schnell ein als sie Macs Gesichtsausdruck bemerkt. "Harm denkt nur, wenn er einen anlächelt, tut man alles für ihn. Stimmt doch, oder Harm?"

"Ich kann es wohl nicht länger leugnen", amüsiert schüttelt Harm seinen Kopf.

Etwas entspannter, lächelt auch Mac.

"So, damit die Damen noch weiter über mich herziehen können, werde ich jetzt schlafen gehen", kündigt Harm an und erhebt sich von der Couch. "Wo darf ich mein Lager aufschlagen, Meg?" Fragend sieht er sie an.

"Die Treppe rauf und dann links."

"Okay. Gute Nacht."

"Gute Nacht!", erwidern Meg und Mac.

Als Harm die Treppe rauf verschwunden ist, sehen sich die beiden Frauen nachdenklich an.

"Er mag Sie", sagt Mac leise. Warum das ein Ziehen in ihrer Magengegend verursacht, kann sie nicht erklären. Sie schimpft sich töricht, schließlich gehört Harm nicht ihr - leider.

Meg lächelt vor sich hin. Sie hatte den Blick in Macs Augen nicht übersehen. Irgendetwas ging da vor zwischen den beiden.

"Das war von Anfang an so...wo haben sie sich kennen gelernt?"

Mac denkt an die Szene ihrer ersten Begegnung zurück. Harm hatte sie wie einen Geist angesehen, was, wie sie später erfuhr auch keine Wunder war, da sie seiner Freundin Diane Schonk sehr ähnlich sah.

"Das war in Washington, im Rose Garden", antwortet Mac.

"Wie hat er auf sie reagiert", will Meg neugierig wissen.

Fragend sieht Mac sie an.

"Sie sehen Diane sehr ähnlich", erklärt sie.

"Sie kannten sie?"

Meg nickt.

"Er war am Boden zerstört als sie getötet wurde."

"Harm hat sehr schnell einsehen müssen, dass ich nicht Diane bin", Mac geht etwas auf Distanz.

"So hab ich das nicht gemeint, Sarah. Wirklich!", Meg greift nach ihrer Hand. "Ich kenne Harm, ihm liegt sehr viel an Ihnen und das liegt nicht daran, dass Sie IHR ähnlich sehen."

Dankbar sieht sie Meg an. Ihr war nicht bewusst, wie sehr sie diesen Satz hatte hören wollen.

"Sie sehen müde aus, Sie sollten auch schlafen gehen", beendet Meg das Gespräch.

"Ihr Zimmer liegt gleich neben Harm", erklärt sie. "Gehen Sie ruhig schon vor, ich sehe noch einmal nach den Pferden."

Ohne ein weiteres Wort erhebt sie sich und verlässt das Haus.

Gedankenverloren bleibt Mac auf der Couch sitzen.

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Billys Zimmer


Unruhig wälzt Sam sich in seinem Bett hin und her.

Wieder läuft durch er das Haus, voll mit Unrat und Müll. Doch diesmal geht er nicht auf die rufende Stimme seines Vater zu, sondern läuft von ihr fort.

´Komm sofort hierher, Du nichtsnutziger kleiner Bastard!´, dröhnt die Stimme Patrick Mitchells durchs Haus.

Sam rennt so schnell ihn seine kleinen Beine tragen, doch er ist nicht schnell genug. Als sich vor ihm die Gestalt seinen Vaters aufbaut, erwacht Sam schreiend.

"MMMMeeeegggggggggg...."

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Wohnzimmer

Von dem Ruf des Jungen aus ihren Gedanken gerissen, stürzt Mac die Treppe hinauf. Auf dem Absatz sieht sie Harm, der gerade aus seinem Zimmer kommt. Nur in Boxershorts sieht er Mac verstört an. Der Schrei hatte ihn aus dem Schlaf gerissen.

"Sie bleiben lieber hier, Harm", schlägt sie vor und geht in Billys Zimmer.

"Billy?", fragt sie leise in den Raum.

Nur ein leise Schluchzen ist zu hören.

"Billy? Ich bin es, Sarah", vorsichtig geht sie auf das Bett zu.

"Wo ist Meg?", will Sam wissen. Er ist noch immer durcheinander von dem wiederkehrenden Traum. Verzweifelt bemüht er sich, seine Gedanken zu ordnen und die Ängste des Kindes in ihm zurückzudrängen.

"Sie ist draußen", erklärt Mac. "Soll ich sie holen?"

"Sam!", erklingt plötzlich Als Stimme und Sam zuckt erschrocken zusammen. "Meg ist in Gefahr", aufgeregt schüttelt er das Handlink.

"Patrick ist auf der Ranch. Sam, Du musst...", Al bricht ab als Sam nicht reagiert. Große Augen sehen ihn ängstlich an.

"Er ist hier", flüstert Sam erschrocken.

"Nein!", beruhigt ihn Mac.

"Doch!", kommt Als Widerspruch.

"Wenn Du nichts tust, wird er Meg verletzten", sagt er eindringlich.

"Meg..."sagt Sam leise.

"Es geht Ihr gut", tröstet Mac ihn und streichelt ihm übers Haar.

"SAM! Tu endlich was", Al ist außer sich.

"MMMmeeeeeggggggg....", beginnt Sam zu schreien und kriecht unter die Decke.

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Pferdestall


Wie jeden Abend geht Meg ihre Runde und kontrolliert, ob alles an seinem Platz ist.

Gerade will sie den Stall verlassen als sie ein Geräusch hinter sich vernimmt. Ruckartig dreht sie sich um und kann gerade noch eine dunkle Gestalt erkennen als etwas schweres ihren Kopf trifft. Noch ehe sie auf dem Boden aufschlägt, hat sie des Bewusstsein verloren.

"Ich hab Dich gewarnt, Du Schlampe", ertönt Patrick Mitchells Stimme höhnisch.

Mit Befriedigung stellt er fest, wie sich schnell eine Blutlache bildet.

Leise lachend verlässt er den Stall und verschwindet in der Dunkelheit. Um die anderes würde er sich später kümmern.

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Billys Zimmer


Von Billy Schreien alarmiert betritt Harm das Zimmer.
Der Junge hat sich unter der Decke zusammengerollt und rührt sich nicht. Neben ihm auf dem Bett sitzt Mac und sieht ihn erschüttert an.

"Sam?", fragt Al leise. "Sam?" Zweifelnd sieht er auf die Gestalt seines Freundes. Langsam wischt er eine Träne von seinen Augen und verschwindet dann durch die Imaging Chamber. In diesem Zustand würde seine Anwesenheit Sam nur noch mehr verschrecken.

"Gehen Sie Meg holen, Harm", fordert Mac ihn auf. "Ich glaube nur Sie kann ihn jetzt beruhigen."

Schnellen Schrittes verlässt Harm das Zimmer, schlüpft schnell in seine Hosen und sein T-Shirt und verlässt das Haus.


"Meg?" Harm läuft durch die Dunkelheit.

"Meg?"

Da aus dem Stall Licht kommt, wendet er sich in diese Richtung.

Kaum hat Harm die Tür zum Stall geöffnet, fällt sein Blick auf die blutüberströmte Gestalt am Boden.

"Meg!" Harm geht neben ihr in die Knie und dreht sie langsam um. Ihre Augen sind geschlossen, Blut läuft über ihr Gesicht.

"Du Bastard", flüstert er drohend als er Meg auf die Arme nimmt und zum Haus läuft. ´Dafür wirst Du bezahlen und wenn es das letzte ist, was ich tue.´

"Mac!", ruft Harm als er das Haus betritt.

Von der Angst in seiner Stimme angezogen, lässt Mac Sam allein.


Bestürzt schlägt sie eine Hand vor den Mund als sie Harm mit seiner blutenden Last im Arm stehen sieht.

"Oh mein Gott..."

"Sie atmet noch...", Harms Stimme bricht.

Nickend stürzt Mac die Treppen hinunter.
Eilig verständigt sie die Ambulanz.

Noch immer steht Harm auf der Türschwelle.
Fassungsloses Entsetzen steht ihm ins Gesicht geschrieben.

"Harm", sanft delegiert Mac ihn zur Couch und nimmt ihm Meg ab.

"Dafür wird er büßen...", wiederholt Harm flüsternd.

Erschrocken über den tödlichen Ernst in seiner Stimme nimmt Mac seine Hand.

"Nicht jetzt, Harm", sanft drück sie seine Hand. "Sie wird es schaffen und dann denken wir daran, wie es weitergehen soll."

Harm nickt ohne Überzeugung. ´Wenn ich ihn in die Finger bekomme, ist er Tod...Tod...Tod...´ Seine Gedanken werden vom ankommenden Krankenwagen unterbrochen.

"Fahren Sie mir Ihr, Harm. Ich komme mit Billy so schnell wie möglich nach."

Als der Krankenwagen mit eingeschalteter Sirene abfährt, wendet Mac sich zur Treppe. Überrascht zuckt sie zusammen als sie Sam dort stehen sieht.

"Es ist meine Schuld", sagt er leise. "Meine Schuld."

"Oh nicht doch", widerspricht Mac und eilt auf ihn zu. "Du konntest nichts dafür."

"Alles meine Schuld", Sam ist außer sich. Wie hatte er zulassen können, dass seine Angst ihm im Wege stand, das seinetwegen ein Mensch verletzt wurde.

Hilflos sieht er Mac an.

"Es tut mir leid."

"Es geht ihr bald wieder gut", tröstet Mac. "Komm, wir fahren ins Krankenhaus."

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Krankenhaus


Harm sitzt an Megs Bett und hält ihre Hand als hinter ihm die Tür leise geöffnet wird. Er dreht sich nicht um, instinktiv weiß er, dass Mac und Billy gekommen sind.

"Meg?", flüstert er und beugt sich zu ihr. "Wir sind alle hier. Du musst Dich ausruhen. Es wird alles gut."

Fragend sieht er nun doch zu Mac.

Langsam geht sie mit Sam an der Hand auf ihn zu.

"Wie geht es ihr?"

"Die nächsten Stunden sind kritisch", sagt er und sieht dann auf Sam. "Vielleicht erzählst Du ihr etwas, Billy. Sie würde sicher gern Deine Stimme hören."

Zum ersten Mal seit Sam Harm getroffen hat, lösen seine Wort an ihn kein Angst aus. Seine Hand ruht noch immer ruhig in Macs.

Nickend geht Sam zum Bett.
Leicht berührt seine Hand Megs Gesicht. Ihr ganzer Kopf ist mit Verbänden bedeckt, nur ihre geschlossenen Augen sind zu sehen.

"Es tut mir leid", flüstert er. "So leid..." Leise laufen Tränen seine Wangen hinunter. Diesmal nicht ausgelöst durch die Angst des kleinen Jungen in ihm, sondern durch die Scham seines Versagens. Weil er nichts getan hatte, lag Meg jetzt hier.

"Nein, Billy", sagen Harm und Mac gleichzeitig.

Fragend sieht Harm Mac an als er sanft eine Hand auf die Schulter des Jungen legt.

Nichts.

Durch die Reaktion Sams ermutigt, drückt Harm etwas fester zu und dreht ihn zu sich.

"Billy, es ist nicht Deine Schuld", sagt er ernst. "Sie wird wieder gesund, sie ist stark und sie freut sich auf ein Leben mit Dir."

Einen Augenblick lässt Sam die Worte auf sich wirken und schließt Harm dann in seine Arme.

Überrascht sieht Harm Mac an, die lächelnd an der anderen Seite des Bettes steht und erwidert dann die Umarmung.

"Wir lassen Dich jetzt einen Augenblick mit Meg allein, Partner", Harm und Mac wenden sich zur Tür.

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Vor Megs Zimmer


"Wie steht es wirklich um sie, Harm", will Mac wissen als die Tür hinter ihnen ins Schloss fällt.

Harms sonst immer lächelnde Augen sehen sie traurig an, verzweifelt schüttelt er seinen Kopf.

"Ich weiß es nicht, Mac, ich weiß es nicht." Er fährt sich mit dem Handrücken über die Augen.

"Sie hat mich um Hilfe gebeten und jetzt schwebt sie in Lebensgefahr...Mac, ich hätte besser...hätte besser auf sie aufpassen müssen...", seine Stimme bricht und in seinen Augen schimmern Tränen.

Ohne ein Wort nimmt Mac ihn in den Arm.

"Ich werde es mir nie verzeihen, wenn sie nicht durchkommt."

"Harm, so dürfen sie nicht denken", widerspricht Mac. "Wie sie gesagt haben, Meg hat ein Leben auf das sie sich freut. Sie wird nicht aufgeben."

Langsam hebt Harm seine Kopf und sieht seiner Partnerin in die Augen. Seine Hand legt sich auf ihre Wange.

"Was würde ich nur ohne Sie tun?!"

Mac ist sich seiner Berührung viel zu bewusst, bringt es aber nicht über sich, seine Hand abzustreifen. Stattdessen legt sie ihre Hand über seine und drückt sie sanft.

"Dafür sind Freunde schließlich da."

Harm nickt und küsst leicht ihre Stirn.

"Danke Mac!"

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Megs Zimmer


Als Al durch die Imaging Chamber auftaucht, sitzt sein Freund an Megs Bett und hält ihre Hand.

Leise flüstert er mit ihr.

"Was erzählst Du ihr da?", fragt Al bevor ihm bewusst wird, dass Sam seine Anwesenheit nicht bemerkt hat und sicher zu Tode erschrocken sein würde.

"Geschichten von Dir", antwortet Sam und sieht sein Hologramm lächelnd an.

Verwundert sieht Al ihn an.

"Kein Zusammenzucken, kein..."

"Nein!", Sam schüttelt seinen Kopf. "Es ist alles weg, alle Erinnerungen Billys sind einfach verschwunden als ich durch diese Tür gekommen bin.", sagt er und deutet zur Tür.

"Das ist gut, Sam", Al atmet erleichtert aus. "Du hast keine Vorstellung davon, was ich für Ängste um Dich ausgestanden habe."

"Und ich erst", lächelt Sam. "Wird sie es schaffen?" Traurig sieht er auf die reglose Gestalt im Bett.

"Ziggy sagt, dass sie morgen erwachen wird", liest Al vom Handlink ab. "Es war nicht Deine Schuld, Sam", sagt er als er das Bedauern in Sams Augen sieht.

Ohne auf Als Einwand zu achten.

"Wird sie wieder völlig genesen?"

"Ja."

Langsam beugt Sam sich über Meg und drückt ihr einen leichten Kuss auf den Verband. Dann wendet er sich wieder Al zu.

"Wie geht es weiter Al?"

Das Hologramm drückt fieberhaft einige Tasten auf dem Handlink und schüttelt er immer wieder hin und her.

"Was ist los, AL?"

"Ach...Ziggy hat keine weiteren Informationen", frustriert schüttelt er das Handlink. "Sie sagt nur, dass Meg wieder gesund wird und das wars..."

"Das wars? Aber..."

"Ich weiß, Sam, ich weiß", unterbricht ihn Al. "Mehr Informationen haben wir leider nicht." Bedauernd sieht er ihn an.

Als die Tür hinter ihnen geöffnet wird und Harm und Mac eintreten, wendet Al sich an Sam.

"Du solltest auf die beiden gut aufpassen", und verschwindet dann.

"Al!", ruft Sam ihm noch hinterher.

"Al?", fragen Harm und Mac gleichzeitig.

Sam lächelt die beiden entschuldigend an.

"Mac," wendet Harm sich an sie," Sie sollten mit Billy zur Ranch zurück fahren. Es ist schon spät."

Zustimmend nickt Mac und greift nach Sams Hand.

"Ich möchte aber hier bleiben."

"Billy", langsam geht Harm vor ihm in die Knie. "Ich werde hier bei Meg bleiben und auf sie acht geben und Du, Du passt für mich auf Mac auf, okay Partner?"

Widerwillig nickt Sam und lässt sich von Mac zur Tür ziehen.

"Pass gut auf den Major auf, Billy", ruft Harm noch einmal und lächelt Mac an.

"Er ist ein toller Junge, Meg", sagt Harm als die beiden den Raum verlassen haben. Er nimmt ihre Hand in seine und drückt sein Gesicht in ihre Handfläche.

"Ich werde alles tun, damit er bei Dir bleiben kann", verspricht er.

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Ranch
Billys Zimmer


Kaum ist Sam auf der Ranch angekommen, zieht Mac ihm auch schon die Bettdecke bis zum Hals.

"Es ist wirklich spät, Billy. Schlaf jetzt!", sagt Mac und will sich vom Bett erheben.

"Wo gehst Du hin", fragt er.

"Ich werde mich draußen noch einmal umsehen und dann auch zu Bett gehen."

"Ich komme mit", Sam schlägt die Decke zurück und will aus dem Bett springen.

"Nichts da", wendet Mac ein und hält ihn zurück. "Kleine Jungen wie Du sollten schon längst schlafen." Lächelnd streicht sie ihm übers Haar.

"Aber Harm hat..." will er widersprechen.

"Ich weiß, was Harm gesagt hat", Macs Lächeln wird breiter. ´Es war wirklich nett von ihm, sie in die Obhut des Jungen zu geben.´ "Aber ich bin ein Marine und die können selbst auf sich auspassen", beendet sie sanft ihren Satz und drückt Sam zurück ins Bett. "Ich bin gleich wieder hier, versprochen."

Mit diesen Worten verlässt sie das Zimmer.

Sam ist schon mit einem Bein aus dem Bett als Al plötzlich neben ihm auftaucht.

"Al!"

"Beeil Dich, Sam", drängt er. "Patrick schleicht schon wieder über die Ranch."

´Du nichtsnutziger kleiner Bastard!´, hallt es erneut durch Sams Kopf doch diesmal wie aus weiter ferne. Nur ein kleines Schaudern läuft Sam über den Rücken als er aus dem Haus stürmt.


Vorsichtig sieht Mac sich im Pferdestall um. Wie es scheint, ist alles an seinem Platz, aber woher soll ich das wissen, fragt sie sich lächelnd.

Als sie die Tür des Stalls schließt, spürt sie plötzlich einen Gegenstand im Rücken.

"Na, wen haben wir denn da", fragt die höhnische Stimme eines Mannes.

Mac rührt sich nicht.

"Wo ist der Bengel?", zischt er ihr drohend ins Ohr.

"Er ist nicht hier", sagt Mac ruhig.

"Zum Haus", fordert Patrick Mitchell und dirigiert sie in die Richtung des Gebäudes.

"Ich sagte doch, dass Billy nicht hier ist", widerspricht Mac, ihre Stimme zittert leicht.

"Dann haben Sie ja nichts dagegen, wenn wir nachsehen", etwas fester drückt sich der Lauf des Gewehrs in ihren Rücken.


Sam steht reglos hinter einem Baum, hundert Meter von Mac und Patrick Mitchell entfernt. Er zittert, aber nicht vor Kälte. Kaum hatte er die Stimme aus seinem Traum vernommen, ist die Angst zurückgekehrt. Wie gelähmt, sieht er Mac und "seinen" Vater das Haus betreten.

"Sam, warum stehst Du hier rum?", aufgeregt springt Al ihm ihn herum. "Sam!"

"Ich kann mich nicht bewegen", Sams Stimme ist kaum zu hören.

"WAS?"

"Ich kann nicht...kann nicht...", seine Zähne schlagen klappernd gegeneinander.

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Im Haus


Mac atmet erleichtert auf als sie Billys Zimmer betreten und es leer ist.

"WO ist er?", brüllt Patrick nun und richtet das Gewehr auf Macs Gesicht.

"Ich habe Ihnen doch gesagt, dass er nicht hier ist", ihre Stimme ist ruhig und gefasst.

"Rufen Sie ihn!", fordert Patrick.

Mac schüttelt ihren Kopf.

"Sie sollen ihn rufen!", drohend hält er die Waffe auf sie gerichtet, den Finger am Abzug.

"BILLY!", schreit er plötzlich los. "Komm sofort hierher Du nichtsnutziger kleiner Bastard!"

Mac zuckt zusammen. Solche und ähnliche Worte hatte ihr Vater auch gegen sie verwendet.

Zufrieden sieht Patrick, wie Mac zusammenzuckt.

"Wir haben doch nicht etwa Angst", fragt er höhnisch.

Mac erstarrt. Nie wieder würde sie Drohungen ohne Gegenwehr hinnehmen, aber was sollte sie tun?

"Sie kommen mit", Patrick führt sie aus dem Haus. "Ich denke ihr Freund ist sicher zu einem Handel bereit."

Er drängt Mac zu den Pferden, lässt sie aufsteigen und springt hinter ihr in den Sattel.

"Siehst Du das Billy", dröhnt sein Stimme. "Das passiert, wenn Du mir nicht gehorchst", schreit er und schlägt Mac mit dem Gewehrkolben über den Kopf.

Sam beginnt in seinem Versteck zu Wimmern.

"Nein, nein, nein...", er wiegt sich hin und her als Patrick davon galoppiert.

"Sam! Sam, bitte tu etwas", Als Stimme spricht flehend in sein Ohr. "Komm schon, Sam. Er ist weg, Du musst Harm holen."

´Harm´, schießt es Sam durch den Kopf. ´Ich sollte auf sie aufpassen.´ Tränen laufen seine Wangen hinunter.

"Sam. Ruf Harm an, BITTE!"

Es dauert noch über eine Stunde bis Als Stimme zu Sam vordringt und er endlich den Telefonhörer ergreift.

<Rabb!>, erklingt Harms Stimme am anderen Ende der Leitung.

<Hallo?>

<Hallo!>, Harm will den Hörer schon auflegen als er ein leises Schluchzen am anderen Ende hört.

<Billy?>, fragt er.

"Harm", Sams Stimme ist kaum zu verstehen.

<Billy? Ist alles in Ordnung mit Dir?> Unruhe macht sich in ihm breit. ´Wo ist Mac?´

"Harm? Es tut mir leid...ich hab nicht aufgepasst...ich konnte nicht...nicht", Sam bricht ab.

<Was ist passiert?>, Harm ist aufgesprungen, in seinem Magen bildet sich ein Knoten.

"Er hat Mac mitgenommen."

´Mac?´ Alles in Harm beginnt zu schreien. ´Nein! Nicht auch noch Mac! Oh Gott, nicht Mac!´

<Geht es Dir gut, Billy?>, er zwingt sich seine Stimme ruhig klingen zu lassen.

Sam nickt mit dem Kopf.

"Ja."

<Ich bin gleich bei Dir. Versteck Dich irgendwo und warte auf mich!>, fordert er Sam auf und legt den Hörer auf.

Ohne weiter zu überlegen, stürm Harm aus dem Krankenhaus.
Mit Vollgas fährt in der Richtung der Ranch.

´Bitte! Bitte, lass es ihr gut gehen´, fleht er als er die Einfahrt zur Ranch nimmt.

Mit quietschenden Reifen kommt der Wagen vor dem Haus zum stehen.

"Billy?", ruft er. "Billy! Ich bin es, Harm!"

"Harm?", kommt Sams Stimme von einem Baum ganz in seiner Nähe.

Fast muss Harm lachen als das Kind behände vom Baum klettert.

"Harm", erleichtert wirft Sam sich in seine Arme. "Es tut mir leid. Ich sollte auf Sarah aufpassen...ich..."

"Wir finden sie", unterbricht ihn Harm mit mehr Überzeugung als er wirklich fühlt. ´Wenn Du ihr auch nur ein Haar krümmst, kann niemand Dich mehr retten, Patrick Mitchell´, schreit Harm stumm während der den Jungen in den Armen hält.

"Weißt Du, wo er mit Sarah hin ist?", fragt Harm und sieht Sam bittend an.

"Ja!", Als Stimme erklingt. "Sag ihm, dass Du es weißt und ihn hinführen kannst."

Sam schüttelt seine Kopf. Auf keine Fall wollte er "seinem" Vater noch einmal begegnen.

"Bitte Billy, es ist wichtig!", Verzweiflung schwingt in Harms Stimme.

"Sag es ihm, Sam. Sag ihm, dass Du ihn führen kannst."

"Billy?"

"Sam, ich weiß, dass Du das kannst", eindringlich spricht Al auf seinen Freund ein. "Vertrau mir! Dir wird nichts passieren!"

Ein Ruck geht durch Sams Körper, er strafft seine Schultern und sieht Harm an.

"Ich werde Dich hinbringen!"

"Gut so, Sam!", sagt Al stolz.

Vom plötzlichen Mut des Jungen überrascht, kann Harm kein Wort sagen als Sam für sich und ihn ein Pferd sattelt.

"Wir müssen zwei Meilen nach Norden...", wiederholt Sam gerade Als Worte als Harm seine Stimme wiederfindet.

"Beschreib mir den Weg ganz genau und dann rufst Du den Sheriff. Ihr könnt mir dann folgen.", sagt Harm.

"Ich komme mit Dir", sagt Sam ernst.

"Billy...", will Harm beginnen.

"Ich sollte auf Sarah aufpassen. Es ist meine Schuld und ich mache es wieder gut", seine Stimme duldet keinen Widerspruch.

Sam galoppiert los, einen sprachlosen Harm im Schlepptau.

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Blockhütte


Mac kommt mit Kopfschmerzen zu sich, die sie glauben lassen, dass ihr Kopf gleich von den Schultern fällt.

´Was..?´, überlegt sie als ihr einfällt, was auf der Ranch passiert ist. `Billy!´

Sie sieht sich um. Außer ihr ist niemand in der Hütte. Überall liegt Müll herum, der Geruch von Alkohol liegt in der Luft. Alles erscheint ihr vertraut und für einen kurzen Augenblick verspürt sie die Angst eines Kindes, das sie einst gewesen ist. Sie will etwas sagen, doch ein Knebel in ihrem Mund lässt das nicht zu.

"Aufgewacht?" Die Tür öffnet sich und ein Mann tritt ein. Ein alles durchdringender Geruch von Alkohol geht von ihm aus.

´Patrick Mitchell, Billys Vater!´

"Bin gespannt, wie lange ihr Freund warten wird", höhnisch lächelt er sie an und kontrolliert ihre Fesseln.

"Wir wollen doch kein Risiko eingehen, oder?", kräftig zerrt er an ihren Handgelenken.

Schmerzhaft zuckt Mac zusammen.

Sie wirft ihm wütende Blicke zu.

"Ganz ruhig, junge Lady!", fordert Patrick sie auf als er den drohenden Blick sieht. "Du willst mir doch keine Schwierigkeiten machen, oder?" Er richtet sich vor ihr auf. "Das würde ich mir an Deiner Stelle überlegen."

Mac kann sich nicht dazu bewegen, wegzusehen, ihre Augen bohren sich fest in seine.

"Ich hab Dich gewarnt", zischt er und schlägt ihr mit der flachen Hand ins Gesicht.

Macs Kopf knallte nach hinten, aus ihrer Nase strömt Blut, doch noch immer hält sie seinem Blick stand.

Patrick ist etwas verunsichert. Niemand hatte es seit langer Zeit gewagt, ihn so anzustarren.



Sam und Harm sind schon seit Stunden unterwegs. Bei ihren Aufbruch ist es noch Dunkel gewesen, doch jetzt zeichnet sich am Horizont bereits die aufgehende Sonne ab.

Beide sprechen kein Wort miteinander. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach, nur ein Gebet haben sie gemeinsam.

`Bitte, lass uns noch rechtzeitig da sein!´

"Wie weit ist es noch", fragt Harm.

Aufmerksam sieht er den Jungen neben sich an. ´5 Jahre´, überlegt er. ´Gerade mal 5 Jahre alt und schon so tapfer´, für einen kleinen Augenblick vergisst er die Sorge um Mac und Meg und ist von Stolz erfüllt.

"Es ist nicht mehr weit", antwortet Al und Sam wiederholt seine Worte für Harm.

"Billy", sanft fordert er Sams Aufmerksamkeit. "Wenn wir Sarah finden, möchte ich, dass Du Dich versteckst und das Du nicht herauskommst, egal, was auch passiert." Eindringlich sieht er ihn an. "Versprochen?"

"Wir sind da", antwortet Sam stattdessen und deutet auf ein Blockhaus am Horizont.


Langsam nähern sich Harm und Sam der Blockhütte.
Eigentlich hatte Harm den Jungen bei den Pferden zurücklassen wollen, doch er war auf erbittertem Widerstand gestoßen.

"Ich werde mit Deinem...mit Patrick sprechen", sagt Harm. "Und Du bleibst schön hier."

Bestätigend nickt Sam als Harm auf die Blockhütte zugeht.

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Blockhütte


Ein zufriedenes Glucksen steigt in Patricks Kehle auf als er die großgewachsene Gestalt Harmon Rabb Jr.´s auf die Hütte zukommen sieht.

"Ihr Freund hat es aber eilig, sie wiederzukriegen", wendet er sich an Mac.

`Harm?´, ihre Augen leuchten.

Er nimmt das Gewehr zur Hand und tritt vor die Tür.

"Wo ist der Bengel?"

"Wo ist Mac?"

Beide Männer stehen sich gegenüber.

"Wo ist Mac", wiederholt Harm.

"Ich schlage Ihnen einen Tausch vor", langsam richtet Patrick seine Waffe auf Harm. "Sie kriegen die Frau und ich den Jungen."


Sam beobachtet aus einiger Entfernung das Geschehen. Beide Männer stehen sich drohend gegenüber.

"Sam", Al erscheint neben ihm. "Ziggy sagt, dass Patrick Harm erschießen wird. Du musst etwas tun!"

Ganz langsam und vorsichtig nähert Sam sich der Blockhütte aus der anderen Richtung, fern vom Blickfeld "seines" Vaters.

Je näher er seinem Ziel kommt, desto lauter dringen die Stimmen an sein Ohr.

"Ich WILL meinen Sohn", schreit Patrick gerade und fuchtelt mit der Waffe.

"Sie haben jedes Recht an Billy verloren", erwidert Harm ruhig.

"Sie Bastard, was bilden Sie sich eigentlich ein", Patrick ist außer sich.


´Bastard...Bastard...Bastard...´, schallt es in Sams Ohren.
Er hält in seinen Bewegungen inne.

"Sam? Sam, was ist los?", die Angst eines kleinen Jungen ist in Sams Gesicht zurückgekehrt.

"Sam!", bittet Al. "Denk an Meg im Krankenhaus, denk an Sarah dort in der Blockhütte...er hat sie geschlagen. Ihre Nase blutet...Sam!"

´Geschlagen? Er hat sie geschlagen?´

Wütend wischt Sam sich über sein Gesicht, verschwunden ist die Angst, einzig und allein sein Wut treibt ihn vorwärts.


"Lassen Sie Mac gehen. Machen Sie es nicht noch schlimmer!", fordert Harm ruhig als er aus seinem Augenwinkel eine Bewegung wahrnimmt.

Er blinzelt erschrocken, hat sich dann aber schnell wieder unter Kontrolle.


Mit leisen Schritten nähert Sam sich Patrick von hinten. Er hält einen Ast in der Hand.


Noch immer wedelt Patrick drohend mit dem Gewehr als ihn ein Schlag in den Rücken niederstreckt. Die Waffe entgleitet seiner Hand, voller Entsetzen sieht er in das wutverzerrte Gesicht seines Sohnes, der drohend über ihm steht.

"Nicht, Sam!", schreit Al als Sam den Ast zum erneuten Schlag gegen den Mann am Boden hebt.

"Billy!", ruft nun auch Harm und geht auf ihn zu. "Lass den Ast fallen.", fordert er leise.

"Aber er hat...er hat... Meg und Sarah...", energisch schüttelt er seinen Kopf.

"Billy", Harms Stimme ist noch immer ruhig während Patrick vor Entsetzen wie gelähmt ist. "Wenn Du jetzt zuschlägst, bist Du nicht anders als er." Ernst sieht er ihm in die Augen. "Er ist hilflos, er kann Dir jetzt nichts mehr tun."

Langsam lässt Sam den Ast sinken, sein Herz schlägt wie wild in seiner Brust.

"Gut so, Sam!" auch Al atmet erleichtert aus.

Schnell bindet Harm mit einem Seil Patricks Hände zusammen und stürzt dann gefolgt von Sam in die Blockhütte.

Am Boden in einer Ecke der Hütte liegt Mac geknebelt und gefesselt und sieht sie mit weit aufgerissenen Augen an.

Mit zwei Schritten ist Harm bei ihr und drückt sie an sich während er den Knebel und die Handfesseln löst.

Erleichtert schlingt Mac die Arme um Harm, Tränen der Erleichterung mischen sich mit dem getrockneten Blut auf ihrem Gesicht.

"Harm!" Schluchzt sie an seiner Schulter.

Harm steht ebenfalls das Wasser in den Augen als er sie an sich drückt.

"Geht es Dir gut, Mac?" Sanft tastet er ihr Gesicht ab.

Mac nickt während ihre Hände seine Tränen wegwischen.

"Jetzt schon", es gelingt ihr ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern.

Erneut drückt Harm sie an sich.

"Ich hätte mir nie verziehen, wenn Dir etwas passiert wäre", etwas hilflos sieht er sie. Ihr Gesicht ist völlig verschmiert von den Tränen und ihrem Blut, doch in seinen Augen würde sie immer seine wunderschöne Partnerin sein.

Seine Hände streichen über ihr Gesicht und sein Lippen nähern sich ihrer Stirn als Mac sein Gesicht zwischen ihre Hände nimmt und ihn auf den Mund küsst. Harm ist überrascht und erfreut zugleich. Erst ganz sanft, dann mit mehr Leidenschaft erwidert er ihren Kuss.

Als sie sich atemlos voneinander trennen, erblickt Mac über Harms Schulter Sam.

"Billy!", ruft sie und streckt eine Hand nach ihm aus.

Sie zieht ihn an sich und schließt ihre beiden Retter erneut in die Arme.

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Krankenhaus
Stunden später


Sam sitzt vor Megs Zimmer.

"Warum bin ich noch hier?", fragt er sein Hologramm.

Al zuckt mit den Schultern als Harm und Mac auftauchen.

"Genieß es einfach", ist Als Rat als er durch die Imaging Chamber verschwindet.

Harm und Mac halten sich an den Händen, nehmen aber Sam in ihre Mitte als sie Megs Krankenzimmer betreten.

"Na, sieh mal einer an, wer wach ist", erklingt Harms freudige Stimme als Meg sich regt.

Als sie ihre Augen langsam öffnet, fällt ihr Blick auf die lächelnden drei vor hier.

"Hey, er gehört mir", sagt sie spielerisch und deutet auf Sam. "Sucht Euch selbst solch einen kleinen Jungen..."

Die Antwort von Harm und Mac hört Sam nicht mehr. Das vertraute Gefühl des nahenden Abschieds breitet sich in ihm aus und er springt...