Disclaimer: Die Figuren Sam Beckett, Al Calavicchi sowie Harmon Rabb und Sarah McKenzie gehören nicht mir
sondern entstammen der Feder von Donald P. Bellisario. Damit gehören alle Recht ihm und Universal sowie CBS - ich entschuldige mich für den erneuten Missbrauch der Charaktere :).
Rating: PG-7, Romance H/M
Spoiler: Vor Mirror Image und bei JAG nach...
Summary: Es besteht KEINE Verbindung zu den anderen Geschichten!
Sam springt an den Tatort eines Mordes. Als Hauptverdächtiger Ryan Campbell wird er festgenommen. Mac, die noch immer in Daltons Kanzlei arbeitet, übernimmt seinen Fall. Da sie aber keinerlei Unterstützung vor der Kanzlei bekommt, wendet sie sich an Harm... Die Fall wird schwierig als Sam den Kontakt zu Al verliert und den beiden Anwälten keine Informationen geben kann...
Notes: Vielen Dank an Sandra G., die die Geschichte vorab schon mal gelesen hat und an Kristina, die trotz der über sie hereinbrechenden Übelkeit, wenn sie JAG-Stories lesen muss, zu mir hält:).
Feedback: Ich würde gern hören, was ihr zu sagen habt! Mailt eure Meinung an Sam80853@aol.com


Vertrauen
von Sam80853


Wir immer wurden Sam´s Sprünge durch die Zeit von einem Gefühl der Sicherheit begleitet. Nichts und niemand kann ihm hier etwas anhaben. Schwerelos fliegt er dahin mit der Hoffnung diesmal an einem Ort namens Stallions Gate, New Mexico im Jahre 2000 zu landen....
Während Sam noch versucht sich an all die Dinge, die ihn dort erwarten würden, zu erinnern, geht sein Flug in einen Sturz über. Mit einem erschrockenen Schrei öffnet Sam die Augen.

Kräftige Händen greifen nach ihm, drücken ihn gewaltsam an die Wand.

"So, mein Freundchen, ganz ruhig jetzt", erklingt eine drohende Stimme nahe an seinem Ohr.

Sam´s Hände werden hinter seinem Rücken in Handschellen gelegt, ruckartig wird er herum gedreht.

Ein Blick durch den Raum lässt Sam schwindeln. Keine 2 Meter von ihm entfernt, liegt eine blutüberströmte Leiche. Er konnte nicht mal sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war.

"Sieh ihn Dir genau an", herrscht ihn ein uniformierter Polizist an, greift ihm ins Gesicht und hindert Sam seinen Blick von der Leiche abzuwenden.

Fassungslosigkeit, sowohl über die grausam zugerichtete Leiche als auch die Brutalität der Polizisten zeichnet sich auf Sam´s Gesicht ab. ´Was ist hier passiert? Was habe ich damit zu tun?´, hallen die Fragen in seinem Kopf wider.

"Ich war es nicht", flüstert Sam kopfschüttelnd.

Noch ehe Sam weitersprechen kann, schickt ihn ein harter Faustschlag in den Magen zu Boden.

"Kein Wort von Dir", brüllt ein Polizist, zerrt ihn auf die Füße und stößt ihn vor sich her ins Freie.

"Oh Boy", seufzt Sam als er wieder etwas Luft bekommt.

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Washington D.C.

Im Polizeirevier werden Sam´s Fingerabdrücke genommen, ein Foto gemacht und jede Menge Fragen gestellt, auf die Sam keine Antwort weiß.

"Für´s Protokoll: Wie ist Ihr Name?", fragt ein Polizist, dessen Name laut Abzeichen Lt. Harrison ist.

´Al?´, ruft Sam still. ´Wo bleibst Du? Ich brauche Dich!´ Verunsichert sieht Sam sich um. Er war noch nie zu einer Vernehmung auf einem Polizeirevier gewesen. ´Wer war der Tote? Hatte er ihn gekannt? Hatte er ihn umgebracht?´ Bei diesem Gedanken kommen noch einmal die Bilder der Leiche in sein Bewusstsein. `Nein, niemand konnte so grausam sein´, sagt er sich´, aber jemand hatte es getan...´

"Ihr Name", fordert Lt. Harrison erneut.

Sam schüttelt seinen Kopf.

"Ich bin es nicht gewesen", ist alles, was er sagen kann.

Ruckartig erhebt Lt. Harrison sich von seinem Platz gegenüber und greift nach Sam.

"Ich will Deinen Namen", zischt er und zieht ihn zu sich heran, "alles andere kannst Du Deiner Großmutter erzählen!"

"Warum hören Sie mir nicht einen Moment zu?", bittet Sam. "Ich bin es nicht gewesen."

"Du willst es nicht gewesen sein?", spuckt der Polizist ihm förmlich ins Gesicht. "Sieh Dich an!", fordert er Sam auf.

Erst jetzt wird Sam klar, dass er gar nicht wusste, wie er überhaupt aussah. Bisher hatte er für eine genaue Betrachtung noch keine Zeit gehabt.

Als Sam an sich heruntersieht, werden seine Augen groß. Überall war Blut. An seinem Hemd, seiner Hose, seinen Schuhen - überall.

Abwehrend schüttelt er den Kopf. ´Nein´, er sieht den Polizisten erschrocken an.

"Nun bereit eine Aussage zu machen?", fragt Lt. Harrison spöttisch.

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Stallions Gate
New Mexico

Aufgeregt läuft Al mit dem Handlink in der Hand durch den Controll Room.

"Was ist los? Gooshie, warum kann Ziggy mich nicht auf Sam ausrichten?", wendet er sich an den Hauptprogrammierer.

"Ich weiß es nicht, Admiral", schüttelt der rothaarige Mann verzweifelt seinen Kopf.

"Ziggy!", herrscht Al in den Raum.

"Ja, Admiral!", erklingt eine weibliche Stimme.

"Bringt mich sofort zu Sam!", fordert Al.

"Tut mir leid, Admiral", die Stimme scheint gelangweilt, "Dr. Beckett scheint zu aufgeregt als das ich eine genaue Peilung vornehmen könnte."

Wutschnaubend läuft Al aus dem Raum. ´Sam, beruhige Dich´, fordert er still. ´Ich komme sofort!´

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Washington D.C.

Sam ist allein in seiner Zelle.
Nachdem Lt. Harrison eingesehen hatte, dass er keine Aussage machen würde, hatte er ihn wegbringen lassen.

Nach den Gesprächen, die Sam auf dem Flur des Reviers mitbekommen hatte, war der Mord in aller Munde. Der Tote war ein gewisser David Johnston gewesen, er war mit über 50 Stichen getötet worden.
Die Brutalität des Mörders war selbst für hartgesottene Polizisten fast zuviel gewesen...

Verzweifelt ringt Sam mit seinen Händen. ´Al! Al?´, ruft er still in den Raum.
Was hielt seinen Freund nur davon ab, zu ihm zu kommen? War etwas passiert und sie konnten keinen Kontakt mit ihm aufnehmen?

Erschöpft sinkt Sam auf die Pritsche. Innerhalb von Sekunden ist er eingeschlafen.

Er befindet sich in einem dunklen Zimmer, eine Waffe in seiner Hand. Bedrückende Stille umgibt ihn als er einen Schuss hört. Ohne zu überlegen stürmt Sam in den nächsten Raum. Auch hier herrscht Dunkelheit. Langsam bewegt er sich vorwärts als er gegen etwas auf dem Boden stößt.
Direkt zu seinen Füßen liegt die blutüberströmte Leiche eine Frau.......

"Sam?", erklingt Al´s Stimme flüsternd.

Sein Freund liegt zusammengerollt auf einer Pritsche und gibt stöhnende Laute des Schmerzes von sich.

"Sam", versucht Al es etwas lauter. ´Warum kann ich ihn nur nicht wachrütteln?´

Die toten Augen der Frau starren Sam an als ein Ruf ihn weckt. Erschrocken fährt er hoch und sieht in das besorgte Gesicht seines Hologramms.

"Al", erleichtert atmet Sam aus.

"Sam, was ist los?", hört er Al aufgeregt fragen.

"Ein Alptraum", Sam wischt sich über die Augen.

"Alptraum?", erwidert Al misstrauisch.

"Ich war in einem großen Haus....ich hatte eine Waffe und....und da war diese tote Frau....", fragend sieht Sam zu seinem Freund auf. "Es war furchtbar, Al."

"Janice DeCaro", flüstert Al.

"Wer?"

"Janice DeCaro. Du hast damals ihre Leiche gefunden, Sam", erklärt er. "Erinnerst Du Dich? Du warst Lieutenant Jack Stone."

Sam schüttelt seinen Kopf.

"Nein, ich sehe nur das Bild dieser toten Frau", sagt Sam leise.

"Die Erinnerungen müssen durch den Anblick der Leiche heute wieder hochgekommen sein", grübelt Al.

Plötzlich wird Sam klar, warum er eigentlich hier ist und das er schon seit Ewigkeiten auf seinen Freund gewartet hatte.

"Was ist hier passiert, Al? Was hat Dich so lange aufgehalten? Wer bin ich?"

Al tippt einige Tasten auf dem Handlink.

"Ziggy konnte Dich nicht erfassen", sagt Al während er auf die Antworten vom Handlink wartet, "Du warst zu durcheinander, Deine ganzen Gedanken waren wirr."

"Wirr?", fragt Sam. "Finde Du Dich mal plötzlich neben einer Leiche wieder."

"Schon gut, Sam. Ich hab´s nicht so gemeint", beschwichtigt Al.

"Was sagt Ziggy?"

"Dein Name ist Ryan Campbell. Du bist 30 Jahre alt, Student....."

"Hat er David Johnston getötet?", ist alles, was Sam im Augenblick interessiert.

"Sieht so aus, Sam", antwortet Al. "Ryan wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, er hat sich im Gefängnis umgebracht", berichtet er weiter.

"Warum bin ich dann hier?", fragt Sam zögernd. "Wenn seine Schuld bewiesen wurde, dann...."

Sam´s Ausführungen werden von aufgeregten Geräuschen des Handlinks unterbrochen.

"Was hat Ziggy?", will Sam wissen.

Nachdem Al einige Augenblicke die Informationen studiert hat, wird er etwas blass.

"Wir haben Probleme im Projekt", sagt Al langsam als plötzlich Gooshies Stimme über das Handlink erklingt.

"Admiral, verlassen Sie sofort die Imaging Chamber. In wenigen Sekunden werden wir keinen Strom mehr haben!"

´Keinen Strom´, Sam und Al sehen sich an. "Was ist mit der Notstromversorgung?", fragen beide.

"Keine Zeit für Erklärungen, Admiral. Kommen Sie raus!", ruft Gooshie.

"Geh!"; fordert Sam Al auf.

Al wirft noch einen Blick auf seinen Freund, wie um sich zu vergewissern, dass es ihm gut geht und verschwindet dann durch die Imaging Chamber Tür.

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Stallions Gate
New Mexico

"Gooshie! Was zum Teufel ist hier los?", fragt Al wütend als er die Imaging Chamber verlässt.

"Wir haben Probleme mir Ziggy, Admiral", erwidert der Hauptprogrammierer leise.

"Ziggy?", Al zieht die Brauen hoch. "Eben haben Sie noch behauptet, es wäre was mit der Stromzufuhr."

Eine Antwort fordernd sieht Al Gooshie an.

"Ich wollte Dr. Beckett nicht beunruhigen", versucht dieser zu erklären. "Er sieht so aus als hätte Ziggy sich einen Virus eingefangen."

"Einen Virus?", fragt Al erschrocken.

Bejahend nickt er.

"Ziggy spuckt keine zusammenhängenden Daten mehr aus, ihre Fallen, um sich vor Viren zu schützen, sind ausgefallen. Alles ist durcheinander. Wir konnten nicht riskieren, Sie in der Zeit zu verlieren, Admiral!"

"Ich verstehe", beschwichtigt Al. "Wie lange wird es dauernd, um das Problem zu beseitigen?"

Gooshie wechselt nervös von einem Bein auf´s andere.

"Wir tun, was wir können", weicht er aus.

"WIE lange, Gooshie?", fordert Al.

"2 Tage", gibt er leise zu.

"2 Tage?", ungläubig sieht Al den Programmierer an. "Unmöglich! Ich gebe Ihnen 2 Stunden."

"Stunden? Aber Admiral...ich...wir....", stottert Gooshie.

"2 Stunden, Gooshie", wiederholt Al mit Nachdruck als er mit weitausholenden Schritten den Controll Room verlässt.

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Washington D.C.

Besorgt läuft Sam in seiner Zelle auf und ab. ´Stromversorgung? Nein, dass konnte es nicht sein! Das Projekt erzeugte seine eigene Energie. Was war los?´, beunruhigt fährt Sam sich mit der Hand durch´s Haar.

Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Da war die Sorge um das Projekt, SEIN Projekt, die schrecklichen Bilder von David Johnston und dann dieser Traum.
Was sollte er jetzt tun? Al hatte ihm nicht genügend Informationen geliefert. Wie sollte es weitergehen? Hatte er eine Familie, die er anrufen konnte? Die Polizisten würden ihm keine Hilfe sein, sie waren überzeugt, den Täter gefasst zu haben....

Erschöpft von seinen kreisenden Gedanken legt Sam sich wieder auf die Pritsche und schläft mit der Hoffnung ein, dass Al am Morgen sicher wieder da sein würde.

Sam fällt in einen tiefen unruhigen Schlaf.

Er ist wieder in dem Haus. Es ist Dunkel und vollkommen still, nur seine Schritte auf der Treppe sind zu hören. Langsam zieht Sam seine Waffe aus dem Holster und sieht sich um. Nichts. Nur Stille und Dunkelheit. Plötzlich erklingt ein Schuss. Erschrocken fährt Sam herum und stürmt in Richtung des Geräusches. Vor einer Tür bleibt er stehen. Vorsichtig greift er nach dem Knauf und dreht ihn herum. Im Zimmer ist es dunkel, ein Fenster ist offen, die Gardinen bewegen sich im Wind. Langsam, einen Schritt nach dem anderen betritt Sam den Raum. Er hält inne als sein linker Fuß gegen etwas auf dem Boden stößt. Sam sieht nach unten und entdeckt die toten Augen einer blonden Frau, die ihn direkt ansehen....

"AAAAahhhhhhhhhhhhh", erschrocken, völlig außer Atem und durchgeschwitzt, kommt Sam zu sich.

Er ist noch immer in der Gefängniszelle. `Nur ein Traum´, versucht er sich zu beruhigen. ´Aber warum jetzt?´

Bevor Sam dieser Frage nachgehen kann, wird die Tür zu seiner Zelle aufgeschlossen.

Ein Polizist hält ihm Handschellen vor´s Gesicht.

"Genug geschlummert", Hohn schwingt in seiner Stimme mit. "Es wird Zeit für die Gerechtigkeit."

`Al?´, ist Sam´s letzter Gedanke als er aus der Zelle geführt wird.

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Washington D.C.
Gerichtsgebäude

Sarah ´Mac´ MacKenzie ist auf dem Weg aus dem Gerichtssaal. Wieder liegt eine langweilige Verhandlung über einen Scheidungsfall hinter ihr. Was war nur aus ihr geworden? Sie, ehemaliger Major des US Marine Corps, Spitzenanwältin im JAG und jetzt für Lowell, Hanson And Lowne tätig, hätte nie für möglich gehalten, dass sie es mal hassen würde, einen Gerichtssaal zu betreten. Es gab einfach keine interessanten Fälle, sie vermisste die Wortgefechte mit Harmon Rabb Jr., ihrem Partner bei JAG. Oft hatte sie vor Gericht gegen ihn den kürzeren gezogen, aber das störte sie nicht, ´nicht mehr´, fügt sie mit einem Lächeln hinzu. Jetzt war es ihr fast egal, die Eintönigkeit würde sie noch ihren Biss kosten. Wie hatte sie nur alles aufgeben können, um in Dalton´s Kanzlei zu arbeiten? Diese Frage stelle sie sich in letzter Zeit immer häufiger. Sie war unzufrieden mit ihrer Arbeit und diese Unzufriedenheit wirkte sich auch auf ihre Beziehung zu Dalton aus...

Völlig in ihren Gedanken versunken, bemerkte Mac nicht, wie ein Gefangener in Handschellen von einem Pulk Polizisten umgeben ins Gericht geführt wird.

Ein Polizist streckt die Hand nach ihr aus als sie droht direkt in den Gefangenen zulaufen. Jäh aus ihren Gedanken gerissen, sieht Mac auf und blickt in die großen braunen Augen eines Mannes. ´Braun? Nein, grün´, korrigiert sie sich.
´Er ist groß, um die dreißig Jahre alt´, schätzt sie. Seine Augen sind von dunklen Rändern umgeben als hätte er die Nacht nicht geschlafen. Seine Haare stehen ihm wirr vom Kopf ab.

"Ma´am", ein Polizist fordert sie auf Platz zu machen.

Mac rührt sich nicht von der Stelle.

Ihr Blick ist auf das Gesicht des Mannes gerichtet. Seine Augenfarbe scheint von braun zu grün und zurück zu braun zu wechseln. Noch fesselnder ist aber der Ausdruck in diesen Augen - egal, welche Farbe sie gerade zu haben scheinen. Verwirrung, Einsamkeit, Verletzlichkeit, Traurigkeit - all das sieht sie dort. Tief berührt von den Emotionen, die in seinem Gesicht geschrieben stehen, hebt sie ihre Hand und will ihn berühren.

"Ma´am, lassen Sie das!", fordert ein uniformierter Polizist und stößt ihre Hand weg.

´Was tue ich hier?´, fragt Mac sich als ihr bewusst wird, was sie gerade tun wollte. ´Dieser Mann ist bei der Eskorte sicher ein Mörder. Nein,´ wehrt sie ab. ´Diese Augen können nicht töten.´

Als der Mann an ihr vorbei in den Gerichtssaal gebracht wird, beschließt sie, der Vorverhandlung beizuwohnen.


Sam ist verwirrt. Diese Frau eben schien bis in seine Seele zu blicken.
Ihm bleibt keine Zeit für weitere Überlegungen. Die Polizisten zerren ihn in den Gerichtssaal.

Als der Fall der Staat gegen Ryan Campbell aufgerufen wird, tritt Sam vor den Richter.

Der Vertreter des Staates legt kurz die Fakten dar und weist darauf hin, dass dem Angeklagten bisher noch kein Rechtsbeistand zugewiesen wurde.

"Haben Sie einen Anwalt informiert, Mr. Campbell?", richtet der Richter das Wort an Sam.

"Nein!", Sam schüttelt seinen Kopf. Er hatte niemanden angerufen, er wüsste auch gar nicht, wen.

"Wenn Sie sich keinen Verteidiger leisten können, wird Ihnen einer vom Gericht gestellt."

Zustimmend nickt Sam.

Als der Richter durch den Raum sieht, um einen der anwesenden Anwälten mit dem Fall zu betrauen, erhebt sich in der letzten Reihe eine junge Frau.

"Eurer Ehren, ich würde gerne die Verteidigung übernehmen", sagt Sarah MacKenzie.

Überrascht hebt der Richter seine Brauen.
Sam erkennt die junge Frau vom Flur. ´Warum wollte sie ihm helfen?´

"Und Sie sind?", will der Richter wissen.

"Sarah MacKenzie von *Lowell, Hanson And Lowne*, Eurer Ehren." Sie tritt in den Gang hinaus und geht zur Richterbank. Dabei begegnen sich ihre und Sam´s Augen. Erleichterung und Dankbarkeit spricht aus seinen Blick. ´Was tue ich hier eigentlich?´, fragt Mac sich skeptisch, ´Dalton wird das sicher nicht gefallen.´ Diesen Gedanken abschüttelnd, wendet sie sich an den Richter.

"Eurer Ehren, ich bin bereit diesen Fall zu übernehmen", sagt sie fest. "Wenn nötig auch Pro Bono."

"Das werden Sie sicher auch müssen, Missus...."

"Miss....", unterbricht Mac. "Miss MacKenzie."

"Irgendwelche Einwände, Mr. Michaels", wendet der Richter sich nun an den Staatsanwalt.

"Nein, Eurer Ehren."

"Damit ist die Sache wohl geklärt", beschließt der Richter. "Die Verhandlung beginnt in einer Woche", spricht er deutlich in den Raum, "Der Angeklagte bleibt wegen der Schwere des ihm zur Last gelegten Verbrechens bis zur Verhandlung in Untersuchungshaft."

Noch bevor Mac einige Worte mit Sam wechseln kann, wird dieser aus dem Saal geführt.

`Was mache ich hier?´, fragt Mac sich erneut. ´Ich kenne diesen Mann überhaupt nicht, nur, weil seine Augen mir sagen, dass er es nicht gewesen ist, stürze ich mich in diese Situation?´, zweifelnd schüttelt sie ihren Kopf. ´Das ist doch verrückt.´

Mit diesen Gedanken verlässt sie den Saal, ihre bevorstehende Unterhaltung mit Dalton würde noch verrückter sein.

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Washington D.C.
Anwaltskanzlei

"Du hast WAS?", entrüstet hebt Dalton seine Stimme und läuft im Büro herum. "Wie konntest Du einen solchen Fall annehmen ohne mit mir vorher darüber zu sprechen?"

"Du hast ihn nicht gesehen, Dalton", wendet Mac ein. "Ich bin mir sicher, dass er es nicht gewesen ist. Du weißt doch, wie die Pflichtverteidiger sind, wo möglich wäre er unschuldig...."

"Unschuldig...", unterbricht Dalton. "Hast Du die Fakten gesehen?" Kopfschüttelnd sieht er sie an und wedelt mit der Akte vor ihrem Gesicht. "Dieser Fall ist eindeutig, Sarah. Seine Fingerabdrücke sind überall, er hatte das Blut des Opfers an seinen Händen und niemand außer ihm war dort."

Mac sieht ihm nicht ins Gesicht. Sie hatte alle Indizien gesehen. Wie konnte sie Dalton nur klar machen, dass sie trotzdem an seine Unschuld glaubte?

"Du legst den Fall nieder", fordert Dalton fest.

"Nein, das werde ich nicht", wiederspricht Mac.

Dalton sieht ihr fest in die Augen und wiederholt.

"Du wirst den Fall niederlegen, Sarah."

Langsam wurde sie wütend. Sie war eine erwachsene Frau, sie konnte ihre eigenen Entscheidungen treffen.

"Ich habe mich für diesen Fall entschieden."

"So läuft das in einer Anwaltpraxis nicht", klärt Dalton sie auf. "Wenn die Partner mit einem Fall nicht einverstanden sind, dann musst Du ihn abgeben."

"Ich will diesen Fall, Dalton", Mac sieht ihn nun direkt an. "Mit oder ohne Deine Hilfe."

"Ohne", sagt Dalton leise.

"Ich hatte geahnt, dass es so kommen würde", resigniert geht sie zu ihrem Schreibtisch und packt ein paar Sachen zusammen.

"Was tust Du da?", fragt Dalton erschrocken.

"Ich gehe. Das hätte ich schon längst tun sollen", traurig sieht sie ihn an. "Ich kann hier nicht arbeiten", erklärt Mac, "ich wollte es für Dich, für uns, aber..." sie schüttelt den Kopf, "es geht nicht."

Als Mac an Dalton vorbei aus dem Büro gehen will, hält er sie am Arm fest.

"Was wird aus uns?", fragt er leise.

"Es tut mir leid", flüstert sie und verlässt das Büro.

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Washington D.C.
Staatsgefängnis


Sam wird in Handschellen in einen kleinen Raum geführt. In der Mitte stehen ein Tisch und zwei Stühle, eine junge Frau erwartet ihn.

Nachdem der Polizist Sam´s Handschellen am Stuhl festgemacht hat, verlässt er den Raum.

Nachdenklich sieht Mac Sam an. ´Was mache ich hier bloß?´

"Mein Name ist Sarah MacKenzie, ich bin ihre Anwältin", stellt sie sich vor.

Sam nickt und flüstert.

"Ich hab Sie im Gericht gesehen. Danke für Ihre Hilfe."

"Noch hab ich nichts getan", erwidert sie leicht und sieht ihn an. Der Ausdruck seiner Augen hatte sich nicht verändert. Wieder stellte sie den Wechsel der Farben fest.
Als sie bemerkt, dass sie ihn anstarrt, räuspert sie sich und nimmt die Akte zur Hand.

"Mr. Campbell....", sie schlägt die erste Seite auf, "hier steht keine Familie."

Fieberhaft überlegt Sam. ´Was soll ich ihr sagen?´, nervös sieht er sich im Raum um. Al war noch immer nicht zurückgekehrt und er wusste nur seinen Namen. So würde er ihr keine große Hilfe sein.

Hilflos sieht er sie an und schüttelt den Kopf.


"Keine Familie?", fragt Mac vorsichtig, "niemand, den ich für Sie anrufen soll?"

´87901-4093´, schießt es Sam durch den Kopf, ´Die Telefonnummer des Projekts - Al.´

"Nein", antwortet Sam. "Niemand."

Die Sorge um seinen Freund lässt seine Gedanken wandern. ´Was war los? Würden sie überhaupt wieder Kontakt mit ihm aufnehmen können? Und wenn nicht, was sollte er dann tun?´ Die Erkenntnis vollkommen allein zu sein, trifft ihn wie ein Schlag. Sam beginnt stoßweise zu atmen.

"Mr. Campbell?", fragt Mac besorgt. "Ist alles in Ordnung?"

Nur langsam beruhig sich Sam´s Herzschlag. Panik würde ihm nicht weiterhelfen.

"Es geht schon", versucht er sie zu beruhigen.

"Mr. Campbell, erzählen Sie mir was gestern passiert ist!", fordert Mac ihn auf.

Sam berichtet von seiner Ankunft, das er sofort ins Handschellen gelegt wurde und zum Revier gebracht worden war....

"Ihrer Ankunft?, wirft Mac ein. "Sie waren nicht da als der Mord passiert ist?"

Sam schüttelt seinen Kopf.

"Nein."

"Wie kam das Blut an ihre Hände und die Fingerabdrücke auf die Tatwaffe", fragt sie skeptisch.

"Ich weiß es nicht", antwortet Sam ehrlich. ´Wie sollte es ihr sagen, dass er kurz nach dem Mord in Ryan Campbell gesprungen war. Das Ryan vielleicht der Mörder war, er aber nicht.´ Resigniert schließt Sam die Augen. ´So würde sie ihm niemals glauben.´

"Mr. Campbell, Sie müssen mir schon etwas mehr geben als ´Ich weiß es nicht´", fordert Mac.

Sam öffnet die Augen und sieht ihr direkt ins Gesicht.

"Das kann ich nicht", Verzweiflung schwingt in seiner Stimme. "ICH bin es nicht gewesen, sie müssen mir glauben", eindringlich sieht er Mac an.

Eben noch war Mac bereit, ihren Fehler einzugestehen. Sie hatte mehr in seinen Blick hineininterpretiert, sie hatte sich geirrt, aber jetzt? Dieser Ausdruck in seinen Augen. `Konnte sie sich so irren?´

Langsam legt sie ihre Hand über Sam´s.

"Ich glaube Ihnen", sagt sie leise.

Erleichtert atmet Sam aus. Damit hatte er nicht gerechnet.

"Danke!"

"Wir haben eine Woche, um die Geschworenen zu überzeugen", Mac bricht den Blickkontakt ab und erhebt sich. "Ich werde Hilfe brauchen", sagt sie zu sich selbst. "Mr. Campbell....."

"Ryan", bietet Sam an.

"Ryan.... ich werde morgen wiederkommen und dann besprechen wir alles weitere." Sie steht direkt vor ihm. "Machen Sie sich keine Sorgen", versucht sie Sam aufzumuntern, "wir schaffen das schon."

Mit diesen Worten verlässt sie den Raum.

Im gleichen Augenblick tritt ein uniformierter Polizist ein und bringt Sam zu seiner Zelle.

´Al?´, ruft er sicher schon zum hundertsten Male. ´Wo bist Du? Ich brauche Dich!

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Stallions Gate
New Mexico

Admiral Albert Calavicchi läuft wütend im Controll Room herum.

"Wie lange noch, Gooshie?", fragt er zwischen zusammengekniffenen Lippen.

Der Hauptprogrammierer wendet sich nicht in seine Richtung um zu antworten. Al hatte in der letzten Stunde alle 5 Minuten sie selbe Frage gestellt. Warum ließ er ihn nicht in Ruhe arbeiten?

"Gooshie?", fordert Al seine Aufmerksamkeit.

"Admiral...", mit einem Ruck dreht er sich zu Al. "Bitte lassen Sie mich arbeiten! Mit ihren andauernden Fragen helfen Sie uns nicht", er zeigt auf die vielen Techniker, die emsig ihren Aufgaben nachgehen. "Bitte, Admiral", fordert er etwas sanfter. Natürlich konnte er die Sorge des Admirals verstehen, ihnen allen hier lag das Wohl Dr. Becketts am Herzen.

Bevor Al Einwände erheben kann, legt sich von hinten eine Hand sanft auf seine Schulter.

"Kommen Sie, Admiral", sagt Dr. Verbeena Beeks, die Psychologin des Projekts," Lassen Sie uns in die Cafeteria gehen."

Widerwillig lässt Al sich aus dem Controll Room führen.

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Washington D.C.
Harms Apartment

Schon seit 5 Minuten steht Sarah MacKenzie unentschlossen vor Harms Apartment, eine Pizza in der Hand. ´Würde er genauso wie Dalton reagieren?, fragt sie sich zweifelnd. ´Natürlich sprachen die Fakten gegen Ryan, aber....´

Entschlossen klopft sie an die Tür.

"Mac", freudige Überraschung steht Harm ins Gesicht geschrieben als er seiner ehemaligen Partnerin die Tür öffnet.

"Hallo, Harm", begrüßt Mac ihn leise.

"Pizza?", fragend sieht Harm auf die Pizzaschachtel in ihrer Hand. ´Es ist schon viel zu lange her, dass wir eine Pizza geteilt haben´, denkt er wehmütig.

Mac nickt.

"Darf ich reinkommen oder wollen wir sie hier auf dem Flur essen?", fragt sie spöttisch.

Harm hält ihr die Tür auf und lässt sie eintreten.

Mit gezielten Schritten geht Mac in die Küche und holt Teller aus dem Schrank.

Wie selbstverständlich teilt sie die Pizza in zwei Hälften und wendet sich dann an Harm, der lächelnd hinter ihr steht.

"Was ist?", fragt sie skeptisch.

Harm schüttelt seinen Kopf.

"Lassen Sie uns Essen", fordert er sie auf.

Schweigend sitzen sie sich gegenüber und essen. ´Wie fang ich am besten an?, fragt sich Mac.
´Es so schön, sie wieder hier zu haben´, überlegt Harm.

"Harm..."

"Mac...", beginnen beide gleichzeitig.

"Sie zuerst", sagt Mac.

Harm sieht sie lange an. ´Er vermisste sie, ihre gemeinsamen Fälle, die Diskussionen, ihre bloße Anwesenheit...´

"Mac.....", er versucht seine Gedanken zu ordnen während Mac ihn aufmerksam ansieht. "Mac....was.... was....verschafft mit die Ehre", fragt er lächelnd während er sich insgeheim verflucht. Eigentlich hatte er etwas ganz anderes fragen wollen.

"Ich brauche Ihre Hilfe, Harm", Mac atmet langsam aus, jetzt war es raus. Sie hasste es, um Unterstützungen bitten zu müssen, aber sie wusste, dass sie sie bei diesem Fall brauchen würde.

Fragend sieht Harm sie an. ´Hilfe? Mac?´

"Was ist passiert? Ist alles in Ordnung mit Ihnen?", will Harm besorgt wissen.

Abwehrend hebt Mac ihre Hände.

"Es geht nicht um mich, Harm", beruhigt sie ihn. "Mir geht es gut." ´Soweit es einem ohne Job gut gehen kann...´

"Worum geht es?" aufmerksam sieht er sie an. An ihrem Gesichtsausdruck konnte er erkennen, dass es ihr schwer fiel, darüber zu sprechen. "Mac", will er sie aufmuntern, "kommen Sie schon. Ich bin´s, Harm." Er lächelt sie an.

´Ja, es ist nur Harm, ihr bester Freund´, denkt Mac, ´Wenn jemand sie verstehen würde, dann er. Bisher war es immer so gewesen. Aber was, wenn sie sich täuschte, wenn sie sich vor ihm mit ihrer Theorie lächerlich machte?´

"Mac", reißt Harm sie aus ihren Gedanken. "Erzählen Sie es mir!"

Langsam greift Mac in ihre Tasche und bringt eine Akte zum Vorschein. Wortlos reicht sie sie Harm.

Fragend sieht er sie an, bevor er die Akte zur Hand nimmt und sie liest.

"Was halten Sie davon?", fragt Mac als Harm die Akte sinken lässt.

"Ich möchte nicht in der Haut des Verteidigers stecken", sagt er lächelnd.

"Ich bin Ryan Campbell´s Verteidiger", Mac sieht ihn aufmerksam an.

Überrascht hebt Harm seine Brauen.

"Ich dache, Lowell, Hanson And Lowne würde keine Mordfälle übernehmen?"

"Das tun sie auch nicht", antwortet Mac.

´Nicht? Sollte das heißen, Mac kommt zu ihm... zu JAG zurück?´, ein leuchten tritt in seine Augen.

"Ja, ich habe gekündigt", gibt Mac zu.

"Kommen Sie zurück?", fragt Harm erwartungsvoll.

Mac sieht ihn direkt an.

"Das weiß ich noch nicht", sie schüttelt den Kopf. "Ich bin auch nicht deswegen zu Ihnen gekommen. Ich brauche Ihre Hilfe bei diesem Fall, Harm", bittend sieht sie ihm in die Augen.

"Sie wollen meine Hilfe?", fragt Harm nach. "Als Anwalt oder Freund?"

"Als Freund", Mac sieht ihn ernst an, "UND als Anwalt." Sie lächelt. "Harm, ich brauche jemanden, der mich auf den Boden der Tatsachen zurückbringt und....."

"Moment mal!", wendet Harm ein, "Was soll das heißen ´Auf den Boden der Tatsachen´?"

Nervös steht Mac von der Couch auf und läuft durch den Raum. Jetzt kommt der schwierige Teil...

"Ich habe vor auf ´Nicht Schuldig´ zu plädieren", sie sieht ihn an. "Ich glaube.....ich weiß, dass Ryan es nicht getan hat."

"Hat er das gesagt?", fragt Harm jetzt ganz Anwalt. Die Fakten in diesem Fall lagen eindeutig, Mac musste irgendetwas wissen, dass nicht in der Akte stand.

Mac schüttelt den Kopf.

"Nein, er hat gar nichts gesagt - nur das er unschuldig sei."

"Mac", Harm sieht sie skeptisch an. "Sie wissen doch, jeder behauptet unschuldig zu sein."

"Ich weiß, Harm. Aber seine Augen.....", beginnt sie.

"Seine Augen?", Harm hatte sich wohl verhört. "Was haben seine Augen damit zu tun, Mac?"

"Harm", hilflos lässt sie ihre Schultern hängen. ´Wie sollte sie ihm ihren Instinkt erklären?´ "Ich hätte nicht herkommen sollen." Ruckartig wendet sie sich zur Tür.

Erschrocken über ihren plötzlichen Aufbruch greift Harm nach ihrem Arm.

"Mac, nun warten Sie doch!", bittet er. "Erzählen Sie mir, was Sie gesehen haben!", fordert er sie auf. "Bitte!"

Langsam dreht Mac sich zu ihm.

"Ich hab ihn heute morgen im Gericht zum ersten Mal gesehen....", sie sieht an Harm vorbei zum Fenster, stellt sich Sam´s Gesicht vor. "Sie hätten ihn sehen müssen, umgeben von den Polizisten. Er sah so.....so....verloren aus..... Ach, ich weiß auch nicht...", Mac will abbrechen, doch Harm ermuntert sie, weiterzusprechen.

"Weiter, Mac!"

"Ich weiß nicht, wie ich es anders sagen soll....", um Verständnis bittend, sieht sie Harm jetzt an. "Sein Blick hat mich tief berührt und ich.....ich wusste, dass ich ihm helfen musste. Ich konnte einfach nicht anders." Mac schlägt ihre Augen nieder.

"Mac?", Harm fordert ihre Aufmerksamkeit. "Er hat Ihnen gesagt, dass er unschuldig ist und Sie glauben ihm?"

"Ja!"

"Okay", Harm wendet sich wieder der Akte zu. "Dann lassen Sie uns anfangen!"

"Anfangen?", Mac ist völlig überrascht. Sie hatten mir Fragen, ja sogar Vorwürfen gerechnet.

"Wir haben viel zu tun", sagt Harm, "wenn wir Ryan´s Unschuld beweisen wollen."

"Das ist alles?", fragt Mac noch immer überrascht. "Keine Fragen, keine.....?"

"Vorwürfe?", beendet Harm ihren Satz. ´Dalton musste sie verunsichert haben. Zur Hölle mit ihm!´

Mac nickt.

Harm geht zu ihr, nimmt ihr Gesicht in seine Hände und sieht sie ernst an.

"Mac, ich vertraue Ihnen! Wenn Sie ihm glauben, dann tue ich es auch."

Tränen schimmern in Mac´s Augen. ´Wie hatte sie je an ihm zweifeln können?´

"Hey, keine Tränen, Mac!", fordert Harm lächelnd und wischt eine einzelne Tränen mit den Fingerspitzen fort.

Um Abstand bemüht, tritt Harm drei Schritte zurück.

"Wo fangen wir an?"

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Washington D.C.
Staatsgefängnis


Sam sitzt auf seiner Pritsche. Er wollte nicht schlafen. Immer, wenn er die Augen schloss, kamen die Bilder von Janice DeCaro. Ihre toten Augen starrten ihn an. ´Warum verfolgt mich diese Frau?´, fragt Sam sich erschöpft. ´Sie war nicht die erste Tote, die er gesehen hatte. Er war Arzt, er hatte in der Notaufnahme eines Krankenhauses gearbeitet - warum also?´

"Al?", ruft er laut in den Raum. Es war niemand dort, der sich über seine Selbstgespräche wundern würde. "Al!"

Verzweifelt sieht Sam sich um. ´Wenn Al nicht bald auftaucht, bin ich verloren.´

"Bitte, Al! Lass mich nicht allein!", fleht er.

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Stalltion Gate
New Mexico

Al konnte Sam fast rufen hören. Er brauchte ihn, da war er sich sicher.

Verbeena steht neben ihm an der Tür zum Controll Room.
Die Programmierer und Techniker hatten Fortschritte gemacht, aber Ziggy lief noch immer nicht einwandfrei.

"Admiral, ruhen Sie sich etwas aus", schlägt Dr. Beeks vor. Al sah müde, erschöpft und besorgt aus. "In Ihrem jetzigen Zustand werden Sie Sam keine Hilfe sein", sagt sie leise.

Ohne auf sie achten, dreht Al sich herum und geht in Richtung der Quartiere. An Schlaf war überhaupt nicht zudenken. Er würde erst wieder zur Ruhe kommen, wenn er einen Blick auf seinen Freund geworfen hatte.

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Washington D.C.
Harm´s Apartment


Mac wird von frischem Kaffeeduft geweckt. Ruckartig erhebt sie sich. ´Wo bin ich?´ Schlaftrunken sieht sich um. ´Harm´s Apartment?´ Langsam fällt ihr wieder ein, dass sie zusammen mit ihrem Partner bis spät in die Nacht über Ryan´s Fall diskutiert hatte und zu müde gewesen war, um nach Hause zu fahren.

"Aufgewacht?", erklingt Harm´s spöttische Stimme. Er hält eine Tasse Kaffee in der Hand.

"Ich möchte auch eine", sagt Mac und deutet auf die Kaffeetasse.

"Sofort, Ma´am", salutiert Harm und verschwindet in der Küche nur um Sekunden später mit einer zweiten Tasse wieder aufzutauchen.

"Wir haben einen anstrengenden Tag vor uns", sagt Harm.

Mac nickt während sie am Kaffe nippt.

"Was wird mit dem Büro?", sie sieht ihn an.

"Ich hab mich krank gemeldet", antwortet Harm leicht.

"Danke, Harm.", Mac hebt ihren Kopf und sieht ihm in die Augen.

"Hey, kein Problem, Partner", er lächelt. "Ich stelle nur eine Bedingung."

"Bedingung?", fragt Mac verwundert. "Harm, was soll.....?"

"Mac, sprechen Sie mit dem Admiral", unterbricht er sie. "Geben Sie zu , dass Sie einen Fehler gemacht haben und...."

"Fehler?", Mac erhebt sich von der Couch. "Harm, ich habe keinen .....", beginnt sie bevor sie sich selbst unterbricht. "Er wird mich nicht wieder einstellen, ich habe JAG im Stich gelassen....."

"Mac,", Harm berührt ihren Arm, um zu verhindern, dass sie sich abwendet. "sie sind eine gute Anwältin", sagt er ernst. "Der Admiral wäre verrückt, wenn er sie nicht zurück nehmen würde", fügt er lächelnd hinzu.

"Wir werden sehen, Harm", sagt Mac nicht überzeugt.

"Haben wir eine Abmachung?".

"Die haben wir!", antwortet Mac und reicht ihm die Hand.

"Dann lassen Sie uns anfangen!"

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Washington D.C.
Staatsgefängnis


Als Sam an diesem Morgen in den Verhörraum gebracht wird, erwartet ihn dort neben seiner Anwältin Sarah MacKenzie noch eine Person. Ein Mann, groß, schlank, braunes dunkles Haar.

"Das ist Harmon Rabb Jr.", stellt Mac vor. "Er wird uns helfen."

Aufmerksam betrachten sich die beiden.

´Mac hatte recht. Irgendetwas war besonders an dem Mann´, überlegt Harm. ´Auch wenn ich nicht so weit gehen würde, ihn wegen seiner Augen für unschuldig zu halten`, er lächelt still in sich hinein. ´Obwohl, etwas am Ausdruck in ihnen gab ihm zu denken. Der Mann sah aus als wäre er hier völlig fehl am Platze. Als gehöre er nicht hierher.....´ Harm schüttelt seinen Kopf, um diese Gedanken zu verjagen.

Sam war die Musterung nicht entgangen. Er hoffte nur, dass er auch ihn von seiner Unschuld überzeugen konnte. Nur wie wollte er das anstellen ohne Al, ohne Wissen?

"Mr. Rabb", Sam nickt ihm zur Begrüßung zu.

´Er sieht mich genau an´, stellt Harm fest. ´Er weicht meinem Blick nicht aus.´

"Ryan...", Mac lenkt Sam´s Aufmerksamkeit auf sich, " Harm und ich sind gestern die Fakten des Falles zusammen durchgegangen. Die Indizien sprechen gegen sie....." Als sie sieht, dass Sam einen Einwand hat, lehnt sie diesen mit einer Handbewegung ab. "....aber, es sind nur Indizien", erklärt sie weiter. "Es gibt kein Motiv."

"Was der Staatsanwalt nicht unbedingt braucht, da ihre Fingerabdrücke auf der Tatwaffe sind", wirft Harm ein.

"Das ist ein wichtiger Punkt, Ryan", sie sieht Sam an. "Sie müssen uns sagen, was sie dort gemacht haben!"

Unsicher sieht Sam zwischen den beiden hin und her. ´Sie waren sicher gute Anwälte, davon war er überzeugt. Aber wie sollten sie diesen Fall gewinnen, wenn er ihnen NICHTS sagen konnte?´

"Ich weiß es nicht", flüstert Sam.

Harm und Mac sehen ihn aufmerksam an.

"Können Sie sich an irgendetwas erinnern?", fragt Harm.

Sam schüttelt den Kopf.

"Als ich ankam, wurde ich festgenommen, mehr kann ich Ihnen nicht sagen."

Harm beginnt im Raum auf und ab zu laufen. ´Alle Indizien sprachen gegen Ryan. Sie hatten nichts in der Hand.´

"Vielleicht sollten wir auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren?", stellt er in den Raum.

Mac sieht ihn überrascht an.

"Nein, dass sollte unsere letzte Möglichkeit sein. Wir haben noch nicht mal angefangen.....", beginnt Mac.

"Mac, es spricht alles, aber auch alles gegen uns und Ryan kann oder will", er sieht Sam an," uns nichts sagen."

"Harm, lassen Sie uns zuerst den Tatort untersuchen, ein paar Fragen stellen. Vielleicht finden wir etwas raus, das die Polizei übersehen hat", bittet sie.

Harm nickt bestätigend.

"Ryan", wendet Mac sich erneut an Sam, "denken Sie noch einmal genau nach. Jede Kleinigkeit könnte uns weiterhelfen."

Sam schüttelt verzweifelt seinen Kopf. ´Er würde Ihnen alles sagen, aber er wusste doch nichts.´

"Okay Mac, lassen Sie uns gehen", sagt Harm und greift nach ihrem Arm.

"Mr. Rabb", Sam sieht Harm an, "Ich bin es nicht gewesen", er schüttelt seinen Kopf. "Glauben Sie mir."

Seine Wort waren schlicht und einfach, aber Harm glaubte ihm. Er konnte nicht sagen, warum es so war, er tat es einfach.

Harm nickt ihm zu und verlässt dann mit Mac den Raum.

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Stallions Gate
New Mexico

"Admiral", ruft Gooshie Al zu, der in Gedanken versunken in einer Ecke der Cafeteria sitzt.

"Gibt's es was neues?", Al springt sofort auf.

"Wir haben es fast geschafft, Admiral", verkündet der Programmierer freudestrahlend. "Geben Sie und noch eine Stunde."

Al nickt. ´Eine Stunde. Was konnte in einer Stunde alles passieren?´

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Washington D.C.
Mac´s Apartment



Mac und Harm hatten den ganzen Tag damit zugebracht, Leute am Tatort zu befragen. Der Mord war an einem Samstagabend im Studentenwohnheim passiert. Die meisten waren über´s Wochenende nach Hause gefahren oder waren auf irgendeiner Party. Niemand hatte etwas gesehen oder gehört.
Sie hatte keine neuen Fakten herausgefunden. Fest stand, dass Ryan und das Opfer sich kannten, sie gingen zusammen in den Literaturkurs. Niemand hatte sie je streiten sehen oder hatte irgendetwas bemerkt, dass einen solche Tat hätte auslösen können. Die meisten waren eher schockiert, dass man gerade Ryan Campbell verdächtigte. Er war als schüchtern und zurückhaltend bekannt gewesen, keiner der Befragten hatte engeren Kontakt zu ihm gehabt.

Mac lässt enttäuscht ihren Notizblock sinken. ´Das alles brachte sie kein Stück weiter.´

Harm sitzt an ihrem Schreibtisch und studiert die Beweisstücke der Polizei. Das Blut an Ryan´s Händen und seiner Kleidung stammte eindeutig vom Opfer. Auch gab es außer Ryan´s Fingerabdrücke keine weiteren auf der Tatwaffe. Ein Kampf hatte nicht stattgefunden. Die ersten tödlichen Stiche trafen das Opfer von hinten. David Johnston war sofort Tod gewesen. ´Ich übersehe etwas´, grübelt Harm. ´Irgendetwas passt nicht.´ Noch einmal beginnt er den Bericht von vorn.

´Da stand es´, aufgeregt sieht Harm Mac an.

"Mac", ruft er ihr zu und deutet auf einen Absatz im Bericht. "Hier, lesen Sie", fordert er sie auf uns reicht ihr die Akte.

Am Tatort war ein einzelner Schuhabdruck Größe 7 gefunden worden, weder Ryan noch David hatten diese Schuhgröße. Außerdem fand man eine kleine Spur von rotem Sand.

"Das könnte was sein", sagt Mac leise. "Zumindest könnten wir argumentieren, dass noch jemand am Tatort gewesen ist."

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Stallions Gate
New Mexico


"Admiral", erklingt die Stimme des Computers im Projekt.

"Ziggy?", fragt Al überrascht und läuft in Richtung Controll Room.

"Ja, ich bin es Admiral", bestätigt die weibliche Stimme.

"Gott sein Dank", flüstert Al als er den Controll Room betritt. "Wie sieht es aus. Bring uns auf den neusten Stand", fordert er Ziggy auf.

"Sehr gerne, Admiral!"

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Washington D.C.
Staatsgefängnis


Sam ist es nicht gelungen, seine Augen offen zuhalten. Die Müdigkeit war stärker als seine Furcht vor diesem Traum.

Alles lief wie die Male zuvor auch. Das große dunkle Haus, die Stille. Langsam geht Sam die Treppen hoch, zieht seine Waffe aus dem Holster. Auf dem Treppenabsatz angekommen, sieht er in beide Richtungen, unschlüssig, wo er langgehen sollte als plötzlich ein Schuss abgefeuert wird. Sam wendet sich nach rechts und stürzt auf eine Tür zu. Unschlüssig steht er davor. Seine Hand greift nach dem Türknauf, dreht ihn herum und stößt die Tür auf. Sam kann nichts sehen, nur das Mondlicht fällt durch das offene Fenster. Vorsichtig tritt er ein. Behutsam setzt er ein Bein vor das andere als er auf ein Hindernis am Böden stößt. ´Al. Al´s tote Augen starren ihn an.´

Erschrocken reißt Sam die Augen auf und sieht sich seinem Hologramm gegenüber.

"AAAaaahhhhhhh", entfährt es ihm entsetzt.

"Sam. Sam, ich bin es", versucht Al ihn zu beruhigen.

"Al?", fragt Sam vorsichtig. "Bist Du es wirklich?", Tränen der Freude treten in seine Augen als er aufsteht. Langsam breitet er seine Arme aus als wollte er sein Hologramm umarmen.

Al sieht auf die ausgestreckte Arme und schüttelt traurig seinen Kopf.

"Tut mir leid, Sam."

Sam lässt seine Arme sinken.

"Ich bin froh, dass Du da bist", sagt er ernst.

"Ich auch", Al wischt sich imaginären Schweiß von der Stirn. "Geht es Dir gut?"

Sam nickt stumm.

"Warum bin ich hier, Al?"

"Oh Ziggy hat ein paar interessante Theorien ausgespuckt", sagt er als er einige Tasten auf dem Handlink drückt. "Wie es aussieht, bist Du nicht ganz untätig gewesen. Die Anwälte, die Du da hast, sind wirklich gut. Wie hast Du das gemacht?" Al sieht seinen Freund fragend an.

"Ich weiß es nicht", Sam schüttelt seinen Kopf. "Sie war einfach da und sie glaubte mir.", fügt er leise hinzu.

"Das ist gut, Sam", Al läuft durch den Raum. "Laut Ziggy wurde Ryan verurteilt, weil sein Pflichtverteidiger nur das notwendigste getan hat. Er hat nicht tief genug gewühlt."

"Bei den Indizien auch kein Wunder", wirft Sam ein. "Soll das heißen, dass Ryan es nicht gewesen ist", fragt er.

"Nein, er war es nicht", Al schüttelt bedauernd seinen Kopf. "Leider wurde das niemals herausgefunden. Du bist hier, um seine Unschuld zu beweisen."

"Was hat Ziggy herausgefunden?"


Als Sam am nächsten Morgen den Verhörraum betritt, ist er nicht allein. Al war die ganze Nacht bei ihm geblieben. Er ist ausgeruht, der Traum war nicht wiedergekommen.

Auch Harm und Mac sehen die Veränderung. Hoffnung und nicht wie die Tage zuvor Verzweiflung steht Sam ins Gesicht geschrieben.

"Sie sehen besser aus, Ryan", stellt Mac fest.

"Danke!", Sam lächelt flüchtig.

"Das ist Deine Anwältin?", fragt Al skeptisch als er um Mac herum geht. "Wow!"

Sam ist viel zu froh, Al an seiner Seite zu haben als das er ihn zurecht weißt. Stattdessen lächelt er.

"Wir haben etwas gefunden", eröffnet Mac. "Vielmehr, Harm hat es gefunden", verbessert sie sich und sieht in Harms Richtung. ´Sie hatte die richtige Entscheidung getroffen, Harm um Hilfe zu bitten. Vielleicht hätte sie den Hinweis übersehen....´

Fragend sieht Sam Mac an.

"Einen Fußabdruck", erklärt Mac. "Er stammt weder von Ihnen noch vom Opfer."

Sam versteht nicht ganz.

"Das beweißt, dass noch jemand am Tatort war."

"Wie hilft mir das?", fragt Sam. "Er könnte von einem der Polizisten stammen oder schon alt sein."

"Darum geht es nicht", wirft Harm ein. "Wir können mit diesem Beweis berechtigte Zweifel einräumen."

"Zweifel?", fragend zieht Al die Brauen hoch und befragt das Handlink.

"Zweifel?", will auch Sam wissen. "Das ist aber kein Beweis meiner Unschuld, oder?"

"Nein", antwortet Harm.

"Sam, Du musst sie dazu bringen, der Spur des roten Sandes zu folgen", schlägt Al vor.

"Roter Sand?", wiederholt Sam laut.

"Was haben Sie gerade gesagt?", fragt Harm misstrauisch.

Auch Mac ist aufmerksam geworden. Beide sehen ihn fragend an.

Hilfesuchend wendet Sam sich an sein Hologramm. Al zuckt mit den Schultern.

"Wir haben nichts von rotem Sand gesagt", stellt Harm klar. "Woher wissen Sie davon?"

"Ich ...ich...äh....", beginnt Sam zu stottern.

"Das reicht!", braust Harm auf. "Gestern konnten Sie nicht eine unserer Fragen beantworten und heute.... Nein! Mac kommen Sie, lassen Sie uns gehen", fordert er Mac auf.

"So warten Sie doch", versucht Sam ihn aufzuhalten. "Mac, bitte!" Flehend sieht er sie an.

Harm blickt zurück auf seine Partnerin, die noch immer unschlüssig auf ihrem Stuhl sitz.

"Mac, Sie können gerne bleiben, aber ich gehe", informiert er sie und verlässt den Raum.

"Es tut mir leid", wendet Sam sich an Mac. "Ich wollte keinen Unstimmigkeiten zwischen Ihnen."

"Ist schon gut", beruhigt sie Sam. "Aber er hat recht, warum wissen Sie plötzlich so viel?"

"Ich...ich....", beginnt Sam zögernd. "Ich bin nicht....."

"Sam, nein!", warnt ihn Al.

"Sie verdient die Wahrheit, Al."

"Wahrheit? Al?", Mac sieht durch den Raum. Außer Ryan konnte sie keine weitere Person sehen. "Wer ist Al? Was soll das?"

"Sarah....", beginnt Sam langsam.

"Sie wird Dir nicht glauben, Sam", wirft Al ein.

"Sarah.....sie müssen mir jetzt ganz genau zu hören. Und lassen Sie mich ausreden", fordert er sanft. "Was ich Ihnen jetzt erzählen werde, wird schwer zu glauben sein, aber es ist die Wahrheit." Eindringlich sieht er sie an. Ihre Augen treffen sich und Mac sieht Aufrichtigkeit in ihnen.

Langsam nickt sie.

"Ich bin nicht Ryan Campbell", eröffnet Sam.

"Nicht...?"

Abwehrend hebt Sam die Hände.

"Hören Sie sich erst die ganze Geschichte an."

"Saaam", versucht Al ihn erneut zu unterbrechen.

Ohne auf sein Hologramm zu achten, erzählt Sam seine Geschichte.

"Mein Name ist Sam Beckett, ich bin ein Zeitreisender."

"Zeitreisender?", fragt Mac entgeistert.

"Ich habe ein Projekt namens Quantum Leap entwickelt", erzählt Sam weiter. "Dieses Projekt lässt mich innerhalb meiner eigenen Lebenszeit durch die Zeit springen. Ich lebe Bruchstücke vom Leben anderer Menschen und versuche Fehler zu korrigieren." Aufmerksam sieht er Mac an.

Die ist inzwischen aufgestanden und zum Fenster gegangen. ´Zeitreisen? Fehler korrigieren? War so etwas möglich?´

"Warum sehen Sie wie Ryan Campbell aus?", sie konnte nicht glauben, dass sie diese Frage wirklich stellte. ´Glaubte sie ihm etwa?´

"Sie sehen nur seine Aura", erklärt er.

"Aura?"

"Ja, seine Aura umgibt mich wie ein Feld", Sam zuckt mit den Schultern. Eine wissenschaftliche Erklärung würde viel zu weit gehen.

"Wer ist Al?", will Mac wissen als ihr einfällt, dass Ryan/Sam diesen Namen erwähnt hatte.

"Al...", Sam sieht seinen Freund an, "ist ein Hologramm. Er begleitet mich, gibt mir die nötigen Informationen."

Suchend sieht Mac sich im Raum um. Sie konnte niemanden sehen.

Sam, der den suchenden Blick bemerkt.

"Sie können ihn nicht sehen", sagt er. "Al ist mit meinen Gehirnströmen verbunden. Außer mir kann ihn niemand sehen oder hören - abgesehen von Tieren und kleinen Kindern.", fügt er hinzu.

"Ist er jetzt hier?"

"Er steht direkt neben mir", Sam sieht in Al´s Richtung.

´Zeitreisen, Hologramme..... Nein! So etwas gab es einfach nicht. Ryan musste unter Wahnvorstellungen leiden. Aber er klang so ehrlich! Tun das nicht alle?´, fragt sie sich spöttisch als ihr die erste Begegnung mit Ryan wieder einfällt. Dieser Ausdruck in seinen Augen, die Farbe....

"Sind Ihre Augen grün?", fragt Mac plötzlich.

"Grün?", Al ist hellhörig geworden. "Sam, was meint sie?"

Fragend sieht Sam sie an.

"Im Gerichtssaal als wir uns das erste Mal begegneten und auch später ist mir aufgefallen, dass Ihre Augenfarbe wechselte....", hilflos schüttelt sie den Kopf. ´Nein. So was war nicht möglich! Das war zu verrückt!´

"Ja, sie sind grün", bestätigt Sam. "Sie konnten das sehen?"

Mac nickt stumm.

"Aber das ist unmöglich! Ich kann Ihnen nicht glauben!"

"Ich hab´s Dir doch gesagt, Sam", mischt Al sich ein.

"Sie können das nachprüfen, Mac", bittend sieht Sam sie an. "Gehen Sie in eine Bibliothek, suchen Sie nach einem Dr. Samuel Beckett aus Elk Ridge, Indiana. Ich bin Quantenphysiker, ich habe für meine Theorien den Nobel Prize gewonnen...."

"Warten Sie!", unterbricht Mac ihn. "Wie soll ich wissen, dass Sie das alles nicht irgendwo gelesen haben?"

"Mac, bitte! Sehen Sie mich an!", er sieht ihr in die Augen. "Ich lüge nicht!"

Mac bricht den Augenkontakt ab und verlässt stumm den Raum.

"Sam, das war nicht gut....nicht gut", Al schüttelt zweifelnd seinen Kopf.

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Washington D.C.
Bibliothek

´Bin ich wirklich hier?´, fragt sich Mac. `Glaube ich auch nur ein Wort von dieser Geschichte?´

Ihre Gedanken werden von der Ankunft des Bibliothekars unterbrochen. Ein Stapel Zeitungen und Archivinformationen landen vor ihr auf dem Tisch.

"Danke!"

Schnell blättert Mac durch den Zeitungsstapel. Bei einem Titelbild des Time Magazine hält sie inne. Auf dem Cover prangt das Porträt eines Dr. Samuel Beckett - die Zeitschrift betitelt ihn als den "Neuen Einstein". Fassungslos betrachtet Mac das Bild. Der Mann auf dem Titelbild hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem Mann in der Gefängniszelle. ´Aura, hat Ryan/Sam gesagt´ ,überlegt Mac als sie genauer hinsieht. ´Die Augen´, sie hält die Zeitschrift dichter an ihr Gesicht. ´Diese Augen und ihre Ausdruckskraft würde sie überall wiedererkennen. War das möglich? Konnte ein Mensch durch die Zeit reisen?´ Mit diesen Gedanken beginnt Mac die unterschiedlichen Artikel zu lesen.

Nach über 2 Stunden bricht sie ab. Ihr Kopf schwirrt von all den vielen wissenschaftlichen Theorien, sie kannte sich nicht genug auf diesem Gebiet aus - für sie klang es einfach nach Science Fiction. Fest stand, das es einen Dr. Samuel Beckett gab, der eine Zeitreisentheorie aufgestellt hatte und dafür mit dem Nobel Prize ausgezeichnet worden war. Laut einem Artikel hatte Dr. Beckett den Preis nicht persönlich in Empfang genommen. An seiner Stelle war ein gewisser Admiral Albert Calavicchi erschienen. ´Al´, schießt es Mac durch den Kopf. ´Konnte das wirklich wahr sein?´ Über Hologramme hatte sie auch einen kurzen Bericht gelesen, aber es wurde erwähnt, dass so etwas noch immer reine Theorie war....

Mit Kopien des Berichts aus dem Time Magazine und dem Cover macht sie sich auf den Weg zu Harm. ´Würde er ihr auch diese Geschichte abnehmen?´

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Washington D.C.
Harms Apartment

Harm lässt gerade den Telefonhörer fallen als es an seiner Tür klopft.

"Mac, wo waren Sie so lange", sprudelt es aus ihm heraus als er seiner Partnerin die Tür öffnet. "Ich habe versucht Sie anzurufen."

"Tut mir leid, Harm", entschuldigt sich Mac. "Mein Handy ist aus, ich war in der Bibliothek."

"Bibliothek?", fragt Harm skeptisch.

Nervös beißt Mac sich auf die Lippe. ´Wo sollte sie anfangen? Sollte sie ÜBERHAUPT anfangen? Es war einfach zu unglaublich! Sie war ja nicht mal selbst völlig überzeugt....´

"Mac, was ist los?", Harm sieht sie fragend an. `Irgendetwas bedrückte sie, das sah er deutlich.´

Tief Luft holend setzt Mac sich auf die Couch und breitet die Artikel vor ihm aus.

Skeptisch sieht Harm die Zeitungen durch. `Was soll das alles?. Fragt er sich. `Zeitreisentheorien. Nobel Prize.... Was ?´

Verwirrt sieht er Mac an.

"Harm, vertrauen Sie mir?", beginnt sie. "Vertrauen Sie mir wirklich?"

Verständnislos sieht Harm sie an. `Was sollte diese Frage?´

"Natürlich! Das habe ich immer", sagt er ernst.

Mac weicht seinem Blick aus. Sie steht auf und geht zum Fenster, es wurde langsam dunkel.

"Sam hat mir erzählt....."

"Wer ist Sam?", wirft Harm ein.

"Ryan.....ich meine Ryan ist nicht Ryan. Sein richtiger Name ist Sam, Sam Beckett.", Mac sieht Harm nun direkt an. Verwirrung und Sorge liest sie in seinen Augen.

"Sam Beckett ist ein Zeitreisender, der.....der....", Mac bricht ab. `Nein, diese Geschichte würde er niemals glauben.´

"Mac", mit zwei schnellen Schritten ist er bei ihr und legt eine Hand unter ihr Kinn, damit sie ihn ansehen muss.

"Was wollen Sie mir damit sagen?", verständnislos schüttelt er den Kopf.

"Diese Artikel", Mac deutet auf den Tisch. "beschreiben den Mann in der Zelle. Nicht Ryan Campbell", fügt sie hinzu, "sondern Dr. Samuel Beckett."

"Das hat er Ihnen erzählt?", Wut steigt in Harm hoch. "Er hat Ihnen erzählt, dass er ein Zeitreisender namens Sam Beckett ist?" ´Wie konnte dieser Bastard nur ihre Gutgläubigkeit ausnutzen?´

Tränen steigen in Mac´s Augen. ´Wenn sie die Fakten aus Harms Mund hörte, klang alles noch unglaublicher. Wie konnte sie sich nur so täuschen?´

Harm nimmt sie in die Arme und Mac lehnt ihren Kopf an seine Schulter.

"Ich komme mir so dumm vor", schluchzt sie. "Ich habe ihm geglaubt, ich....ich....."

"Schsch, Mac. Ganz ruhig", tröstet sie Harm.

"Sie müssen mich für verrückt halten", sagt sie leise an seiner Schulter, "das ich auch nur für einen Augenblick diese Geschichte geglaubt habe."

"Nein Mac", er streichelt ihr über´s Haar. "Er war einfach überzeugend." ´Zu überzeugend´, musste Harm sich eingestehen. ´Wenn Mac ihm geglaubt hatte...´

Nachdem Harm Mac überredet hatte, in seinem Bett zu schlafen, macht er sich auf den Weg ins Gefängnis.

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Washington D.C.
Staatsgefängnis


Es ist kurz vor Mitternacht als ein Polizist Sam noch einmal aus der Zelle holt.

"Dein Anwalt will Dich sprechen", antwortet der Polizist auf Sam´s Frage, wohin er gebracht wird.

Als die Tür zum Verhörraum hinter Sam ins Schloss fällt, dreht sich ein wütender Harmon Rabb zu ihm um.

"Zeitreisender?", fragt er sarkastisch. Seine Augen funkeln wütend als er näher an Sam herantritt.

"Sie hat es Ihnen erzählt?", fragt Sam.

"Davon können Sie ausgehen", Harms Stimme wird leiser. "Wie konnten Sie ihr das antun? Sie hat Ihnen vertraut."

´Er glaubt mir nicht´.

"Ich habe ihr Vertrauen nicht missbraucht", verteidigt sich Sam.

"Ach hören Sie doch auf", fordert Harm. "Sie können doch nicht im Ernst glauben, dass wir Ihnen diesen Quatsch mit der Zeitreise abnehmen."

Sam sucht verzweifelt nach den richtigen Worten als sein Hologramm neben ihm auftaucht.

"Na, wie läuft es Sam? Noch einen gemütlichen Plausch zu später Stunde", fragt Al unschuldig.

Wütend sieht Sam seinen Freund an und wendet sich dann wieder an Harm.

"Womit kann ich Sie überzeugen?", will Sam wissen.

"Überzeugen?", Harm´s Stimme wird lauter. "Sie können mich nicht überzeugen. Ich bin auch nicht bereit, Ihnen zu zuhören. Was sie Mac angetan haben, reicht völlig aus. Wissen Sie was?", fragend sieht er Sam an. "Sie war von Ihrer Unschuld überzeugt. Sie wäre in der Lage gewesen, die Geschworenen zu überzeugen. Sie haben´s vermasselt."

Harm wendet sich zur Tür.

"Warum hätte ich das tun sollen?", ruft Sam ihm hinterher. "Mac war die einzige, die mir helfen konnte, warum hätte ich das riskieren sollen?"

Langsam dreht Harm sich um.

"Weil Sie dumm sind?"

"Sie wissen genau, dass ich das nicht bin. Und Sie wissen auch, dass ICH den Mord nicht begangen habe.", wendet Sam ein.

"Aber Sie sind nicht Ryan Campbell, oder?", fragt Harm sarkastisch. "Vielleicht ist ER es ja gewesen?"

"Nein, er ist es auch nicht gewesen", sagt Sam leise. "Ich bin hier, um seine Unschuld zu beweisen", hoffnungsvoll sieht er Harm an. "Aber dafür brauche ich Ihre Hilfe. Ihre Hilfe und Ihr Vertrauen."

"Vertrauen? Wie können Sie von mir Vertrauen erwarten", Harm schüttelt ungläubig den Kopf. ´Er konnte nicht glauben, dass er diesem Mann immer noch zu hörte.´

"Harm, bitte", fleht Sam. "Lassen Sie mich es beweisen. Dieser rote Sand, den sie beide gefunden haben, wie ich hätte ich davon wissen sollen?"

"Vielleicht haben Sie es auf dem Revier aufgeschnappt", antwortet Harm lahm. ´Wenn es so gewesen wäre, hätte er Mac sicher davon erzählt.´

Kopfschüttelnd sieht Sam Harm an. ´Es würde nicht leicht sein, ihn zu überzeugen. Er war wütend wegen Mac...´

"Was soll ich tun...?", sagt Sam zu Harm und sieht dabei sein Hologramm fragend an. Al versteht den Hinweis und ruft einige Dinge über das Handlink ab.

"Soll ich Ihnen erzählen, dass Ihr Vater in Vietnam abgeschossen wurde als Sie noch ein Junge waren? Das Ihre Mutter, Trish wieder geheiratet hat, dass Sie nachtblind sind und deshalb nicht mehr fliegen, dass Mac´s Vater...."

Bis zu diesem Satz hört Harm überrascht, aber aufmerksam zu. Als die Sprache auf seine Partnerin kommt, sieht er Sam wütend an.

"Das reicht! Kein Wort weiter!", fordert Harm ihn auf. ´Diese Dinge gingen nur Mac etwas an.´

"Tut mir leid! Ich wollte nicht....", versucht Sam sich zu entschuldigen.

"Woher wissen Sie das alles?", unterbricht ihn Harm.

Sam holt tief Luft, sieht Al an und beginnt langsam zu sprechen.

"Wie ich Mac schon erzählt habe, begleitet mich ein Hologramm, Al....", bei diesen Worten sieht Harm sich suchend im Raum um. "Sie können ihn nicht sehen, Harm", Sam lächelt leicht. "Er ist mit meinen Gehirnströmen verbunden und kann über sein Handlink Daten von einem Computer abfragen. Daher weiß ich all diese Sachen."

"Ich weiß nicht...", Harm schüttelt ungläubig seinen Kopf. "Ich möchte Ihnen glauben, wirklich, aber das klingt einfach zu verrückt."

"Mac hat mir geglaubt", wirft Sam ein.

"Sie hat Ihren Augen geglaubt", korrigiert ihn Harm. "Diese andere Sache.....ich weiß nicht...sie hatte all diese Artikel und Fotos....."

"Dann hat sie mir wenigstens so weit geglaubt, dass sie nachgeforscht hat."

Bejahend nickt Harm.

"Und Sie reisen wirklich durch die Zeit", fragt Harm leise. ´Wenn ich......dann könnte ich vielleicht.....Dad!´

"Ja", bestätigt Sam und sieht Harm aufmerksam an. ´Irgendetwas bedrückt ihn.´

"Mein Dad, er.....", beginnt Harm und sieht Sam bittend an. "Können Sie....?"

Traurig schüttelt Sam seinen Kopf.

"Es tut mir sehr leid, Harm. Ich weiß nicht, wo ich als nächstes sein werde, ich kontrolliere meine Sprünge nicht - es tut mir leid."

"Sein Vater ist Tod", mischt Al sich plötzlich ein. "Er wurde in Russland ermordet." Flüstert er.

Überrascht sieht Sam sein Hologramm an. ´Sollte er Harm sie Wahrheit erzählen?´

"Sag es ihm nicht, Sam", sagt Al als hätte er die Gedanken seines Freundes erraten. "Er ist noch nicht bereit dafür. Eines Tages wird er es herausfinden."

Die Bilder seines Vaters verjagend, fragt Harm

"Was sollen wir tun?"

"Sie glauben mir", Sam sieht ihn hoffnungsvoll an.

"Sagen wir mal so. Ich denke, dass Sie es nicht gewesen sind", ein kleines Lächeln umspielt Harms Lippen. ´Das ist doch verrückt´, denkt er. ´Zeitreisen......aber, warum eigentlich nicht....´

"Das ist doch was", sagt Al erleichtert und wendet sich seinem Handlink zu. "Sam, in der Nähe des Studentwohnheims gibt es eine Baustelle, die einzige in der Stadt, die tief genug ist, um auf roten Sand zu stoßen......"

"Arbeitet der Mörder dort?", wirft Sam fragend ein.

Harm steht eingeistert am anderen Ende des Raumes. Offensichtlich unterhielt Sam sich gerade mit seinem Hologramm.

"Ich weiß es nicht", Al schüttelt das Handlink hin und her. "Es wäre möglich. Er könnte aber auch ein Obdachloser sein, der sich in den angrenzenden leerstehenden Häusern herumtreibt."

"Harm?", Sam wendet sich an seinen verblüfft aussehenden Anwalt. Er lächelt leicht als er sich vorstellt, wie er reagieren würde, wenn er nur eine Seite eines Gespräches hören würde. "Es gibt eine Baustelle, direkt neben dem Wohnheim", wiederholt Sam Al´s Worte. "Es wäre möglich, dass der Mörder dort arbeitet oder sich in der Nähe aufhält."

Abwartend sieht er Harm an.

"Die haben wir gesehen", bestätigt Harm. "Ich werde mich morgen genauer dort umsehen", verspricht er.

Dankend nickt Sam als Al noch einmal das Wort ergreift.

"Harm?", hält Sam ihn kurz vor der Tür auf. "Gehen Sie nicht allein dorthin." Als er Harms fragenden Blick sieht: "Vertrauen Sie mir! Gehen Sie nicht allein!"

Ohne ein weiteres Wort verlässt Harm den Verhörraum.

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Washington D.C.
Harms Apartment


Trotz seines nächtlichen Ausflugs erwacht Harm vor seiner Partnerin, die friedlich zusammengerollt in seinem Bett liegt. Entspannt ruht ihr Kopf auf seinem Kissen. ´Könnte es nicht immer so sein?´, fragt Harm sich.

Diesen Gedanken abschüttelnd wendet Harm sich zur Tür.

Als die Tür hinter Harm ins Schloss fällt, fährt Mac erschrocken hoch. ´Wo?´, sie sieht sich um. `Harms Bett? Wie....?´Plötzlich fällt ihr wieder alles ein. Das Gespräch vom Vorabend. Sie hält die Hände vor ihr Gesicht. ´Ich hab mich lächerlich gemacht´, Mac schüttelt ihren Kopf. Mit einem Ruck steht sie auf, festentschlossen Ryan Campbell zur Rede zu stellen.

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Washington
Staatsgefängnis


"Wo ist Harm?", ist Sams erste Frage als er den Verhörraum betritt.

Verwirrt sieht Mac ihn an.

"Warum sollte er hier sein?", entgegnet sie. "Ich hab ihm alles......"

Ungeduldig unterbricht Sam sie.

"Das weiß ich alles, Mac. Wo ist er hingegangen?"

"Hingegangen? Was soll das", fragt Mac nervös. ´Was war los?´

"Harm ist gestern Abend nach ihrem Gespräch noch einmal hier gewesen", erklärt Sam. "Ich hab ihm gesagt, wo der den Mörder finden kann."

"Wo er den Mörder finden kann?", wiederholt Mac ungläubig. ´Sollte das etwas heißen, dass Harm Ryan geglaubt hat. Das sie sich nicht völlig lächerlich gemacht hatte?´

"WO?"

"Er hat es Ihnen nicht gesagt? Hat er es überhaupt jemandem gesagt?", will Sam wissen. Ein ungutes Gefühl macht sich in seinem Magen breit.

Mac schüttelt ihren Kopf.

Plötzlich erklingt das Geräusch der Imaging Chamber Tür.

"Al", überrascht fährt Sam zusammen.

"Al?", Mac sieht sich suchend um. Es war ihr unheimlich zu wissen, dass noch jemand im Raum war, den sie aber nicht sehen konnte.

"Es ist Harm", sagt das Hologramm.

"Harm?", fragend sieht Sam ihn an.

"Was ist mit Harm?"; will Mac wissen.

"Er ist allein gegangen." Fährt Al fort.

Aufmerksam betrachtet Sam seine Freund, der die Informationen des Handlinks abwartet.

"Was ist mit Harm", fragt Mac ungeduldig. ´Ist ihm etwas passiert? Oh bitte, lass es ihm gut gehen!´, fleht sie.

"Oh nein, Sam", Al wird blass. "Ziggy sagt, dass Harm in 10 Minuten vom Mörder angegriffen werden wird. Er verblutet." Erschrocken sehen sich die beiden an bevor ihre Blicke sich auf Mac richten.

"Was ist los", unruhig wandert ihr Blick durch den Raum. "Ist Harm etwas passiert?", fragt sie leise.

"Mac, sie müssen sich beeilen", Sam bemüht sich um einen ruhigen Ton. "Harm ist einem Gebäude gleich neben der Baustelle am Wohnheim....."

Noch ehe Sam weitersprechen kann, eilt Mac in Richtung Tür.

"Mac", ruft Sam ihr hinterher. "Seien Sie vorsichtig."

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Washington D.C.
Baustelle


Leise verflucht sich Harm als es das abrissfällige Haus neben der Baustelle betritt. ´Warum muss ich immer alles selbst machen´, fragt er sich. ´Ich hätte Mac wenigstens sagen können, wohin ich gehe´, er schüttelt seinen Kopf. ´Oh, sie wird mächtig wütend sein´, lächelt er vor sich hin.

Im Innern des Hauses ist es dunkel. Nur an den Stellen, wo das Dach im Laufe der Zeit undicht geworden war, schimmerte Tageslicht durch.

Langsam, darauf achtend, wohin er tritt, geht Harm durch das Haus.


Während Harm vorsichtig einen Raum nach dem anderen durchsucht, hält mit quietschenden Reifen ein Auto vor dem Haus.
Kaum sind die Geräusche des Motors verklungen, springt Sarah MacKenzie auf die Strasse, mit ihrem Handy am Ohr läuft sie in Richtung des von Sam beschriebenen Hauses. ´Bitte lieber Gott, lass es noch nicht zu spät sein´, bittet sie.

Kurz und knapp gibt sie ihre Informationen an die Polizei weiter und betritt dann das Gebäude - sofort ist sie von Dunkelheit umgeben.


Harm hat mittlerweile den ersten Stock erreicht. Vorsichtig öffnet er die Tür vor sich.
Hier sieht es nicht ganz so verdreckt aus, wie in den Räumen zuvor. In einer Ecke am Fenster entdeckt er ein provisorisches Bett, an der Erde liegen vereinzelte Kleidungsstücke.

Langsam geht Harm weiter in den Raum hinein als er hinter sich ein leises Geräusch vernimmt. Noch während Harm sich herumdreht, spürt er einen scharfen Gegenstand, der sich in seinen Rücken bohrt.

Mit einem Aufschrei des Schmerzes fällt er zu Boden.


Als Mac den Schrei vernimmt, stürmt sie ohne zu überlegen die Treppe hinauf.
Die letzte Stufe gibt unter ihrem Gewicht nach, beinahe wäre sie gestürzt doch im letzten Moment erlangt sie ihr Gleichgewicht wieder. Panik steht ihr ins Gesicht geschrieben.

Sie reißt die Tür auf, gerade als der Angreifer über Harm steht und das Messer erneut zum Angriff erhebt.
Mit einem Satz ist sie bei dem Mann und wirft ihn zu Boden.

Harm liegt bewegungsunfähig an der Erde während er die Geräusche des Kampfes neben sich hört. Das Messer hat seine ganze linke Körperhälfte taub werden lassen, er merkt wie er langsam das Bewusstsein zu verlieren droht.

"Sarah?", kommt es leise über seine Lippen. ´Bleibt wach! Bleibt wach!´, fordert er von sich selbst.
Blut sickert aus seiner Wunde.

Mac ringt noch immer mit dem Angreifer. Die Wucht des Aufpralls hat ihr zwar einen Vorteil verschafft, aber der Mann war um einiges größer und stärker als sie selbst. Mit eisernem Griff umklammert sie die Hand, in der der Mann das Messer hält. Schweiß läuft ihre Stirn hinunter und lässt sie blinzeln.

"Sarah?", hört sie Harm leise rufen. ´Halt durch!´, ruft sie still und neue Kräfte werden wach. Sie sieht auf den Mann unter ihr, blickt in seine Augen, die sie irr anstarren. Unter Aufbietung all ihrer Kraft ballt sie die rechte Hand zur Fast und schlägt kurz hintereinander dreimal zu. Das Messer entgleitet dem Angreifer und sein Körper wird schlaff.

Schwer atmend erhebt sich Mac und wischt sich den Schweiß von der Stirn.

"Sarah?", Harms Ruf wird leiser. ´Bitte lass es ihr gut gehen!´ Die Schmerzen sind unerträglich.

"Harm?", vorsichtig berührt Mac ihren Partner. Um seinen Körper hat sich eine Blutlache gebildet.
"Harm", sie schüttelt ihn etwas als er seine Augen nicht öffnet. "Komm schon, Harm!", bittet sie.

"Sarah?", Mac kann ihn kaum verstehen, Harms Mund ist trocken, er kann kaum die Augen offen halten.

"Mir geht es gut", beruhigend streicht sie ihm über die Wange. "Halt durch, okay?", bittet sie während eine einzelne Tränen ihre Wange herunterläuft.

"Es tut mir leid", kommt es flüsternd über Harms Lippen. ´Warum hatte er nie gesagt, dass er.....´ den Gedanken nicht zu Ende bringend, sinkt Harm in die Bewusstlosigkeit.

Als Mac merkt, dass Harms Körper sich in ihren Armen entspannt, beginnt sie zu weinen. Hilflos schluchzend sitzt sie am Boden und so finden sie die Polizei und das Rettungsteam.
Behutsam nehmen sie ihr die Last aus den Armen. Ohne ein Wort fährt sie an der Seite ihres Partners sitzend ins Krankenhaus.

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Washington D.C.
Krankenhaus


Stunden sind seit ihrer Ankunft im Krankenhaus vergangen. Noch immer hat Mac kein Wort von den Ärzten gehört.

Ihre Tränen sind versiegt, ihre Augen rot vom Weinen. Jetzt kann sie nur noch hoffe, dass Harm stark genug war.

Die Stimme eines Arztes reißt sie aus ihren Gedanken.

"Miss MacKenzie?".

Erwartungsvoll sieht zu dem Mann im weißen Kittel auf. ´Welche Nachricht bringt er?´

"Sie sind zusammen mit Commander Rabb gekommen?", fragt er.

Mac nickt stumm. `Nun sag schon, was mit Harm ist´, bittet sie.

"Die Operation ist gut verlaufen", beginnt der Arzt und sieht in die geröteten Augen der jungen Frau vor ihm. "Ihr Partner hat Glück gehabt. Wenn er sich nicht im letzten Moment bewegt hätte, wäre das Messer direkt in sein Herz gegangen." Tröstend legt er eine Hand auf Mac´s Schulter. "Die nächsten Stunden sind kritisch, aber ich denke, dass er es schaffen wird."

Mit diesem Worten lässt er Mac wieder allein.

´Er wird es schaffen! Er ist stark!´, redet Mac sich zu.

Nach einer weiteren Stunden lassen die Schwestern sie kurz in Harm´s Zimmer.

Sein Gesicht ist weiß wie die Wand, Schläuche stecken in seinen Armen und Maschinen zeichnen seine Lebenszeichen auf. Erneut beginnt Mac zu weinen. Langsam setzt sie sich zu Harm auf´s Bett und nimmt seine Hand in ihre.

"Harm?", flüstert sie. "Ich bin´s, Mac."

Sie drückt seine Hand an ihre tränenfeuchte Wange.

"Du schaffst das. Ich weiß es", flüstert sie nahe an seinem Ohr und küsst ihn dann leicht auf die Stirn.

`Mac´, schießt es durch Harm´s Gedanken. `Mac! Bist Du das?´ Verzweifelt versucht Harm zu sich zu kommen.

Mac´s Worte werden leiser als sie sich vom Bett erhebt.

´Mac! Bleib bei mir!´, ruft Harm doch kein Wort kommt über seine Lippen.

"Wir sehen uns , Sailor", sagt Mac von der Tür aus. "Ich liebe Dich", flüstert sie im Gehen.

`Was hast Du gesagt?´, ruft Harm stumm. ´Mac! Mac! Was...?´
Die Geräte zeichnen eine Erhöhung der Pulsfrequenz auf doch davon bemerkt Mac nichts, sie hat die Tür bereits hinter sich geschlossen.

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Washington D.C.
Staatsgefängnis


Als Mac zu Sam in den Verhörraum tritt, sind die Handschellen verschwunden.

´Nur noch ein paar Stunden und er wird entlassen´, denkt Mac.

"Wie geht es Harm?", fragt Sam leise und geht auf Mac zu.

Kraftlos sieht sie ihn an, Tränen schimmern in ihren Augen.

"Sagen Sie es mir, Sam!", flüstert sie und sieht ihn hoffnungsvoll an. Als Sam nicht antwortet, wird sie etwas lauter. "Sagen Sie es mir!"

"Ich weiß es nicht, Mac", bedauernd schüttelt Sam seinen Kopf. "Al ist nicht hier. Ich kann nicht...."

"Wo ist er?", unterbricht sie aufgebracht. "Warum ist er JETZT nicht hier? Ich will es wissen!" Bilder von Harm blutüberströmt in diesem Haus sieht sie vor ihrem geistigen Augen und bricht in Tränen aus. " Er schafft es, ich weiß es", flüstert sie zu sich selbst.

Sam nimmt sie behutsam in den Arm. Zuerst wehrt sie sich gegen seine Berührung, gibt aber schon kurze Zeit später auf und weint an seiner Schulter.

"Schsch....es wird alles gut", versucht Sam sie zu trösten.

Als er das Geräusch den Imaging Chamber Tür vernimmt, sieht Sam sein Hologramm fragend an.

"Er wird es schaffen, Sam", sagt Al nickend.

´Warum bin ich noch hier´, fragen Sam´s Augen. Ohne eine Antwort deutet Al auf Mac.

"Mac?", flüstert Sam. Beruhigend streicht er ihr übers Haar. "Mac, Al ist hier."

Mit tränenfeuchten Augen sieht sie Sam an. ´Bitte!´

"Er wird es schaffen, Mac!"

Erleichtert lässt Mac die Schultern sinken und blickt dann suchend durch den Raum.

"Danke, Al!", sagt sie leise.

"Mac?", Sam fordert sanft ihre Aufmerksamkeit. "Ich werde gleich springen", erklärt er, "Meine Aufgaben ist erfüllt", er lächelt sie an. "Danke!", sagt er und streichelt ihr mit seiner Hand über die Wange. "Tun Sie mir noch einen Gefallen?"

Bejahend nickt Mac. Die Tränen sind versiegt.

"Sagen Sie es ihm!"

´Sagen?`, Mac´s Augen sehen ihn fragend an.

"Verlieren Sie keine Zeit, Mac", sagt Sam ernst. "Auf Wiedersehen!"

"Bye", sagt auch Al und Sam springt....

Bevor Mac sich verabschieden kann, geht einer Veränderung durch den Körper des Mannes vor ihr. Alles scheint verändert - die Körperhaltung, seine Präsenz, seine Augen, Sam ist fort...

"Auf Wiedersehen, Sam!", flüstert Mac und verlässt den Verhörraum.

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Washington D.C.
Krankenhaus


Seit scheinbar entlosen Stunden sitzt Mac an Harm´s Bett. Die Farbe war in sein Gesicht zurückkehrt, aber bisher war er noch nicht aufgewacht.

"Harm?", ruft Mac leise und streichelt sein Wange. "Ich bin hier, Harm."

Langsam beginnt Harm sich unter ihrer Berührung zu bewegen.

´Mac?´, will er rufen, aber wie zuvor kommt kein Ton über seine Lippen. ´Mac, geh nicht wieder fort!´, bittet er.

"Harm?", Mac beugt sich über ihn. ´Hatte er sich eben bewegt?´ "Harm?"

"Mac?", seine Stimme klingt dumpf, sein Hals ist trocken. ´Habe ich laut gesprochen?´

"Harm", freudestrahlend sieht sie auf ihn hinunter.

Vorsichtig öffnet Harm die Augen und sieht geradewegs in das wunderschöne Gesicht seiner Partnerin.

"Mac?", fragt er noch einmal.

"Ja Harm, ich bin es", wie um ihre Worte zu verdeutlichen nimmt sie seine Hand und drückt einen Kuss in seine Handfläche.

Als sie seine Hand wieder loslassen will, hält er ihre erstaunlich kräftig fest.

"Geh nicht weg!", bittet er.

"Das werde ich nicht", lächelnd schüttelt sie ihren Kopf. ´Nie wieder.´

"Danke!", beruhigt schließt Harm die Augen als ihm Macs Worte einfallen, die sie beim verlassen des Zimmers gesagt hatte.

"Mac?", fragt er mit geschlossenen Augen noch immer ihre Hand haltend. "Was hast Du gesagt als Du das letzte Mal hier warst?"

Mac ist etwas überrascht, sie hatte angenommen, dass er tief und fest schlafen würde. ´Verlieren Sie keine Zeit, Mac!´, hallen Sams Worte in ihrem Kopf wieder.

"Ich liebe Dich", flüstert sie, beugt sich über Harm und drückt ihm einen sanften Kuss auf die Lippen.

"Gut", sagt Harm leise, seine Augen werden schwer. "Ich dachte, ich hätte geträumt.... Ich liebe Dich auch, Sarah", sind seine letzten Worte bevor die Müdigkeit ihn übermannt.

Vollkommen glücklich sinkt Mac in den Stuhl neben Harm´s Bett und ist innerhalb weniger Sekunden ebenfalls eingeschlafen.

´Ob sie wohl den selben Traum träumen?´

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